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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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schwör’s!«
    Linnia beschlich ein ungutes Gefühl, während sie die einsame Dorfstraße weiterritten. » Die Frau glaubte, wir würden ihren Sohn mitnehmen, wenn er alt genug ist? Verstecken sich alle hier vor uns? Warum, bei allen Göttern?«
    Der Drachenjäger seufzte. » Alle jungen Männer werden zu den Waffen gerufen, wusstet Ihr das nicht?«
    » Meine Brüder und meine Neffen sind unterwegs Richtung Ebene«, ergänzte Dorwit.
    » Aber …« Linn wollte nicht glauben, was sie da hörte. » Davon merkt man in Lanhannat nichts.«
    » Nein«, sagte Okanion düster, » das ist die Pflicht, die auf den Provinzen lastet: Soldaten zu stellen, wenn der König danach verlangt.«
    » Ich bin aus Inidria«, erklärte Dorwit.
    Der Sturm schüttelt die Blätter vom Baum. Wundert dich das?
    Unvermittelt musste Linn an Yaro denken. Wenn nun auch in Nelcken die jungen Männer zum Dienst gerufen wurden? Wie sah wohl ihr Dorf aus – ebenso verlassen wie dieses? Es hatte ihr immer Trost gegeben, dass zu Hause alles in Ordnung war. Jedenfalls hatte sie glauben können, in Brina sei alles wieder so wie früher. Die Häuser aufgebaut, die Kranken genesen … Und wenn nicht? Was, wenn nicht?
    Als Nächstes stießen sie auf ein Dorf ganz anderer Art. Anscheinend war es ein Lager oder etwas Ähnliches gewesen; Tücher und Stangen wiesen darauf hin, dass hier Zelte gestanden hatten, ausgetretene Feuerstellen, noch nicht lange heruntergebrannt, erzählten von einem hastigen Aufbruch. Ein Schneehaufen glänzte im Sonnenschein, der letzte Rest eines ehemaligen Walls. Linn mochte sich nicht vorstellen, wie die Menschen hier im Winter gelebt hatten, ohne Mauern und Kamine.
    » Wo sind all die Leute hin?«, fragte Dorwit und stocherte in der Asche. » Hier, ein Löffel.« Er fischte eine geschwärzte Suppenkelle aus der Feuerstelle.
    Linn betrachtete das Fundstück eingehend. » Das ist keine Honauer Arbeit. Diese Blumenmuster stammen aus Yan, würde ich behaupten. Ich bin eine Zeit lang mit einem Kaufmann aus Yan unterwegs gewesen, der hatte auch überall solche Muster, sogar an seinem Wagen. Das hier war ein Flüchtlingslager.«
    » Wie gut sie über alles Bescheid weiß«, ätzte Gunya. » Ich bin wirklich beeindruckt. Die beste Drachenjägerin des Königs kennt sich auch noch mit Blümchen und Löffeln aus.«
    » Also Leute, die vor dem Krieg geflohen sind«, stellte Okanion fest, ohne auf Gunya zu achten. » Sind sie jetzt schon wieder zurück nach Yan? Reiten wir weiter, das gefällt mir nicht.«
    Auf dem Weg in Richtung Grenze stießen sie auf weitere verlassene Lager, was das Stirnrunzeln des Ritters noch vertiefte. Dafür trafen sie bald auf Soldaten, von denen sie misstrauisch beäugt wurden. Die Drachenjäger ritten weiter, obwohl es Linn bald vorkam, als wären es nicht ihre eigenen Soldaten, sondern Feinde, so abweisend blickten die Männer auf die Gardisten.
    » Halt!« Ein Soldat sprang vor ihnen auf den Weg und erkannte gleichzeitig das Wappen des Königs an ihren Schilden. Er nahm zwar Haltung an, salutierte, machte aber keinerlei Anstalten, sie vorbeizulassen.
    Okanion trieb sein Pferd ein paar Schritte vorwärts. » Wie sieht es aus, Soldat?«, fragte er freundlich.
    » Ich habe Order, niemanden durchzulassen«, erklärte der Mann und betrachtete verstohlen das zerstörte Gesicht des Drachenjägers.
    » Ich glaube kaum, dass diese Regelung für die Garde des Königs gilt«, sagte Dorwit verärgert.
    Der Soldat wand sich sichtlich. » Ich bitte um Verständnis, aber wir brauchen … Ungestörtheit. Außerdem«, er linste verlegen zu Linn und Gunya hinüber, » ist das nichts für Frauen.«
    » Kommt.« Okanion hätte den Mann über den Haufen geritten, wenn dieser nicht rasch zur Seite gesprungen wäre. » Das müssen wir uns nicht bieten lassen.«
    » Aber wir haben Befehle!«, rief der Soldat ihnen noch nach.
    » Das kann doch wohl nicht wahr sein«, schimpfte Gunya, heiser vor Wut. » Haben die denn gar keinen Respekt?«
    Die Bäume traten weiter zurück und entließen die vier Reiter auf die Kuppe eines Hügels. Unter ihnen befand sich der Bach, der die Grenze zwischen Yan und Honau markierte. Nun wusste Linn endlich, warum die Soldaten keine Zeugen wollten. Sie trieben eine Schar Menschen in abgerissener Kleidung auf den Bach zu; Menschen mit Wagen und Karren, beladen mit Körben und Kisten – Flüchtlinge aus Yan. Brutal drängten die Soldaten die Yaner ins eiskalte Wasser. An dieser Stelle gab es keine Furt,

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