Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Das unterirdische Reich der Drachen. Es liegt versteckt in den Bergen von Berat. Dort kommen wir her, und dorthin wollen wir zurück. Dort haben wir gelebt und geliebt und geträumt … Das Gestein ist von unserer Magie durchdrungen. An den Wänden steht unsere Geschichte geschrieben, unsere Lieder und Visionen, unsere Klagen und Gebete. Für einen Zauberer müsste es sein wie ein riesiges Zauberbuch, durch dessen Seiten er wandern kann. Wo hätten wir eine Antwort finden können, wenn nicht dort? Sobald der Stein das Schloss verlassen hatte, begann jedoch die Jagd auf uns. Wir hätten es niemals bis dorthin geschafft, daher blieb uns nichts anderes übrig, als den Schatz zu verbergen. Harlon starb, und seitdem warte ich auf dich.«
Linn nickte. Langsam begann sie zu begreifen, wie sehr Gah Ran sie brauchte. » Auf euch Drachen liegt also ein Fluch. Wenn er aufgehoben würde, wärt ihr noch viel mächtiger – und das ist es, was Chamija verhindern will? Was wahrscheinlich alle Menschen verhindern wollen«, fügte sie hinzu.
» Dein Vater war da anderer Meinung.«
» Was soll ich jetzt tun? Sein Werk fortsetzen?«
» Die Verbannung schien ihm ein geringer Preis, um dieses Geheimnis zu wahren. Und du, Linn? Wirst du dich als seine würdige Tochter erweisen?«
Ihr schwirrte der Kopf von all dem, was sie gerade erfahren hatte. Noch kam es ihr unwirklich vor, dass sie mit einem Drachen redete, statt mit ihm zu kämpfen, und dass sie überhaupt darüber nachdachte, den Drachen eine Macht zu geben, mit der sie noch viel mehr zerstören konnten. Was hatte Harlon sich nur dabei gedacht? » Wo ist der grüne Stein? Kann ich ihn sehen?«
» Die Macht würde jeden Drachen im Umkreis anlocken, jeden Zauberer zu uns leiten. Dabei würde ich dir gerne einen kurzen Blick darauf gönnen, denn du musst wissen, wofür wir kämpfen, oder alles war umsonst. Ich könnte dir die Worte verraten, die den Zauber aufheben, doch um den Stein wieder zu verstecken, müsstest du so viel Kraft verschwenden, dass du einige Monde brauchen würdest, um dich davon zu erholen. Das kann ich nicht erlauben. Chamija gibt nicht so schnell auf. Sie wird nicht ruhen, bevor sie hat, was sie begehrt.«
» Was will sie damit?«, fragte Linn.
Gah Ran musterte sie. Seine schwindelerregenden Augen fixierten sie. » Verhindern, dass die Macht der Drachen wieder von ihnen selbst genutzt werden kann.«
» Aber …« Dieses Ziel klang nicht so abgrundtief böse, wie Linn erwartet hatte. » Kann sie das überhaupt? Oder reicht es, wenn sie den Stein in ihrem Besitz hätte und verhindert, dass jemand wie du ihn bekommt? Bei Arajas, jetzt weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich tun soll.« Sie fragte sich erneut, ob sie einen Fehler gemacht hatte, als sie nicht auf Chamija gehört hatte. » War es Laran? Dieser Fluch, von dem du sprichst. Hat er die Drachen verflucht und so den Drachenmond beendet? Damals, vor achthundert Jahren, als der Krieg der Drachen endete, geschah es so?« Bei dem Gedanken an das, worum es hier gehen könnte, wurde ihr kalt. » Sag mir die Wahrheit, Gah Ran. Ist der Stein deshalb in Lanhannat, weil Laran ihn benutzte und die Drachen den Fluch, der sie zurückhält, sonst aufheben würden? Oh ihr Götter! Ich soll so etwas Schreckliches tun? Das wäre, als würde ich eine Meute wilder Hunde von der Kette lassen!«
» Ja«, sagte Gah Ran. » Du rätst recht gut, auch wenn es nicht Laran war, der uns verfluchte, sondern der Drachenkönig selbst. Damals endete unser Zeitalter, und die Menschen haben uns keine Träne nachgeweint. Aber ich bin noch da, und ich habe nicht vergessen. Du weigerst dich, die Hunde von der Kette zu lassen? Ja, du hast recht, dich zu fürchten. Es ist, als würdest du das Wehr öffnen, das den Fluss staut, und ihm seine Kraft zurückgeben, und natürlich wird alles überschwemmt von der Gewalt des Wassers. Du kannst den Riegel öffnen und die Gefangenen aus ihren Kerkern freilassen – das ist gefährlich, oh ja. Wer das tut, kann sich nicht sicher sein, ob er richtig handelt, denn es waren keine Unschuldigen, die zu Unrecht eingesperrt wurden. Du würdest Kräfte freisetzen, die keiner von uns je bändigen könnte.«
Linn trat einige Schritte zurück.
» Was hast du Harlon für diesen Verrat versprochen? Schätze und Reichtümer? Oder genügte es, ihn mit deiner Drachenzunge zu verführen, bis er dir hörig war?« Sie schleuderte ihm ihre Anklagen entgegen, doch er lachte nur, und die Bitterkeit in seinem
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