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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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meiner Dienerin vergreifen will?«
    Die Mädchen schwiegen, zu erschrocken, um auch nur ein einziges Wort herauszubringen. Mit weit aufgerissenen Augen und Mündern starrten sie Nat Kyah an; instinktiv vermieden sie den Blick auf das dunkle Häufchen Asche, das von Rania übrig geblieben war. Ein Büschel kupferroter Haare wehte im Atem des Drachen davon.
    Linn kämpfte sich auf die Füße. » Bitte«, sagte sie. » Herr, es genügt.«
    Mit seinen kreisenden Feueraugen fixierte er sie. » Komm in den Hof, Linnia Harlon«, sagte er. » Ich will mit dir reden.«
    Sein behörnter Kopf zog sich aus der Küche zurück. Linn sah sich um. Das Schweigen war so tief, dass sie sich darin wie ein Fremdkörper fühlte, eine Fackel aus Schmerz inmitten eines stillen weißen Feldes.
    » Räumt die Asche weg«, hörte sie sich sagen. » Tut sie in einen Krug. Begrabt sie. Erweist ihr Ehre.«
    » Ja«, stammelte Oline.
    Linn bückte sich und hob die Kette aus dem qualmenden Haufen heraus. Sie war völlig unbeschädigt. Dem Mädchen wurde schwarz vor Augen, als es sich wieder aufrichtete. Irgendjemand stützte sie rasch, aber sie merkte nichts davon. Jemand – war es Wea? – öffnete den Verschluss und legte ihr das Schmuckstück wieder um den Hals, dorthin, wo es hingehörte. Es fühlte sich kühl an, fast so kalt wie das Schweigen.
    Nat Kyah lauerte im Hof. Man ließ einen Drachen nicht warten. Obwohl sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, wankte Linn auf ihn zu.
    Linn torkelte über das Pflaster. Aufmerksam betrachtete Nat Kyah die Blutspur, die sie hinterließ.
    » Du bist verletzt. Hast du Schmerzen?«
    » Ja«, gab sie zu. » Sie hat mich ziemlich heftig erwischt.«
    » Ich dachte, du bist die Tochter von Harlon, dem Drachenjäger? Hat er dir denn nichts beigebracht?«
    » Ich war nicht aufs Kämpfen eingestellt.« Linn hielt sich die Seite. Jeder Atemzug tat unvorstellbar weh. Sie musste sich darauf konzentrieren, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Noch ein Schritt; die Knie gaben unter ihr nach und sie sank vor ihm zusammen.
    » Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, sagte Nat Kyah. » Und zwar rechtzeitig. Du wirst nicht sterben. – Du!« Er sandte seinen Schrei zur Burg hin. » Komm her! Behandle sie! Zaubere!«
    » Wer, ich?«, schluchzte Pruni, die sich als Erste aus der zerstörten Küche wagte. » So gut bin ich nicht!«
    » Wer dann?«, brüllte der Drache.

21

    » Wintika«, murmelte die Stimme. » Wintika. Wintika.«
    Linn lag auf der Seite. Irgendwo blaute ein Himmel, davor glänzte es bernsteinfarben, und eine andere Stimme, ungeduldig wie ein Kind, das endlich seinen Willen bekommen wollte, drängte sich dazwischen.
    » Steh auf, Linnia Harlon! Kannst du aufstehen?«
    Sie blinzelte, und die Dinge um sie herum ordneten sich, jedes an seinen Platz. Wea. Der Drache. Die Burg und der wolkenlose Himmel darüber.
    Sie versuchte sich zu erheben und stellte überrascht fest, dass es ihr schon viel besser ging. Jede einzelne Bewegung schmerzte, aber es war auszuhalten. Neben ihr saß Wea, einen Krug mit Caness im Arm.
    » Geht es?«, fragte sie ängstlich. Anscheinend hatte der Drache sie persönlich dafür verantwortlich gemacht, die Verletzte rasch wieder auf die Beine zu bringen.
    » Das ist ein Wunder. Was hast du getan?«
    Wea umarmte den Krug wie ein Baby, das sie vor dem Drachen beschützen musste, und reichte ihn Linn, damit sie hineinsehen und sich selbst überzeugen konnte.
    » Sie kann heilen«, sagte der Drache zufrieden. » Ein sehr schwieriger Zauber. Wäre ja gelacht gewesen, wenn unter diesem Haufen Weiber nicht wenigstens eins mit magischem Talent zu finden gewesen wäre, das über Caness hinausgeht. Ein bisschen Druck ist immer gut. Du darfst dich freuen, Fräulein Wea: Wie es aussieht, habe ich meine Zauberin doch noch gefunden.«
    Ganz offensichtlich freute Wea sich keineswegs. Grimmig starrte sie zu Linn hinüber, Anklage im Blick.
    » So, Linnia, jetzt bist du an der Reihe. Ich erfülle meinen Teil, wie du gesehen hast. Ich bin für deinen Schutz zuständig.«
    » Wie konntet Ihr das wissen?«, fragte sie. » Ihr wart doch gar nicht da.«
    » Das Hohe Spiel hat ein Band zwischen uns geknüpft«, erklärte er. » Ich kann spüren, wenn du in Lebensgefahr bist. Dein Teil der Abmachung kommt jetzt. Du willst keine Zauberin sein? Dann erfüllst du eben den anderen Teil meines Plans.«
    » Ja?«, fragte Linn vorsichtig. Ein Band zwischen uns. Dieser Ausdruck blieb an ihr hängen

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