Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1
Festmahl backen. Dir allein habe ich es zu verdanken, dass die Anklage fallengelassen wurde.«
» Ritter Okanion«, sagte Linn. » Ihm solltest du danken. Er konnte den Prinzen davon überzeugen, dass ich ihn dem Drachen überlassen hätte, wenn ich seinen Tod gewollt hätte. Dass es ein Zufall war, dass die Edlen im Schloss nach dem Verzehr der Pasteten krank geworden sind.«
» Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, dass sie verdorben waren«, meinte Mora verzagt.
» Ich kann es.« An der Tür stand Agga. Seit dem Brand hatten sie das Mädchen nicht mehr gesehen und schon das Schlimmste befürchtet. » Ich …« Sie brach in Tränen aus, stürzte zu der Kranken und kniete sich neben das Bett. » Könnt Ihr mir verzeihen, Frau Mora? Ich wollte, dass Ihr das nie erfahrt, aber … aber ich muss es jemandem sagen.«
» Was hast du getan?«, fragte Linn, da Mora erschrocken schwieg.
» Ich habe von Euch Geld bekommen, um Fleisch und Leber einzukaufen … und ich hab … es war nicht mehr ganz gut, aber so billig, und da habe ich es trotzdem genommen und den Rest des Geldes eingesteckt …«
» In den Pasteten war verdorbenes Fleisch?«, fragte Mora.
» Ja, und fast hätte ich damit den König umgebracht … Es tut mir so leid!«
Mora tätschelte Aggas Schulter.
» Ich weiß, das ist unverzeihlich!«, schluchzte das Mädchen.
» Na, na, wir alle machen mal einen Fehler.« In Moras Augen stand groß die Frage: Wie konnte das passieren?
Linn stellte sich dieselbe Frage.
» Geh jetzt.« Mora schob Agga sanft von sich fort. » Wenn du eine Empfehlung brauchst, kann deine neue Dienstherrin sich gerne an mich wenden.«
» Danke! Ihr seid so gütig!«
Erleichtert hüpfte das Mädchen aus dem Zimmer.
» Wie konnte das passieren?«, fragte Mora streng. » Ich hatte dir doch befohlen, Caness zu verwenden. Sie hat schon öfter minderwertige Ware eingekauft, das wusste ich. Mit Caness spielt das keine Rolle.«
» Ich habe es draufgestreut! Ganz sicher!«
» Das bedeutet … Du hast behauptet, dass du es kannst, aber ich hätte es überprüfen sollen. Du hast nicht das geringste magische Talent, Linnia. Nicht einmal dafür.« Sie seufzte. » Tut mir leid, ich bin schuld. So viele können Caness, daher hielt ich es nicht für nötig, mich selbst davon zu überzeugen. Ich hätte darauf kommen müssen, dass du dich in dieser Hinsicht täuschst – wo du doch nicht einmal dann Magie spüren kannst, wenn ich dich mit der Nase darauf stoße.«
Linn schwieg dazu. Sie wusste jetzt, was sie falsch gemacht hatte. Sie hatte das Pulver zwar benutzt, allerdings versäumt, das Zauberwort laut auszusprechen.
Die Salben hatten ihre Bestimmung bereits, der Staub dagegen wurde nicht auf Vorrat damit versehen. Hätte er seine Wirkung sonst zu schnell verloren? Caness – Verwandlung. Verwandlung war nie dauerhaft.
Alles Wörter aus einem alten Buch. In der Sprache der Drachen. Wintika. Caness. Kirell. Wina-Beret …
Wörter in einem Buch … Sie sah es wieder vor sich, das schwere Buch, aus dem sie Nat Kyah vorlesen musste. Alle diese Wörter kamen darin vor. SaiHara, der Zerstörer – Wina-Beret. Der Heiler – Wintika. Der Verwandler – Caness.
Begriffe, die ihr der Drache übersetzt hatte. Begriffe aus einem heiligen Buch in der alten Sprache der Drachen.
Ich bin eine Zauberin, dachte sie. Ich weiß, was man dazu braucht, ich weiß, wie man es macht. Ich weiß, wie man eine Waffe dazu bringt, sogar Drachenschuppen zu durchbohren. Doch dann vergesse ich, über den Pasteten das richtige Wort zu sagen.
Sie schlug die Hände vor den Mund und ging ans Fenster, um sich zu sammeln, um nicht mit allem herauszuplatzen, was ihr auf der Zunge lag. Irgendjemandem musste sie es sagen … aber nicht Mora, die ihr wegen der verdorbenen Backwerke das Kissen um die Ohren hauen würde.
Drachenstaub und Drachenschuppen und Drachenworte … und ich bin eine Zauberin!
Auf der Treppe wäre sie fast in Nival hineingelaufen. Er fing sie auf; einen Moment lang standen sie dicht beieinander, und ihr hämmerndes Herz schlug gegen seine Brust. Sie sah hoch zu ihm und entdeckte das Glück in seinen Augen. » Ich bin …«, setzte sie an, aber dann fiel ihr ein, wie er auf dem Dachboden zu zaubern versucht hatte, wie sehr er sich nach dieser Macht sehnte, für die er kämpfte, und sie konnte es ihm nicht sagen.
Nival hielt sie auf Armesbreite von sich, um ihren Waffenrock zu bewundern.
» Fast eine Ritterin. Heute ist
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