Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
traurig und geknickt gewesen wäre, hätte er ihr vielleicht verzeihen können. Stattdessen war sie sogar froh über das, was sie getan hatte.
» Er lebt, ja?«, hatte sie gefragt, und über ihr Gesicht war ein triumphierendes Leuchten gehuscht. Da hatte er sie stehenlassen und war einfach gegangen.
Linnia, in ihren Armen der Prinz, er lehnt sich an sie, als wäre sie alles, was ihn zusammenhält … und sie ist bereit, alles zu riskieren, nicht nur ihr Leben, sondern das von uns allen, für diesen Widerling, für diesen grausamen Soldaten, dem das halbe Königreich gehört …
Mora seufzte. » Es ist wichtig, das weißt du doch? Immer noch. Jetzt vielleicht mehr denn je.«
» Sie wird keinen Drachen für uns töten«, sagte er. » Ich glaube nicht, dass sie überhaupt irgendetwas für uns tun wird.«
Dieses Mädchen mit dem walddunklen Haar. Kurz und zerzaust war es jetzt – sie sah fast aus wie ein Junge. Ein bemerkenswert hübscher Knabe mit weicher, glatter Haut. Jungenhaft auch ihr trotziger Blick und die Bereitschaft zu kämpfen, selbst wider alle Vernunft. Jedenfalls kannte er kein anderes Mädchen, das so war wie Linnia.
» Dann bring sie dazu. Es wird immer schwerer, Pulver zu bekommen, und für ein paar farbige Zauberkristalle bezahlt man auf dem Schwarzmarkt inzwischen so unglaublich viel Geld, dass ich auch gleich meine Kunst aufgeben kann. Ich habe den Verdacht, dass irgendjemand hier in Lanhannat alles aufkauft, um die Preise hochzutreiben.«
» Ich könnte wieder etwas aus dem Schloss mitbringen. Dort liegen haufenweise Schuppen herum.«
» Untersteh dich. Du lebst sowieso schon im Schatten des Galgens.« Sorgenvoll schüttelte Mora den Kopf. » Rede mir nicht ein, dass sie unbewacht herumliegen. Auch nur einen einzigen Splitter mitzubringen ist eine gefährliche Aktion, das weißt du so gut wie ich. Erst recht, wenn du Jikesch bist und Chamija erfahren könnte, was du tust.« Sie seufzte. » Ich war bei Schirdan. Er ist sehr vorsichtig und wollte sich auf nichts festlegen. Von Nachtglanz weiß er nichts – behauptet er jedenfalls. Am Ende stimmt es sogar, denn wir wissen nicht, was diese Zauberin aus Tijoa vermag. Eine direkte Konfrontation hält Schirdan auf jeden Fall für falsch. Doch wir sollten uns vorbereiten, darin ist er sich mit mir einig. Wir brauchen mehr Drachenmagie. Wenn Linnia uns von ihrem letzten Kampf ein paar Schuppen mitgebracht hätte, wären wir in einer ganz anderen Situation. Wann fragst du sie endlich danach?«
Nival knurrte etwas Unverständliches. Mit Linnia zu reden, so wie mit seiner Tante? Das hatte er noch nie gekonnt. Und jetzt … wie sollte er es fertigbringen, sie um etwas so Wichtiges, so Entscheidendes zu bitten – um einen Drachen? Den sie auch noch töten sollte, ohne dass jemand davon erfuhr? Um einen ganzen Berg voller Schuppen?
» Das hätten wir früher tun müssen«, sagte er leise. » Mittlerweile weiß Linnia, welche Macht darin liegt. Warum sollte sie uns diese Macht geben? Vielmehr wird sie befürchten, dass wir damit ihrem geliebten Prinzen schaden könnten.«
» Linnia ist in den Prinzen verliebt?«, fragte Mora überrascht. » Bist du sicher?«
Nival nickte düster. » Ich fürchte schon.«
» Das ist nicht gut. Das ist … gefährlich. Nein, dann darfst du sie wirklich nicht darum bitten, einen Drachen zu erlegen und ihn uns zu übergeben. Wenn der König davon erfährt … Oh bei Belim und Bellius, du machst mir Angst, Nival. Was sind das für Zeiten, wenn von allen Seiten her Schwierigkeiten drohen? Habe ich einen Fehler begangen, als ich dir verboten habe, ihr den Hof zu machen? Ich wollte, dass jeder von euch sich auf seine Fähigkeiten konzentrieren kann, du auf deine Aufgabe bei Hofe, sie auf den Kampf gegen die Drachen. Leidenschaft und Liebe machen alles nur kompliziert und hindern einen daran, den Weg, der einem bestimmt ist, zu Ende zu gehen. So war es bei mir und Bher … starke Gefühle sind immer hinderlich beim Zaubern. Ohne ihn wäre ich schon viel weiter. War das falsch, mein Junge? Wenn Linnia zu dir gehörte, könnten wir ihrer wenigstens sicher sein.«
» Nein«, widersprach Nival und küsste seine Tante auf die Wange. » Du hast genau richtig gehandelt.«
» Sie ist so hübsch«, sagte Mora leise. » Du hattest sowieso keine Chance. Sie könnte jeden haben. Sie hätte sich gar nicht für dich interessiert.«
» Ja«, sagte er bitter. » Da hast du recht. – Hat es eben an der Tür geklopft? Hast du das auch
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