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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Atmete den vertrauten Geruch der Stadt ein, der Häuser, der vielen Menschen. Das Pflaster war wie ein lang vermisster Freund. Man warf ihr missbilligende Blicke zu, als sie in das ehrwürdige Alte Viertel einbog, dennoch versuchte niemand sie aufzuhalten.
    Das blaue Tor. Moras Haus in der Sackgasse. Die verwitterte Fassade. Alles wie immer. Als wäre nichts geschehen, als wäre sie erst gestern hier gewesen.
    Sie klopfte, und vor Aufregung schlug ihr das Herz bis zum Hals. Eine plötzliche Angst erfasste sie – würde wirklich alles sein wie immer? Lebte Mora noch hier, oder waren alle verschwunden wie in einem Albtraum, während Linn in Burg Ruath Drachenstaub vom Pflaster gekratzt hatte?
    Ein Mädchen öffnete. Ein fremdes Mädchen. Sehr schön und sehr blond und sehr hochnäsig. » Ja, bitte?« Da hatte sie ihr Urteil über die Fremde vor der Tür längst gefällt. » Wir geben nichts.«
    Ihr schlimmster Albtraum. Ungläubig starrte Linn auf das unbekannte Mädchen. Eine Dienstmagd, der Kleidung nach, aber dem Benehmen nach die Tochter des Hauses. Also wohnten hier fremde Leute?
    » Ist Frau Mora denn nicht da?«, fragte sie bang.
    » Wer will das wissen?« Mora selbst drängte sich dazwischen, schob die Magd beiseite. Mora, kleiner, als Linn sie in Erinnerung hatte, mit großen, funkelnden Augen, die noch größer wurden. » Die Stimme kenne ich doch.«
    Linn schlug das Tuch zurück. » Ich bin wieder da. Darf ich hereinkommen?«
    Mora starrte sie an. » Linnia? Bist du es wirklich? Aber das kann unmöglich sein. Träume ich? Siehst du sie auch, Agga?«
    » Ja«, bestätigte die Blonde missmutig und rümpfte das hübsche Näschen. » Natürlich sehe ich sie. Kennt Ihr diese Person etwa, Herrin?«
    Mora hielt die Tür weit auf. » Willst du erfrieren, oder was tust du da draußen? Rasch, rein mit dir!«
    Sobald Linn über die Schwelle getreten war, fand sie sich in einer erdrückenden Umarmung wieder.
    » Oh ihr Götter.« Mora stieß einen deftigen Fluch aus, den Linn ihr niemals zugetraut hätte. » Wir dachten, du seist tot. Mit jedem Tag, der vergangen ist … Bei Belim, oh barmherzigster aller Götter!«
    Sie schob Linn in die Küche. » Hast du Hunger? Ist dir kalt? Komm, setz dich. Hier, nimm eine Pastete.«
    Linn, die den ganzen Tag gewandert war, griff herzhaft zu. Während sie aß, saß Mora neben ihr, kopfschüttelnd, und scheuchte dann Agga auf, ohne sich von deren finsteren Blicken beeindrucken zu lassen. » Ein warmes Bad. Mach es nicht zu heiß. Und besorg etwas zum Anziehen. Stiefel und Beinwärmer und … ach, was rede ich, du weißt ja selbst, was man braucht.« Mora versank in Schweigen, während Agga Linn einen wütenden Blick zuwarf, etwas Unverständliches brummte und sich endlich bequemte, an die Arbeit zu gehen.
    » Mora, ich …«
    » Sag nichts«, unterbrach die Hausherrin sie. » Später. Aber jetzt … ich muss … ich weiß nicht, ob …« Mora fand keine Worte. Auch Linn hatte keine für sie. Willkommen zu sein – das genügte.
    Gebadet, das nasse Haar zu einem ordentlichen Zopf gebunden, in warmen Strümpfen und einem langen Rock, einer dicken Tunika aus Wolle und einer hübsch bestickten Weste, kam Linn eine Weile später wieder hinunter. Nun war sie froh, dass Mora Bher nicht sofort gerufen hatte. Gewärmt und gestärkt, fühlte sie sich dazu imstande, den Fragen und Begrüßungen standzuhalten.
    Ihr alter Meister saß am Esstisch und starrte sie an, dabei glitt eine Welle aus Rührung über sein Gesicht, die ihm die Tränen in die Augen trieb.
    » Mora hat es mir gesagt, aber ich habe es nicht glauben wollen.«
    Die alten Männer waren wie gelähmt von ihrem Anblick.
    » Unser Fräulein«, flüsterte der sonst so stumme Kasidov.
    » Hast es wohl zu Hause nicht ausgehalten ohne uns, wie?«, knurrte Roban und aß seelenruhig weiter. » Schön braun bist du geworden. Ich wusste gar nicht, dass Nelcken so weit südlich liegt.«
    » Ein weiter Weg, mitten im Winter«, befand Lireck. » Dir ist schon klar, dass du eigentlich gar nicht in der Stadt sein darfst?«
    » Seid still«, befahl Bher schroff. Er wandte sich an Linnia. » Wir haben sie in dem Glauben gelassen, dass du nach Hause zurückgekehrt bist, in dein Dorf. Konnte es nicht übers Herz bringen, ihnen die Wahrheit zu sagen.«
    » Welche Wahrheit?«, wollte Borlin wissen.
    » Die Garde hat die Nachricht verbreitet?«, fragte Linn.
    » Nein – oh nein, sie haben sich sehr bedeckt gehalten. Trotzdem – nun, mir ist da etwas

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