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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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langjähriger Erfahrung wusste Linn, dass es keinen Zweck hatte weiterzubohren. » Ja, Mutter. Kann ich jetzt gehen?«
    Es hatte den Anschein, als wollte Merina noch mehr sagen, doch dann seufzte sie und winkte ihre Tochter mit der Hand hinaus.
    Einen Viertelmond später sprach Linn diese Worte immer noch vor sich hin. » Keinen Ärger«, murmelte sie. » Mach bloß keinen Ärger …«
    Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als so richtig großen Ärger zu machen, einen so ungeheuren Aufstand, dass er wie ein Orkan die Residenz des Landvogts wegfegte.
    Die Straße dorthin führte durch den Wald, der den sanft abfallenden Hang säumte, am breiter werdenden Bach entlang, der unten im Tal wild rauschend über die Stromschnellen schäumte, und dann unter den schwarzen Tannen hindurch, bis die hohen Stämme zurücktraten und den Blick auf die Festung freigaben. In allen umliegenden Dörfern wurde das große, aus schlichten Steinen gemauerte Gutshaus so genannt. Es besaß eine eindrucksvolle hohe Mauer und sogar einen Turm, von dem aus man weit ins Land hinausblicken konnte. In den unterirdischen Gewölben desselben saßen die Straftäter ein. Der Henkersblock draußen auf dem Hof kam dagegen nur äußerst selten zum Einsatz; Linn konnte sich nicht daran erinnern, wann hier die letzte Hinrichtung stattgefunden hatte. In gewisser Weise hatte ihre Mutter recht – der Vogt war gar nicht so übel, und Steuern musste man überall zahlen. Doch sobald sie an den Büttel dachte, knirschte sie vor Wut mit den Zähnen. Für einen Moment tauchte vor ihrem inneren Auge eine atemberaubende Szene auf: Wie sie verlangte, den Vogt zu sprechen, zu ihm durchgelassen wurde und sich bei ihm über die schreiende Ungerechtigkeit beschwerte. Nur was nützte das? Er würde sich zu seinem Untergebenen stellen und Linn für ihre Unverschämtheit einkerkern lassen. Wie ihre Mutter gesagt hatte: Das Beste war, unauffällig zu leben und sich lieber die Zunge abzubeißen, als die verrückten Ideen, die ihr ständig kamen, auszusprechen. Dann wäre das alles nicht passiert.
    Yaros Worte hallten in ihr nach: Kannst du dich nicht endlich wie ein normales Mädchen benehmen …
    Als die vertraute Silhouette ihres Bruders im Torbogen erschien, rannte sie ihm mit fliegendem Rock entgegen. » Du bist da! Endlich!«
    » Jetzt können wir nach Hause gehen.« Seine Stimme klang rau und fremd, seine Kleider waren zerknittert und schmutzig. Außerdem roch er nicht gut. Linn forschte in seinem Gesicht nach Anzeichen, ob er sehr hatte leiden müssen, aber Rinek lachte sie an. » Lass uns gehen, Linni. Es wird schon dunkel.«
    Die Dämmerung legte sich über den Wald, als sie die Festung hinter sich ließen. Es war vollkommen windstill. Sie wateten durch die schwüle Luft, die sie bis auf die Haut durchnässte.
    » War es schlimm?«, fragte Linn vorsichtig.
    » Nein, gar nicht«, beteuerte er. » So bin ich wenigstens meiner bösen Stiefmutter entkommen.«
    Wie er sie immer zum Lachen brachte! Sie konnte wirklich keinen einzigen Tag auf ihn verzichten.
    » Versprich mir, dass du nichts tust, das dich wieder in den Kerker bringt«, sagte sie.
    » Und du?«, fragte er. » Ich dachte, mein Herz bleibt stehen, als du den Büttel herausgefordert hast.«
    » Ich hatte keine Wahl. Merok wäre nie gegen ihn angekommen.«
    » Merok hätte sich gar nicht erst gemeldet. Du bist ganz schön mutig, Schwesterchen, weißt du das?«
    » Meinst du?« Sie zuckte die Achseln. » Warum bin ich dann nicht zum Vogt gegangen, um ihm die Meinung zu geigen? Ich will nicht eingesperrt werden. Und ich will nicht, dass dir das jemals wieder passiert.«
    » Das«, sagte Rinek leise, » kann man nicht versprechen.« Seine Stimme klang älter als noch vor einem Viertelmond, und das erschreckte sie. Dann sagte er etwas, was sie noch mehr beunruhigte: » Findest du es nicht zu still?«
    Linn lauschte. Das vertraute Rauschen des Baches übertönte das, was ihr längst hätte auffallen müssen: Der Wald schwieg. Keine Grillen zirpten, keine Mücken tanzten sirrend um sie herum, weder das Rascheln kleiner Mäuse noch der Flügelschlag der Nachtvögel war zu hören. Die warme, feuchte Luft verdichtete sich um sie, fühlbare Stille, die jedes Geräusch dämpfte. Es war, als hätte alles Lebendige sich verkrochen und wartete ab.
    » Was ist denn …« Sie verstummte.
    Über die Wipfel glitten riesige Schatten. Linn konnte sie mehr wahrnehmen als sehen. Etwas Großes, das die Sterne für einen

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