Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
getötet?“
„Nein, wir waren zu sehr mit weglaufen beschäftigt.“, antwortete Andras wahrheitsgemäß, „Wir haben sie zwar schwer verwundet, aber falls ihre neuen Freunde nicht allzu grausam oder dumm sind, können sie sie behandeln und sie ist bald wieder auf den Beinen. Ähnlich, wie du...“
„Verstehe.“
„Bist du nicht entsetzt, dass sie dich angegriffen hat?“, wollte Argrim wissen, der sich langsam wieder etwas fing. Aber nicht mehr als Nuala zu ihm blickte. Ihre Augen funkelten von Leidenschaft und das erinnerte ihn an den Kuss. Nun war er um den Bart froh, denn der verbarg recht gut die Schamesröte!
Die Elfe genoss es, dass Jalgat so aus der Bahn geraten war und schmunzelte als sie endlich antwortete: „Nein, es entsetzt mich nicht. Es war auch nicht überraschend.“ Das verwunderte nun auch Andras, der sie ebenso fragend ansah, wie der Zwerg. „Ihr Verhalten hatte sich immer massiver verändert.“, erklärte die Blondine seufzend, „Sie war so skeptisch und zurückhaltend. Hat alles hinterfragt. Als wir sie in dem Dorf kennenlernten, war sie naiv und fröhlich. Offen... Sie glaubte alles, was wir sagten. Deshalb ist sie ja letztendlich auch mitgekommen. Doch seit sie auf Zodiak getroffen ist, wurde sie seltsam... Anfangs war es kaum wahrzunehmen, aber seit der Flucht fiel es mir immer mehr auf.“
„Wieso hast du denn nichts gesagt?“, wollte Argrim wissen.
„Weil... ich es ignoriert habe...“
„Du hast es falsch gedeutet?“
„Ja...“, gab sie zu und resignierte etwas mehr.
„Hey!“, lachte Andras und schlug der verwirrten Nuala heftig auf den Rücken, sodass sie beinahe vornüber gekippt wäre, „Mach’ dir nichts draus, Schätzchen! Du hast ja auch geglaubt, dass ich ein Verräter wäre! Und siehe da: Ich bin nun dein bester Freund und du vergötterst mich förmlich!“
„Ich hasse dich förmlich...“, erwiderte die Elfe mit einem schiefen, aber dankbaren Lächeln.
„Außerdem bezweifle ich persönlich immer noch, dass du kein Verräter bist.“, warf der Zwerg ein, „Deshalb ist es nicht schlimm, dass sie sich da... geirrt hat.“
„Ihr verletzt mich sehr!“
Sie mussten lachen, auch wenn es eigentlich nichts zu lachen gab. Aber diese Auflockerung tat ihnen einfach mal gut. Nuala tastete nun unter ihrem Hemd nach der verwundeten Seite und ertastete die dicke Narbe, die wohl nie ganz verschwinden würde. Die Ironie dahinter erkannte sie durchaus, schwieg aber darüber. Immerhin hatte sie überlebt und auch der Rest der Gruppe. Wenn nun auch der Verrat in ihren Herzen wie ein dunkler Schatten hing.
„Wir sollten weiter.“, sagte die Elfe dann. Sie stimmten ihr ohne weitere Fragen zu.
In dem Wald war es unheimlich schwer die Orientierung zu finden. Manchmal waren sie sich nicht sicher, ob sie nicht um Kreis liefen, obwohl sie nicht mal großartig abbogen. Aber die Dunkelheit und die identische Umgebung machte es nicht unbedingt einfach, sich zu merken, wo die Gruppe bereits war. Die Geräusche aber wurden lauter je tiefer sie in das Wäldchen kamen. Inzwischen hatten sie auch ein paar der Verursacher gesehen. Sehr seltsam aussehende Vögel... Ebenso kraftvoller als die, die sie kannten und mit seltsamen Farbschemen. Ihr Gesang hatte auch einfach nichts Schönes an sich. Es klang ein bisschen nach einer Frau, die man qualvoll und langsam tötete... Es gab auch Wesen, die wie Eichhörnchen wirkten, aber da war es genau das gleiche Spiel: Größer, kräftiger und seltsame Farbe.
Das konnte nicht die Welt sein, die sie kannten. Dafür waren die Abweichungen einfach zu groß! Aber sie schien zumindest mit ihrer verwandt zu sein. Vielleicht ein Versuch Gottes, Verbesserungen vorzunehmen und zu testen. Ein paar davon würden Argrim auch gefallen, wie die wasserabweisenden Pflanzen und die atmungsaktive Erde, die sich nicht in Matsch verwandelte, egal, wie viel es regnete. Aber diese unheimlichen Tiere konnten ruhig hier bleiben.
Zwei Tage vergingen, ohne dass ein Tier sie angriff oder sie auf ihre Verfolger stießen. Sie hatten sich dennoch nur selten ausgeruht. Gegessen hatten sie ungewöhnliche Beeren von den Sträußchen und auch Pilze, die ebenso seltsam gewesen waren. Aber nichts davon war offenbar giftig, nur geschmacklich und äußerlich andersartig. So blieben sie aber wenigsten voller Energie und füllten alte Reserven wieder auf. Dann aber hörte Nuala Bewegungen im Dickicht hinter ihnen. Das waren nicht diese seltsamen Wesen, sondern menschliche
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