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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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der Geruch ließ sich nicht zurückhalten, und Boris merkte, wie ihm selbst übel wurde. Er war heilfroh, als die Maschine schließlich über die holprige Landebahn von Morombe rumpelte, die Tür geöffnet, die Treppe angerollt wurde und sie auf den sonnenheißen Beton hinunterstiegen. Endlich konnte er den Rücken dehnen und die Arme strecken. «Das war echt ein Riesenspaß», brummte er.
    «Ach was? Das musst du mir erklären», sagte Davit.
    Nachdem sie ihr Gepäck geholt hatten, schauten sie sich nach einem Taxi um. Es waren nur zwei da, gelbe, verbeulte Kisten, aber die Fahrer sprachen beide kein Englisch. Ratlos starrten sie alle einander an.
    «Hotel?», fragte Davit schließlich. «Englisch?»
    Der ältere der beiden Fahrer lachte und hob den Daumen. Sie stiegen ein und ließen sich von ihm auf einer Straße voller Schlaglöcher in die Stadt schaukeln. Junge Madagassen mit verdrossenen Gesichtern spähten mit taxierenden Blicken durch die Fenster. Vor einer Hotelanlage, die von einem hohen Staketenzaun umschlossen war, hielt das Taxi an. «Hotel. Englisch», meldete der Fahrer.
    Vor dem Empfang lagen zwei Windsurfbretter und ein Außenbordmotor auf dem rot gefliesten Boden, aber es war niemand zu sehen. Boris machte sich mit einem ungeduldigen Ruf bemerkbar, worauf ein alter Mann erschien, der sich den Schlaf aus den Augen rieb.
    «Sprechen Sie Englisch?», fragte Boris.
    Der Alte schüttelte den Kopf. «Claudia», rief er laut. «Claudia!» Eine hübsche junge Madagassin mit milchkaffeebrauner Haut und geflochtenem schulterlangem Haar näherte sich durch lichtgesprenkelten Schatten. «Engländer», sagte der Alte mit einer Handbewegung zu ihnen.
    Sie nickte und lächelte ihnen zu. «Sie suchen ein Zimmer?»
    «Zwei Zimmer», sagte Boris.
    «Ich zeige Ihnen die besten, die wir haben.»
    Sie folgten ihr einen Sandweg entlang. Zusammengeklappte Sonnenschirme lehnten an gestapelten Gartenliegen. Mopeds und Strandbuggys waren mit Vogelleim und Staub überkrustet. Ein Boot lag kieloben im Sand. Nichts deutete auf die Anwesenheit anderer Gäste hin. Die Geschäfte schienen schlecht zu laufen. Vor zwei Hütten, die auf etwa dreißig Zentimeter hohen Pfählen ruhten und einen prachtvollen Blick auf den Strand und das Meer boten, blieb Claudia stehen. Sie nahm das Vorhängeschloss ab und führte sie hinein. Drinnen war es düster, auch noch nachdem sie die zerschlissenen Vorhänge aufgezogen hatte. «Schön?», fragte sie strahlend.
    Das Doppelbett war durchgelegen, das Moskitonetz zerrissen und mit Sicherheitsnadeln notdürftig geflickt, der Toilette fehlte der Sitz, und statt der Dusche wartete ein riesiger Plastikzuber, der zu Dreiviertel mit Wasser gefüllt war. Aber sie waren ja nicht hier, um Urlaub zu machen, und wichtiger als Komfort war es, jemanden zur Hand zu haben, der Englisch sprach. Außerdem war Claudia unbestreitbar ein Appetithappen, genau richtig, um sie bei eventuellem Leerlauf vor Ausführung ihres Auftrags zu vernaschen. Boris nickte, stellte seine Koffer ab, scheuchte beide hinaus, schloss die Tür und übergoss sich erst einmal mit zwei Eimern kühlen Wassers. Dann trocknete er sich ab, zog ein frisches schwarzes Hemd und Shorts an, setzte seine Ray-Ban auf und ging los, um sich in der Stadt umzusehen.
II
    Gary schaltete den Motor des Bayliner aus und ließ das Boot zum Strand von Morombe treiben. Eine Schar Madagassinnen watete ihnen mit Körben und Schalen entgegen, alle wohlgefüllt mit Schnappern, Kraken und Sardinen sowie Papayas, Maniok und Zwiebeln, die sie in ihren kleinen Gärten gezogen hatten. Ron brauchte nur zu wählen. Knox sprang vom Boot, packte seine Taschen und deponierte sie am Strand, ehe er zurückkehrte, um Lucia zu helfen. Dazwischen erkundigte er sich nach Transportmöglichkeiten. Die Küstenstraße führte nicht bis nach Eden; außerdem war eine Brücke gleich südlich der Stadt kürzlich von einem Zyklon eingerissen und noch nicht wiederhergestellt worden. Es gab nur eine Möglichkeit, nach Eden zu gelangen: mit einer Fischerpiroge.
    Lucia, der er das erklärte, nahm es gelassen auf. Sie habe ohnehin eine Fahrt mit einer Piroge geplant gehabt, um aus dem Erlebnis einen Artikel zu machen. Sie beschlossen, bis Eden gemeinsam ein Boot zu nehmen, dann wollte sie allein weiter nach Toliara im Süden, von wo sie in zwei Tagen abreisen würde. Sie hatten beide einiges in der Stadt zu erledigen, Knox musste Geld wechseln, Lucia ihr Hotelzimmer aufgeben, doch vorher wollten sie

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