Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
genau zu sein. Du könntest tot sein!«
» Das Buch«, murmelte er. » Draußen … das Buch!«
» Das muss warten.« Mora tupfte seine Haut mit einem nassen Tuch ab, bevor sie ein Töpfchen aus dem Schrank holte. Behutsam verteilte sie eine bräunliche Salbe auf der Wunde, die sofort zu bluten aufhörte.
» Das wird jetzt wehtun – ich muss es richtig tief hineindrücken.«
Nival biss ins Kissen, während seine Tante die Verletzung behandelte.
» So. Aber glaub nicht, dass morgen große Sprünge möglich sind. Du bräuchtest Bettruhe.«
» Das geht nicht.« Stöhnend drehte er sich auf die Seite, Schweiß perlte ihm von der Stirn.
Mora legte eine Hand an seine Wange und betrachtete ihn zugleich liebevoll und verärgert. » Ach, Nival.«
» Das Buch«, erinnerte er sie.
» Na gut. Kümmern wir uns also um dein Buch. Wo ist es?«
» Irgendwo vor dem Haus, zwischen den Steinen.«
Mora verschwand nach draußen, kam wenig später mit dem Gesuchten zurück und legte es auf den Tisch.
Nival verzog das Gesicht, als er sich aufsetzte und schwankend aufstand. Er taumelte durch den Raum, ließ sich auf einen Stuhl sinken und löste mit zitternden Fingern den Gurt.
» Hast du es mit?«, fragte Mora atemlos. » Heute? Ausgerechnet heute? Was, wenn diese Diebe es gestohlen hätten?«
Er lachte. » Wie du vorhin aus dem Haus gekommen bist und diese Mörderbuben fertiggemacht hast, das war richtig beeindruckend. Wer wirst du sein, liebe Tante, wenn du erst einen ganzen Haufen Drachenschuppen dein Eigen nennst? Die mächtigste Frau von ganz Schenn?«
Mora nippte an ihrem Tee. » Manchmal genügen ganz kleine, wirkungsvolle Worte.«
» Caness«, flüsterte Nival. » Ich habe das erste Mal erlebt, dass du es für etwas anderes einsetzt als für deine unvergleichlichen Pasteten.«
Diesmal war es Mora, die lachte. Vergnügt und zufrieden. » Ja, Caness. Nur eine Prise Staub … du wusstest, dass es mehr als ein Gewürz ist.«
» Natürlich«, sagte Nival beleidigt, » aber dass man damit auch kämpfen kann, ist mir neu. Dann hätte ich ein Säckchen davon mitgenommen. Es scheint mir effektiver zu sein, als bloß einen Stapel Protokolle als Waffe zu verwenden.«
» Ich muss dir danken. Du hast mir zum Glück gesagt, dass sie Nachtglanz benutzt haben.«
» Und?«
» Ich habe diese Kerle bloß geblendet. Jeder Zauber macht anfällig für einen anderen Zauber. Sie haben ihre Sehfähigkeit verstärkt? Ich habe es rückgängig gemacht. Dadurch waren sie auf einen Schlag völlig blind. Caness ist Verwandlung. Caness macht aus fade würzig, aus alt neu, aus gering wertvoll. In der Tat habe ich es spontan für diesen neuen Zweck benutzt – um aus sehend blind zu machen. Um einen anderen Zauber aufzuheben. Es hat besser funktioniert, als ich dachte.«
» Und deine Schürze? Es hat sich angehört, als würdest du eine Peitsche benutzen.«
» Quiria Beh«, flüsterte Mora. » Ich sollte diese Wörter nicht hier aussprechen, in der Nähe dieser Schuppe – wer weiß, welche Bestimmung sie in sich aufnimmt, wenn ich so unbedarft damit um mich werfe? Das ideale Zauberwort, um aus harmlosen Gegenständen anhängliche, folgsame Waffen zu machen. Sollte jemand in deiner Gegenwart dieses Wort benutzen, sieh zu, dass du Land gewinnst.«
» Nur ein Narr legt sich mit einem Zauberer an.«
Mora warf ihm einen strengen Blick zu und hob die Brauen.
» Tja«, meinte Nival. Er entfernte die letzte Schlinge und schlug den Einband auf. » Bitte sehr, Frau Zauberin.«
Zwischen den fein beschriebenen Seiten steckte eine handtellergroße, flache Scheibe, die aussah, als sei sie aus blaurotem Glas.
Ehrfürchtig betrachtete seine Tante den glänzenden Gegenstand. » Ist sie echt?«
» Sag du es mir. Du bist die Magierin.«
Mora streckte ihre Hand danach aus und hielt die Handfläche ein paar Fingerbreit darüber, dann schloss sie die Augen und schien zu horchen.
» Macht«, flüsterte sie. » Die Schuppe ist echt, zweifellos.« Sie blinzelte eine Träne weg. » So groß … ich habe immer nur Pulver gehabt, höchstens kleine Stückchen. Aber das hier übertrifft alles.« Sie ließ die Hand vorsichtig sinken, bis sie die bläuliche Scheibe damit bedeckte.
» Es wird auffallen. Du hättest keine so große nehmen dürfen.«
» Sie stammt von einer Wand im hinteren Stallbereich. Ein großflächiges, buntes Mosaik. Niemand wird sie vermissen. Sie ließ sich leichter entfernen als die kleinere, die ich ursprünglich im Sinn hatte.«
» Hat
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