Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Dorfes, unterstützt von einer, äh, kleinen Geiselnahme … das war dumm, wie ich mittlerweile weiß. Beim letzten Mal habe ich versucht zu verhindern, dass Yaro eingezogen wird … ich habe ihn und meinen kleinen Bruder Merok versteckt. Linnias Brief kurz nach meiner Entlassung kam gerade recht. Ich kann nur hoffen, dass sie Merok nicht erwischen, während wir fort sind. – Man lernt in der Gefangenschaft, mit den Waffen umzugehen, die man hat«, fügte er mit einem finsteren Seitenblick auf Nival hinzu.
» In Nelcken werden die jungen Männer eingezogen?«, fragte Nival.
» In allen Provinzen – wusstet Ihr das nicht? Also, schauen wir mal, was die Zauberei uns bringen könnte.«
Mit überraschender Zärtlichkeit bewegte er seine großen Hände, während er Yaro die Salbe auf die Wange strich und dabei » Wintika« murmelte. Dann hielt er plötzlich inne und schnappte nach Luft. » Warum brennt mein Mund wie Feuer? Habt Ihr etwas Wasser für mich?«
Agga eilte mit einem Becher herbei. Mora beobachtete den jungen Mann scharf, während er trank.
» Das Wort ist zu stark für Euch«, sagte sie. » Hört auf damit, bevor es Euch vernichtet.«
» Dann bin ich also kein Zauberer«, meinte Rinek, er klang zugleich enttäuscht und erleichtert. Vorsichtig befühlte er seine Zunge. » Was mich auch überrascht hätte, dabei hätte ich Yaro liebend gerne geholfen. Wie könnte ich ihn in diesem Zustand zurückbringen? Meine Stiefmutter Merina wird mich so lange anschreien, bis ich taub bin, und Lester – das ist mein Vater – wird ein Jahr lang nicht mehr mit mir reden.«
» Oh, Ihr irrt Euch«, widersprach Mora. » Ohne magisches Blut wäre dieses Wort nichts als ein Wort für Euch gewesen, belanglose Silben. Ihr habt soeben Euren ersten Zauber gewirkt, aber Eure Gabe ist zu schwach für so viel Glut. Geht es? Hat der Schmerz nachgelassen?«
Rinek nickte schwach.
Mora beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. » Versucht es damit. Es ist mild und sanft und kann keine Sterbenden aufhalten, aber es sollte genügen. Das ist der Zauber, der in den einfacheren Salben ruht, doch wenn man ihn frisch ausspricht, müsste er noch wirksamer sein. Na los«, fuhr sie ihn an, » Ihr seid an der Reihe!«
Rinek blickte ratlos von einem zum anderen, dann gehorchte er und versuchte es erneut, so leise, dass Nival das Wort nur undeutlich hören konnte. Das musste Moras Rache dafür sein, dass er Wintika preisgegeben hatte, vor den Ohren nicht zauberkundiger Zuhörer.
» Schon besser«, flüsterte Rinek. » Es summt auf der Zunge wie eine Biene, die mich gleich stechen wird, und ist dabei von angenehmer Süße.«
» Ha!«, sagte Mora laut. » Nelcken ist ein guter Acker für magisches Blut.« Aber sie fiel dabei fast von ihrem Hocker.
Nival bedeutete Agga, die Verbände an Yaros Händen zu lösen. Ein Beben durchlief den Körper des Verwundeten. Er seufzte in tiefem Schlaf und schien nichts zu merken, als Rinek seine Verletzungen behandelte. Das Mädchen trug die ebenfalls schlafende Mora hinaus. Nun waren sie nur noch zu dritt.
» Es hört auf zu bluten, die Wunden schließen sich. Das ist … erstaunlich«, murmelte Rinek. Abrupt wandte er sich zu Nival um. » Jetzt Ihr. Was habt Ihr abbekommen?«
» Seid Ihr nicht erschöpft?«
» Im Gegenteil«, behauptete Rinek, » ich habe das Gefühl, dass ich gerade erst anfange. Kann es sein, dass Heilen süchtig macht?«
» Wo warst du?«, kreischte Chamija.
» Im Stall«, sagte Jikesch. » Im Stroh, zwischen all den Eseln, die meine besten Freunde sind und mir ebenso laut in die Ohren brüllen wie Ihr, Verehrteste.«
Die Zauberin musterte ihn misstrauisch und lächelte dann. » Alle haben nach dir gesucht.«
» Wer? Seine Hoheit der Prinz wedelt mit den Händen, als wollte er Fliegen verscheuchen, sobald er mich sieht.«
» Ich«, sagte sie liebevoll, » ich vermisse dich, wenn du nicht in meiner Nähe bist. Weißt du das denn nicht? Was täte ich ohne dich, mein kleiner Spion, der alles hört und sieht und alles weiß? Es gibt ein Problem in der Stadt.«
» Oh«, sagte Jikesch, dem Böses schwante. » Bin ich denn der Entwirrer, der Fragenknäuel auflöst? Bin ich der Aufdröseler, der die Rätsel des Lebens auseinandernimmt und die bunten Fäden hübsch in die Schublade legt? Ich weiß nichts von Problemen, aber ich habe Hunger. Ihr habt nicht zufällig schon gefrühstückt und ein paar Krümel übriggelassen für einen seltenen Vogel, dem das Heu im Stall nicht
Weitere Kostenlose Bücher