Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Bad nicht nachgelassen. Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund und packte ihr Schwert.
Okanion blieb als Wache bei den Pferden zurück; zu dritt pirschten sie durch den Wald.
» Der Drache kann nicht landen, bevor er die Bäume verbrannt hat«, sagte Linn. » Entweder wir warten so lange oder wir suchen eine Lichtung und versuchen, ihn dorthin zu locken.«
Gunya stapfte hinter ihr her. Sie war wie ausgewechselt. Noch nie zuvor hatte Linn einen so sinnvollen Vorschlag von ihr vernommen wie diesen: » Anlocken? Dazu brauchen wir ein paar Flüchtlinge.«
» Wir müssen also ein paar dieser verschreckten Seelen dazu bringen, sich auf eine Lichtung zu stellen und die Aufmerksamkeit des Drachen zu erregen?« Dorwit seufzte. » Schon klar. Das Untier würde sich nicht ausgerechnet auf uns stürzen, wenn so viel hilfloses Frischfleisch herumläuft.«
Sie stöberten ein paar verschreckte Frauen auf, die ihre Kinder an den Händen packten und davonrannten.
» Die Farben von Schenn zu tragen ist hierzulande keine Empfehlung mehr«, sagte Gunya düster. » Wie können wir mit ihnen reden, wenn sie alle solche Angst vor uns haben?«
Über ihnen fauchte der Drache. Es regnete brennende Zweige, doch der Wald war feucht vom Nebel und nicht so leicht in Brand zu setzen. Im Schatten, wo kein Sonnenstrahl hinfiel, hatten sich Schneewehen gehalten, auf denen man leicht ausrutschen konnte. Dicker Qualm versperrte ihnen die Sicht. Wieder hastete eine Gruppe Yaner vorbei, darunter diesmal auch einige Männer, doch Gunyas Versuch, sie zum Stehen zu bringen, war nicht von Erfolg gekrönt. Schlimmer noch, einer der Flüchtenden war dermaßen verzweifelt, dass er sie angriff. Sein Blick blieb an Linns grüner Maske hängen, da ging er auch schon mit einem dicken Knüppel auf sie los. » Verdammte Schenner! Verräter! Ihr habt uns im Stich gelassen!«
Vielleicht sahen die Drachenjäger in nassem Zustand nicht so ehrfurchtgebietend aus wie sonst, trotzdem gelang es ihnen recht mühelos, den Mann zu entwaffnen.
» Seid verflucht!«, brüllte er.
» Hört zu«, begann Linn, aber es war unmöglich, sich verständlich zu machen, denn aus der ganzen Gruppe war niemand bereit, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Nach einem Schwall an Beschimpfungen zogen die Yaner weiter. Ihre Kinder heulten, während glühende Äste auf den Weg stürzten.
» Wie können sie das unterscheiden?«, murmelte Dorwit. » Das ist nicht normal, wisst ihr das? Drachen verhalten sich nicht so.«
» Was meint Ihr?«, fragte Gunya.
» Warum die Flüchtlinge? Warum ist der Bach eine Grenze für die Bestien? Warum machen sie einen Unterschied zwischen uns und den Yanern? Da drüben auf der Wiese sind genug Soldaten, die der Drache im Kreis herumjagen könnte, viel wehrhafter als diese armen Familien sind die auch nicht.«
» Es sei denn, die Drachen befolgen Befehle«, sagte Linn. Sie wusste selbst, wie unglaublich das klang. Wenn sie nicht mit angesehen hätte, wie die Tijoaner sich von einem Drachen transportieren ließen, wäre ihr das genauso unwahrscheinlich erschienen. » Es sei denn, ein Zauberer hätte so viel Macht über diese Ungeheuer, dass sie nicht von Blut und Schätzen angelockt werden, sondern in Yan sind, weil sie hierhergeschickt wurden.«
Tijoa. Dort liegt die Antwort. Das Herz der Welt. Das Auge des Sturms. Dort. Er wartet.
» Das ist völlig absurd.« Gunyas Stimme hatte wieder den gewohnt arroganten Tonfall angenommen.
» Ist es nicht – leider«, beharrte Linn. » Der neue König von Tijoa ist nicht zu unterschätzen. Ich habe gesehen, dass ein Drache ihm gehorcht.«
Die anderen starrten sie an.
» Niemand hat je Drachen befehligt!«, protestierte Gunya.
» Nicht seit Bor-Chain«, sagte Dorwit leise. » Er hat sie in seinem Krieg zu Hilfe gerufen, wisst Ihr noch? Der Tyrann konnte sie zwingen, zu tun, was er wollte. Die alten Legenden lügen nicht. Laran vermochte es übrigens auch. Sollte Scharech-Par ein zweiter Bor-Chain sein, genauso mächtig und furchtbar wie der Tyrann der Geschichten? Dann seien uns die Götter gnädig. Belim sei Dank, dass die Tijoaner heutzutage auf unserer Seite sind, denn diesmal haben wir keinen Laran.«
Gunya schnaubte verächtlich. » Dafür kann ich Belim nicht danken – dass Brahans Erben sich in den Dienst der Tijoaner stellen.«
» Seid vorsichtig, was Ihr sagt«, meinte Dorwit. » Ihr bewegt Euch auf dünnem Eis.«
» Still!« Linn hob die Hand.
Das Rauschen der Drachenflügel über ihnen ließ
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