Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1
Leuchtfeuer?« Sie hatte zuerst gedacht, er meinte ihre Kette, doch in dem kleinen Beutel an ihrem Gürtel befand sich nur ein einziger Gegenstand. Zögernd griff sie nach ihrem Glücksstein. » Das hat mich verraten?«
» Geschnitzt aus einer Kralle. Wusstest du das nicht?«
» Schon, aber … ich dachte, er bringt mir Glück.«
Nat Kyah krümmte sich vor Lachen. » Oh Linnia, du bist wirklich süß! So ahnungslos und so witzig. Schon lange hatte ich nicht mehr eine herrliche Nacht wie diese! Hast du es immer noch nicht begriffen? Wir sind das Herz der Welt. Wir sind alles, was mächtig ist, was magisch ist. Ein wenig Staub, eine Schuppe, ein Dorn, eine Kralle, gar ein Zahn – das sind die Brosamen unserer Macht, die ihr euch nehmt und der ihr dann ausgeliefert seid. Dieses kleine, runde Ding an deinem Gürtel ruft geradezu um Aufmerksamkeit. Es würde einen Drachen über Hunderte von Yagons zu dir führen. Das ist sein Zweck. Das ist die Bestimmung, die ihm gegeben wurde und die es ausführt.«
Linn versuchte, den Sinn hinter seinen Worten zu erkennen. » Dieser Stein, ich meine, diese Kralle, zeigt einem Drachen, wo ich bin?«
» Genau so ist es. Zu diesem Zweck wurde er verzaubert. Ihn bei dir zu tragen und dich vor mir zu verstecken – oder dich anzuschleichen –, ist so ziemlich das Sinnloseste und Widersprüchlichste, was du tun kannst.«
Sie schleuderte den Stein von sich, so weit sie konnte, aber ihr war, als klebte er immer noch an ihren Händen, wie eine Klette, die sich nicht aus ihrer Kleidung entfernen ließ. Auf einmal sah sie die Drachen wieder vor sich, die Ungeheuer, die Brina verwüstet hatten. Kurz nachdem der Händler die Steine im Dorf verkauft hatte. » Das kann unmöglich sein … dass sie deshalb gekommen sind?«
» Was? Sprich.«
Sie wollte nicht über jene schreckliche Nacht reden, doch vielleicht konnte sie hier ein paar Antworten finden. Wie ohne ihr Zutun öffnete sich ihr Mund, und sie erzählte ihm alles. Als wäre er kein Drache, als wäre er nicht genauso schlimm wie jene anderen Kreaturen, die ihre Heimat zerstört hatten.
» Sie haben dich gesucht«, sagte er, nachdem Linn ihren Bericht beendet hatte. Ihr Leid berührte ihn nicht, aber der Angriff interessierte ihn. » Wie es scheint, hat dein Vater dir mehrere offene Rechnungen hinterlassen. Und dieser Händler – ich vermute, ein Diener des Spiels, so, wie du jetzt meine Dienerin bist – hatte die Aufgabe, dich zu finden. Hätte er deinen Namen erfahren können, deinen ganzen Namen?«
» Natürlich«, meinte sie. » Jeder kann ihm verraten haben, dass ich Harlon heiße.« Er verkauft Schmuck und Kleider für junge Mädchen, hatte Ivar gesagt. Akir war auf der Suche nach einem ganz bestimmten Mädchen gewesen!
» Also verkauft er euch die Steine, und die Drachen wissen unfehlbar, wo du bist. Sie müssen nur losfliegen, nur dem Ruf folgen und finden dich.«
» Warum?«, rief sie aus. » Warum hat er uns dann so viele Steine gegeben? Warum nicht bloß einen? Warum nicht bloß mir? Wie konnte er uns das antun!«
» Hättest du ihn denn angenommen? Einen Stein von einem Fremden, ganz für dich allein?«
» Nein«, gab sie zu. » Sicher nicht.«
» Welche Häuser haben die Drachen verbrannt? Jene der Menschen, die einen dieser angeblichen Wettsteine besaßen?« Er lachte leise vor sich hin, während Linn erschrocken nickte.
Und Binia, dachte sie. Sie haben Binia gejagt, während sie den Stein umklammerte, während sie ihn für ihre Rettung hielt. Oh ihr Götter! Wie konntet ihr zuschauen, während sie rannte, die Beute der Drachen? Sie hielt das Lockmittel in der Hand!
» Oh Kind, es ist so einfach mit euch. Fast zu leicht. Doch jetzt bist du in Sicherheit vor allen deinen Verfolgern. Fast könnte ich annehmen, du hast das absichtlich eingefädelt. Dir einen Drachen gesucht, den du dazu verlocken kannst, das Spiel mit dir zu spielen, damit er dich künftig gegen alle deine Feinde verteidigen muss. – War es so?«, fragte er eine Spur schärfer.
» Behagt Euch der Gedanke nicht, dass jemand auch Euch hereinlegen könnte?«, fragte sie. Am liebsten hätte sie ihn in dem Glauben gelassen, das alles sei geplant gewesen. Aber es hätte nicht nur seinen Stolz angekratzt, sondern auch ihren. » Ich bin Drachenjägerin. Ich habe ganz gewiss nicht vorgehabt, Dienerin eines Drachen zu werden. Ich wollte Euch töten und die anderen Gefangenen freilassen.«
» Um von ihnen als Retterin bewundert zu werden?« Auch das
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