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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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darauf zu stützen – schon seit längerem hatte der König Schmerzen in der Hüfte –, sondern er benutzte ihn gerne als Verlängerung seines Arms. Jetzt hieb er damit nach den Füßen der Diener, die eilig fortsprangen, und stach mit der eisernen Spitze in den Teppich.
    » Soll ich dich auf dem Parkett aufspießen, du Hundesohn von einem Narren? Was soll dieser Schwachsinn?«
    Jikesch tauchte die Nase in den kunstvoll gewebten Teppich. » Oh Herr, ich bin Euer Glück!«, wimmerte er. » Reichtum und Ehre! Euer Sohn wird zurückkommen, geadelt und gekrönt, eine Schleppe aus Drachenschuppen über der Schulter! Hinter ihm die Ritter im Triumph!«
    Ohne den Kopf zu heben zog er ein Seidentuch aus dem Ärmel und flatterte damit herum, dann ein weiteres und noch eins. » Triumph!«, bellte er. » Sieg über alle Feinde des Königreichs!« Noch ein Tuch. Sie schwebten um ihn herum wie übergroße, verstörte Schmetterlinge. » Triumph! Der Segen der Götter über Schenn!« Er schüttelte den anderen Ärmel, und Glasperlen rollten heraus und ergossen sich über den Teppich wie ein Strom aus funkelnden Diamanten. » Der göttliche Segen«, wisperte er ehrfurchtsvoll.
    Der König stocherte mit dem goldenen Stab in den Perlen herum und nickte versonnen. Dann wandte er sich an die Diener. » Wo bleibt mein Frühstück?«, fragte er schroff.
    Inya, eine mollige Bedienstete mit schon ergrauten Haaren, trug das erste Tablett herein, hinter ihr die Prozession der jüngeren Frühstücksbringer, einer nach dem anderen, bis der Raum vor Leuten, Tellern, silbernen Hauben, Gläsern, Karaffen und den unterschiedlichsten Düften fast platzte.
    Während der König aß, musste Jikesch zu seinen Füßen sitzen. Er bekam das, was Pivellius vom Tellerrand schnippte, und verspeiste es mit den gleichen gezierten Gesten wie sein Herr. Meistens war es mehr als genug, doch heute war der König in Gedanken versunken und schob sich einen Leckerbissen nach dem anderen in den Mund, von gebratenen Taubenbrüsten und mit Speckstreifen umwickelten Wachteln bis hin zu exotischen Früchten in mit Wein und Mandeln verfeinerten Soßen.
    Obwohl der Narr vorhin noch geglaubt hatte, er müsse nie wieder etwas essen, regte sich jetzt der Hunger in ihm, und sein Magen knurrte vernehmlich.
    Pivellius hob die Brauen.
    » Verzeihung«, murmelte Jikesch, » mein Bauch will sich an diesem Gespräch beteiligen, obwohl er nichts Vernünftiges zu sagen hat.«
    » So, so.«
    Jikesch fand diesen Satz schwachsinniger als alles, was er an diesem Morgen sonst so von sich gegeben hatte; glücklicherweise war Pivellius meist gnädiger gestimmt, wenn es ihm schmeckte.
    » Ja, mein Bauch fragt sich: Sollte es sich tatsächlich um eine Rosine handeln, die dort so vorwitzig in dem weißen See aus Honig, Milch und Zimt herumschwimmt? Eine echte Rosine, klein und tapfer?«
    » In der Tat«, meinte der König liebevoll, zupfte die verschrumpelte Frucht mit Daumen und Zeigefinger heraus und warf sie Jikesch zu. » Es sieht nach einer tapferen Rosine aus.« Er tätschelte den Kopf des Narren. Lustig klingelten die Glöckchen.
    » Überdies fragt sich mein Bauch«, fuhr Jikesch ermutigt fort, » ob das wirklich kandierte Früchte im Grießpudding sind, diese kleinen, bunten Dinger, die dem Mosaik an den Schlosswänden gleichen? Drachenschuppen aus Orangen, Zitronen und Feigen? Dieser Drache wird nicht lange leben, fürchte ich. Wir könnten ihn gemeinsam verschwinden lassen. Ein Zauberkunststück ohnegleichen.«
    Eine steile Falte bildete sich auf der Stirn des Königs. » Wir essen hier«, sagte er grimmig. » Vergleichst du das etwa mit den finsteren Praktiken gottloser Magier?«
    Mit einer Rolle rückwärts brachte Jikesch sich außer Reichweite des goldenen Stabes.
    » Hört nicht auf mich!«, rief er. » Ich rede dummes Zeug. Bin ich nicht ein Narr? Doch dünkt mich, ich hätte Euch erst gestern davon sprechen hören, die Tochter des Grafen Krinius sei ein zauberhaftes Mädchen. Da wusste ich noch nicht, dass Ihr vorhattet, sie verbrennen und vierteilen zu lassen.«
    Der König starrte ihn eine Weile stirnrunzelnd an, dann glättete sich seine Miene wieder. » Das habe ich gesagt?«, meinte er verblüfft. » Zauberhaft?«
    » Ihr zauberlicher Gang«, rief der Narr, sprang wieder auf die Füße und ahmte das Hüftwackeln einer hübschen Dame nach. » Ihre zauberlichen Augen.« Er klimperte heftig mit den Lidern. » Ihr zauberliches Lächeln, hach, ihre Zauberzähne im Zaubermund.

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