Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
Rauch verborgen. Ihre Eltern standen dicht neben ihr, Merok zwischen sich, über dessen verrußte Stirn sich ein roter Streifen zog. Binia war bestimmt mit den jüngeren Kindern im Wald – aber ihr Stiefbruder hätte hier sein müssen.
    Lester schwieg.
    Nein, dachte Linn und hörte auf zu atmen.
    Doch ihre Mutter sagte: » Oben im Lager. Bei den anderen.«
    Also lebte er. Linn seufzte vor Erleichterung. » Er passt auf die Kinder auf? Auf Binia?«
    » Er ist verletzt, aber …«
    » Verletzt? Schwer?« Sie wartete die Antwort gar nicht mehr ab, sondern drehte sich um und rannte den Waldweg hoch, an der Mühle vorbei und höher den Hang hinauf. Hier standen die Föhren dicht beieinander, und der Boden, von knisternden Nadeln bedeckt, war dick und weich. Das Lager der Verletzten war kein Ort, an dem alle nebeneinander ihre Matten ausgebreitet hatten, sondern verteilte sich auf eine größere Fläche zwischen den Stämmen. In der rauchgeschwängerten Luft klangen die Stimmen gedämpft, und man erkannte die Personen nicht sofort. Linn wäre fast mit ein paar Frauen zusammengestoßen, die schwer beladen mit Tüchern und allem, was sich als Verbandszeug nutzen ließ, hinter einem Baum hervorkamen.
    » Wo ist Rinek? Rinek Lester?«, fragte sie sofort.
    Eine der Frauen musterte sie mit verengten Augen. Yaros Tante. Das konnte nur Ärger bedeuten, denn immer wenn sie einander trafen, hatte Taria irgendwelche Verwünschungen auf Lager.
    » Das Müllermädchen«, sagte sie feindselig. » Glaubst du, ich wüsste nicht, dass du die Drachen gerufen hast?«
    » Was? Ich habe sie doch nicht …«
    » Sie ist es«, versicherte Tante Taria den anderen. » Sie hat mit den Drachen gesprochen, ich habe es genau gesehen. Keines der Ungeheuer hat ihr etwas getan!« Die Frau packte Linn am Handgelenk. » Sie haben dir kein Haar gekrümmt! Was hast du ihnen dafür versprochen? Dass sie sich an allen anderen sattfressen dürfen?«
    » Lass mich los!« Linn schüttelte die knochigen Finger der Alten ab. » Du bist auch unverletzt, also was soll das? Könnt ihr mir jetzt endlich sagen, wo ich meinen Bruder finde?«
    Eine der Frauen streckte den Arm aus und zeigte zwischen die Stämme in Richtung Steinbruch, doch Yaros Tante riss sie zurück. » Bist du verrückt? Ihr auch noch zu verraten, wo er ist? Damit sie es zu Ende bringen kann?« Sie spuckte vor Linn aus. » Ich wusste, dass du eine Zauberin bist. Dass du innerlich verfaulst vor Gier und Missgunst. Nur dein Bruder stand dir im Weg – dann hättest du die Mühle geerbt!«
    Linn hatte genug gehört. Kopfschüttelnd drängte sie sich an Tante Taria vorbei und tastete sich zwischen den Föhren voran. Überall lagen Menschen, die nicht gleich zu erkennen waren, eingehüllt in Verbände, durch die das Blut sickerte.
    » Rinek?«, fragte sie halblaut. » Rinek?«
    Ein breitschultriger Mann tauchte aus dem Halbdunkel auf, einen Krug in der Hand.
    » Ivar? Hast du meinen Bruder gesehen?«
    » Komm.« Er fasste sie an der Schulter und zog sie ein paar Schritte weiter.
    » Aber was ist denn los? Wo ist er?« Wollte jetzt etwa auch der sonst so gemütliche Wirt sie daran hindern, den Verletzten zu finden?
    » Hör mir zu, Linn. Rinek ist ein Held. Er hat meine alte Großmutter aus ihrer Stube rausgeholt. Ich hätte es selbst tun müssen, aber ich dachte, sie wäre längst nach draußen gebracht worden … und dann hörten wir ihre Schreie durchs Fenster.«
    Er wischte sich über die Stirn. » Dein Bruder ist rein und hat sie durch die Gaststube getragen, überall hat es gebrannt … und dann ist das ganze Haus eingestürzt.«
    » Wie schlimm ist es?«, fragte sie leise.
    » Schlimm«, sagte er. » Tut mir wirklich leid, Linn. Ziemlich schlimm. Ein paar Drachen sind direkt ins Dach hineingeflogen, und alles ist zusammengebrochen. Sein Bein ist unter einem Balken eingeklemmt worden. Wir haben es gerade so geschafft, die beiden zu retten. Der alten Dame ist bis auf ein paar angesengte Haare nichts passiert, dein Bruder dagegen …« Er seufzte. » Ich weiß, wie sehr du an ihm hängst.«
    » Wo ist er?«
    » Dort vorne.« Ivar drückte ihr den Krug in die Hand. » Ich wollte ihm Wasser bringen, aber er schläft. Versuch du es. Du musst tapfer sein.«
    Sie nickte. » Das werde ich.«
    Als sie ihn dann fand, fühlte sie sich alles andere als tapfer. Neben einem anderen, weinenden Verletzten lag Rinek flach atmend auf einer Matte. Er schlief nicht, sondern stöhnte und bewegte sich unruhig. Jemand hatte

Weitere Kostenlose Bücher