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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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freute ihn ungemein. » Nun geh und lass dich feiern.« Er lachte leise. » Bestimmt werden die Mädchen überrascht sein, dich wiederzusehen.«
    » Du lebst noch?« Wea fielen fast die Augen aus dem Kopf. Nat Kyah hatte Linn auf die Mauer gesetzt, bevor er in bester Laune davongeflogen war. Niedergeschlagen stieg sie in den Hof herunter. Sie merkte gar nicht, dass sie das goldene Schwert immer noch in der Hand hielt, den Beweis ihrer Niederlage.
    Und meiner Schlauheit, dachte sie bitter. Eine würdige Drachenjägerin, in der Tat.
    » Du lebst?«, schrie Rania. » Wieso? Hast du gezaubert? Lässt er uns jetzt frei?«
    » Nein«, sagte Linn knapp. Sie hatte nicht vor, diese Nacht zu erklären. Das Hohe Spiel. Bei allen Göttern, sie hatte es gespielt, mit einem Drachen! Es war ein schwacher Trost, dass Nat Kyah künftig ihr Sklave gewesen wäre, wenn sie gewonnen hätte. Jetzt wusste sie, wie der Drache einen Zauberer dazu bringen konnte, ihm zu gehorchen. Er musste nur das Spiel mit ihm spielen.
    » Was ist passiert?« Die Mädchen ließen nicht locker. Linn mochte sich nicht ausmalen, wie diese Nacht aus der Sicht der anderen Gefangenen gewirkt hatte. » Nun sag schon.« Angst und Hoffnung stritten sich in ihren Gesichtern. Wenn man dem Tod entkommen konnte, wollten sie wissen, zu welchem Preis.
    » Das hier ist eine magische Kette«, sagte sie und deutete auf die roten Steine. » Nat Kyah kann mich nicht töten, selbst wenn er es wollte.«
    » Du besitzt ein Amulett gegen Drachen?«
    Vielleicht hatte die Kette sie wirklich beschützt in dieser Nacht. Vielleicht hatte er nur so getan, als ob er sie umbringen wollte, und wäre gar nicht fähig dazu gewesen. Konnte sie es wissen?
    » So sieht es aus.« Linn blickte an sich herunter, auf das vertraute Schmuckstück, das ihr auf einmal fremd vorkam. Eine Erklärung, mit der sich die meisten Mädchen zufriedengaben, da der Beweis für die Wirksamkeit direkt vor ihren Augen lag.
    Die Gräfin wandte sich ab. » Wer’s glaubt«, höhnte sie, aber Linn hatte die Gier in ihrem Gesicht gesehen. Sie würde ihre Habe verteidigen müssen – fragte sich nur, wann. Von jetzt an durfte sie keinen Moment in ihrer Wachsamkeit nachlassen.
    Die nächsten Tage waren wie immer, und doch war alles anders. Nat Kyah wühlte oben im Turm in seinen Schätzen – vielleicht überprüfte er, ob sie ihm noch mehr gestohlen hatte als das goldene Schwert –, und flog dann davon. Die Gefangenen fegten die Böden, zerlegten ein Reh und schabten den Glanz vom Pflaster. Linn merkte, wie die anderen krampfhaft versuchten, eine Normalität herzustellen, die unwiederbringlich verloren gegangen war. Nichts war normal. Ein Mädchen hatte Nat Kyah zur Weißglut gereizt und lebte noch. Sein Feuer hatte den Himmel erleuchtet und sie nicht verzehrt. Die Kette hing um ihren Hals, silbern und rot, Verheißung und Verlockung zugleich.
    Alles hätte Linn dafür gegeben, wenn dieses Schmuckstück das einzig Magische an ihr gewesen wäre. Sie hütete sich sehr, auch nur einen einzigen Zauber zu versuchen. Nicht einmal an Caness traute sie sich noch heran. Bis jetzt, so schien es ihr, hatten die Mädchen den Mund gehalten, was ihr Talent anging. Allerdings konnte sich das jederzeit ändern.
    Wie ein drohendes Verhängnis lastete das Hohe Spiel auf ihr, ein Ungeheuer, das sich irgendwann aus dem Himmel auf sie herabstürzen würde.
    Aber wer sich dann auf sie stürzte, war Rania.
    » Könntest du den Speisesaal ausfegen?«, fragte Wea. Natürlich witterte Linn sofort eine Falle. Allem, was mit Staub zu tun hatte, ging sie derzeit lieber aus dem Weg. Doch der Drache war gar nicht da – selbst wenn sie Stürme und Gewitter entfesselt hätte, er hätte es nicht mitbekommen.
    Sie nahm den Besen, zog die Stühle hinter dem langen Tisch hervor und begann mit der Arbeit.
    Da traf sie ein Schlag in den Rücken, so heftig, dass er sie zu Boden warf. Keuchend stürzte sie zwischen die Stühle und schlug mit der Stirn gegen eine Kante. Einen Moment lang blieb ihr die Luft weg, die Welt wurde schwarz. Dann kam sie wieder zu sich, zwischen Möbeltrümmern, die ihr in den Arm stachen.
    Stöhnend rappelte sie sich auf und griff sich an den Hals. Die Kette war fort.
    Linn fühlte, wie ihr Blut über die Stirn lief. Sie drückte ihren Ärmel dagegen und wankte aus dem Zimmer. Aus der Küche ertönte lautes Stimmgewirr. Ihr war so schwindlig, dass sie sich gegen die Tür stützen musste.
    Alle waren hier. Rania saß zwischen den

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