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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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es selbst gestochen? Geschickte Hände hast du, mein Sohn. Die Farben sind brillant.«
    » Olkis war ein guter Lehrmeister«, meinte Nival verlegen. » Aber sag es ihm nicht, ich weiß, wie empfindlich er reagiert, wenn jemand ihm die Arbeit abnimmt.«
    » Das ist kein Schloss«, murmelte der ältere Spielmann. » Nicht wie unsere üblichen Stadtbilder. Ich frage mich … was für eine merkwürdige Wahl. Ein Affe mit einer Krone? Das ist selbst für Tensi-Maßstäbe ungewöhnlich.«
    » Es erzählt meine Geschichte und verrät dabei nicht zu viel. Wenn es im Schloss jemand zu sehen bekäme, würde er sich nichts denken – einer, der so wild herumhopst wie ich, darf sich wohl einen Affen nennen. Und unten in der Stadt …«
    » Wer bist du hier?«
    Nival fühlte unerwartet Dankbarkeit in sich aufsteigen. Ein Gefühl wie zu Hause … Einem Tensi musste man nicht erklären, wie man mehrere Personen sein konnte.
    » Das ist schwierig«, sagte er. » Ich war zwei, einer davon ist tot und der andere … sollte besser sterben.« Er wartete auf die Frage, die Cassemin nicht stellen würde: Warum hast du es nicht getan?
    Warum? Wozu die langen Jahre der Ausbildung? Wozu der Beste sein, der Junge mit den tausend Gesichtern, wozu auf die vielen Bilder verzichten, die deine Geschichte erzählen, wenn du dann nicht zu Ende bringst, was du tun wolltest?
    » Ich habe versprochen, euch nachzukommen«, sagte Nival. » Wie lange hast du gewartet, bis du gemerkt hast, dass ich nicht kommen würde? Dass ich das Blatt bin, das in die Ecke geweht wurde, und der Wind mich nicht weiterträgt?«
    » Sieh nicht zurück«, zitierte Cassemin ein altes Lied, » sieh dich nicht um, das Spiel von Wind und Wasser macht selbst die Flüsse krumm … Ich habe nie aufgehört zu warten, mein Sohn. Nicht auf deine Tat, meine ich, sondern auf dich. Als ich das Messer geworfen hatte, das wir alle zusammen geschmiedet hatten, vergaß ich das Ziel.« Er spielte mit seinen langen Kinnzöpfen und blickte nachdenklich. Die vielen Wege, die er gegangen war, hatten seine Augen klar und hell gemacht wie geschliffene Kieselsteine im Flussbett. » Nun bin ich hier, um das Messer wieder aus der Zielscheibe herauszuziehen und in meinen Gürtel zu stecken. Du gehörst weder Pivellius noch mir, mein Sohn. Du gehörst Barradas und seinem Sturm. Der König hat mir zu wenig bezahlt; es gibt nicht genug Gold hier in Lanhannat, um dich aufzuwiegen. Du bist zu schwer dafür, und leicht wie eine Feder wirst du mit dem Wind fliegen, wenn wir weiterziehen.«
    Nival lächelte schmerzlich, Bitterkeit grub Furchen in sein Gesicht, die ihn weitaus älter machten, als er war. Vielleicht summieren sich die Jahre, dachte er, wenn man mehrere Leben gleichzeitig lebt.
    Trotzdem war dies hier – der Schlapphut, der immer noch streng nach irgendwelchen Kräutern duftete, die gestohlene Kleidung, die Taschen voller Dietriche, kleiner Klingen, Bindfäden und Zündhölzer – die einzige Möglichkeit, Chamija wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen.
    Mora wird mich verrückt nennen, wenn ich nicht mitgehe, dachte er. Die Alten würden versuchen, mich zu überwältigen, in einen Sack zu stecken und auf einen dieser Wagen zu laden, wenn sie wüssten, dass ich nur so den König retten kann, und sie alle lieben den König, jeder auf seine Weise.
    Selbst ich liebe ihn irgendwie, oder ich hätte es längst getan. Oder liebe ich mich, meine Hände in den weißen Handschuhen, die so unschuldig wirken, die nichts Böses tun können? Weil der Narr viel zu wild und fröhlich ist, um ein einziges finsteres Ziel zu verfolgen? War die Figur, die ich entworfen habe, die falsche, und als ich in ihre Haut schlüpfte, wurde ich jemand, dessen Lachen echt war und der nicht töten konnte?
    » Jikesch?« Der Junge, den er beim Stehlen erwischt hatte, lugte ins Zelt. » Da ist eine Frau, die überall auf dem Marktplatz nach dir fragt. Eine Bestran. Soll ich sie herbringen? Sie kennt das Zeichen nicht.«
    Eine kalte Hand legte sich um sein Herz. » Ist sie blond und trägt einen weißen Pelz um die Schultern?«
    » Du bist aschfahl«, meinte Cassemin und sprang alarmiert auf. » Wer ist sie?«
    » Ich muss mich umziehen, sofort«, stammelte Nival. » Sie darf mich nicht in dieser Kleidung sehen. Habt ihr hier noch ein Narrenkostüm?«
    » Junge, niemand kommt hier herein, wenn wir ihn nicht einladen.«
    » Sie braucht keine Einladung«, flüsterte er. Schnell sprang er hinter den Paravent und zog sich um.

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