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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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auch.« Nival leistete keinen Widerstand, als sie ihn erneut küsste.
    » Das merke ich gerade«, flüsterte er, als er nach dem nächsten Kuss um Atem rang. » Ich glaube, ich lege mich lieber mit ihr an als mit dir.« Er löste ihre Maske; seine Lippen waren wie Schmetterlinge auf ihren Augenlidern.
    » Wir haben keine Zeit für so etwas«, murmelte sie und versuchte, den letzten Rest an Beherrschung zusammenzukratzen. » Morgen will ich früh hoch zum Schloss.« Trotzdem zog sie ihn näher an sich heran und grub die Hände in sein weiches blondes Haar. Ihre Finger glitten an seinem Hals herunter; als ihre Fingerspitzen eine Vertiefung spürten, zuckte sie zurück.
    » Was hast du da?«
    » Nichts«, murmelte er, » eine alte Verletzung von meinen Kämpfen.« Er wollte sie noch einmal küssen, aber sie machte sich aus seiner Umarmung frei.
    » Linnia.« Nival streckte die Arme nach ihr aus, um sie wieder an sich zu ziehen.
    » Ich geh jetzt lieber.«
    » Was ist los?«, fragte er verwirrt.
    » Ich muss noch etwas erledigen. Für die Zeremonie morgen.«
    Vielleicht merkte er, dass sie log, denn aus der Verwirrung wurde Schmerz. » Linnia?«
    » Mora würde es mitbekommen und sich aufregen. Sie ist schon krank genug.«
    » Was ist es wirklich?«, fragte er, in seiner Stimme ein Anflug von Bitterkeit.
    » Warum wunderst du dich, dass ich dir auch einmal ausweiche? Du tust das andauernd.« Sie klang gereizter, als sie sich fühlte. Nein, sie war nicht … verärgert. Nur durcheinander. So durcheinander wie noch nie. Sein fragendes Gesicht war dagegen gar nichts.
    » Yaro«, sagte sie. » Ich habe Yaro vergessen.«
    » Natürlich. Deinen Verlobten.« Er wandte sich ab und biss sich auf die Lippen, und als sie die notdürftig reparierte Haustür öffnete und ging, hielt er sie nicht zurück.
    Linn stand auf der Straße und hielt das Gesicht in den überraschend milden Regen.
    Es war völlig absurd – wie kam sie überhaupt auf diese Idee? Das war Nival, Moras Neffe, der junge Schreiber mit den vielen Geheimnissen.
    Es wäre ihr lieber gewesen, sie hätte keines davon gekannt. Eben noch war sie drauf und dran gewesen, ihn mit Haut und Haaren zu verschlingen, doch schlagartig hatte sich ihr Verlangen abgekühlt.
    Eine Narbe. Alles andere war längst verheilt, all die Verletzungen, die er sich so häufig zuzog. Makellos glatte Haut. Verlockend, verführerisch, unwiderstehlich. Bis auf diese eine Stelle – genau dieselbe, an der Jikesch von Prinz Arian verwundet worden war. Auch bei ihrem Freund, dem Narren, hatte sie die Hand auf die Haut gelegt und die Wunde gefühlt, als sie ihm die magische Behandlung hatte angedeihen lassen. Dieselbe Stelle, dieselbe Wunde – eine tiefe, leicht gebogene Kerbe. Nur älter, zugewachsen, aber noch nicht ganz verheilt.
    Das musste ein Zufall sein. Nival war nicht Jikesch. Das ergab überhaupt keinen Sinn.
    Meine schöne Drachenmaid …
    Hatte Nival das gesagt, vorhin? Das bedeutete gar nichts. Nival arbeitete im Schloss, er sah den Narren sicherlich häufig. Vielleicht sprach Jikesch über sie, was ihm durchaus zuzutrauen war. Über die Drachenmaid, für die er so schwärmte.
    » Nein«, flüsterte sie, während sie unruhig in ihrem Zimmer umherwanderte. » Es ist bloß ein Zufall, dass sie beide eine Narbe am Hals haben. Nichts als ein Zufall.«
    Jikesch war kleiner als Nival. Oder wirkte das bloß so, weil er selten eine aufrechte Körperhaltung einnahm?
    Seine Stimme klang ganz anders. Der Narr hatte eine viel höhere. Kein Mensch konnte sich so verstellen – oder etwa doch? Die Gesichter der beiden hatten keinerlei Ähnlichkeit. Aber wie sollte sie das beurteilen, bei der dicken Schicht Farbe, die Jikesch wie eine Maske trug? Farbe, die sich nicht einmal im Wasser auflöste. War sie magisch verstärkt? Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. Für Mora musste es eine Kleinigkeit sein, ihrem Neffen eine weiße Paste anzurühren, die sich nicht abwaschen ließ.
    Nein, dachte sie. Nein, nein, nein! Sie hatte es gesehen. Mora und die weiße Masse in der kleinen Schüssel, über der sie ihre Zauberworte murmelte. Mora, ertappt, die sich schnell in eine Ausrede flüchtete.
    Die Augen. Sie hatten beide graue Augen, warum hatte sie das nicht früher bemerkt? Weil Jikeschs schwarze Lider sie ganz anders scheinen ließen?
    Handschuhe. Sie hatte nie seine Hände gesehen. Nivals wunderschöne Hände, nach denen sie sich sehnte, hatten so glatte, makellose Haut. Nie hatte sie auch nur einen

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