Die Drachenflotte (German Edition)
klopfen.
Dem Fremdenführer verschlug es die Sprache, er leckte sich die Lippen.
Sie zogen das Boot ins seichte Wasser, kippten es erst auf die eine, dann auf die andere Seite, um festzustellen, ob irgendwo ein Leck war. Der Außenbordmotor war ein alter Honda-Viertakter, einfach anzubringen, zu starten und zu steuern. Nicht ideal für lange Fahrten, aber absolut ausreichend, um die Küste entlangzutuckern. Sie schlugen also ein, beide zufrieden mit dem Geschäft. Jetzt brauchte Boris nur noch das nötige Campingzubehör. Oh, und seine Kanone natürlich.
II
Zanahary schwor, er kenne das beste Hotel am Ort. Ja, das, wo du die dickste Provision bekommst, dachte Rebecca, als sie es sah. Aber es war spät, und sie und Daniel waren beide zu müde, um sich jetzt noch auf die Suche nach etwas Besserem zu machen. Da in Eden der Jeep ihres Vaters wartete, brauchte sie jetzt keinen Mietwagen mehr, und sie verabschiedete sich dankend von Zanahary, nachdem sie die notwendigen Formulare unterschrieben hatte. Dann folgten sie und Daniel dem Rezeptionisten nach oben zu zwei nebeneinanderliegenden Zimmern, groß und grau, mit Fliegengittern vor den Fenstern, Wänden, von denen stellenweise der Verputz bröckelte, Schränken, die weder Schubladen noch Kleiderstangen hatten.
«Haben Sie Lust, etwas essen zu gehen?», fragte Daniel.
«Erst muss ich mich frisch machen.» Sie warf ihre Reisetasche auf das Doppelbett, das unter der bescheidenen Last laut quietschte. Nebenan konnte sie Daniel rumoren hören. Aus irgendeinem Grund musste sie daran denken, wie sie vorher auf der Yvette beinahe gefallen war und er sie gehalten hatte. «Vorsichtig», hatte er gesagt.
Vorsichtig, o ja.
Sie war es seit Jahren gewohnt, ihr eigener Herr zu sein, alle wichtigen Entscheidungen selbst zu treffen, und konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal einen ganzen Tag mit einem Mann verbracht hatte, dessen Hilfe sie brauchte, über den sie aber keinerlei Autorität oder Macht besaß. So recht gefallen konnte ihr dieser Zustand nicht.
Sie hatte gerade geduscht und war noch dabei, sich abzutrocknen, als Daniel klopfte. «Sind Sie so weit?», fragte er.
«Eine Minute noch.»
«Ich warte unten.»
Sie breitete ihre Kleider auf dem Bett aus und wünschte sich, sie wäre am Morgen beim Packen etwas sorgfältiger gewesen. Sie zog Blue Jeans an und ein rubinrotes T-Shirt und versuchte dann, sich zu schminken. Der Spiegel hatte einen Sprung und war halbblind, und das Licht über dem Waschbecken flackerte ewig, bevor es endlich ruhig aufleuchtete, nur um gleich wieder in Zuckungen zu verfallen.
Als sie die Treppe herunterkam, saß Daniel auf einer Art Hollywood-Schaukel und schwatzte mit einer wasserstoffblonden Madagassin in einem türkisblauen Jogging-Anzug. Noch während sie zu den beiden hinübersah, kniete sich die Frau auf die Sitzbank neben Daniel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er lachte und schüttelte den Kopf. Sie spielte kokett die Gekränkte, öffnete den Reißverschluss ihres Anzugs, ergriff seine Hand und drückte sie auf ihre Brust.
In Rebecca stritt Eiseskälte mit heißem Zorn. Die Kälte siegte. Ihre Absätze klapperten auf dem nackten Beton, als sie auf Daniel zuging. «Also?», fragte sie. «Möchten Sie immer noch essen gehen, oder haben Sie etwas Besseres zu tun gefunden?»
«Das ist Mimi», sagte Daniel. «Ich glaube, sie mag mich.»
«Sie wartet bestimmt, bis Sie zurückkommen, wenn Sie nett drum bitten.» Es klang bissiger, als sie beabsichtigt hatte. Er zog amüsiert eine Augenbraue hoch, und sie ging ihm wütend voraus auf die Straße, winkte einem Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse eines alten Lieblingslokals von ihr.
Sie nahmen einen Tisch auf der Terrasse.
«Aperitif?», fragte Daniel.
«Für mich nicht, danke.»
Daniel ging zur Bar und kam mit einer großen, schwitzenden Flasche eisgekühltem Stella Gold zurück. Er schenkte ihnen beiden ein Glas ein und hob das seine zum Toast. «Auf Ihre Gesundheit», sagte er.
«Trinken Sie nicht zu viel», wies sie ihn zurecht. «Wir müssen morgen früh raus.»
«Kommen Sie», sagte er. «Die Frau war doch nur nett.»
«Ich weiß nicht, wovon Sie reden.»
Eine junge Kellnerin trat an ihren Tisch. Ihre glänzende, tiefschwarze Haut spannte sich so straff über ihre Wangenknochen, als wäre alle Luft darunter herausgesogen worden. Sie hielt Abstand, während sie die Bestellungen aufnahm, als hätte sie Angst, sie versehentlich zu berühren. Und als sie zwischen den
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