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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Versucht es, aber ich fürchte nein. Etwas Lebendiges, erst recht etwas, das auf diese Art lebendig ist, wird sich wohl kaum in Stiefel pressen lassen.«
    » Das kann ich später ausprobieren«, entschied er. » Jetzt werde ich hinter Chamija herjagen wie der Wind, unsichtbar und gnadenlos.«

5

    Rinek lief, manchmal noch etwas wackelig, hin und wieder sprang er sogar. Das Gefühl in dem lebendig gewordenen Holz war neu und ungewohnt – nicht wie in seinem anderen Bein, nicht wie früher. Er fror nicht, während er über das nasse Pflaster rannte, über schlammige Seitenwege und durch Pfützen, aber er konnte die Nässe wahrnehmen – zugleich wie ein eigenes Gefühl und das eines Fremden. Rinek war sich nicht sicher, ob Mora wusste, was sie da überhaupt getan hatte, oder ob er selbst es verstand. Belebtes Holz, das Wurzeln schlagen, wachsen und blühen wollte und sich dennoch in diese neue Form, diese Aufgabe fügen musste. Es verlieh ihm eine ungeahnte Schnelligkeit, denn es war ungleich stärker als menschliche Muskeln und katapultierte ihn so stark vorwärts, wenn er nicht aufpasste, dass er sich mit dem gesunden Fuß kaum abfangen konnte.
    Nach einer Weile hatte er heraus, wie er sich am geschicktesten bewegen konnte. Doch seine Freude wurde gedämpft, als er an einer verkohlten Ruine vorbeikam, und je weiter er in Richtung Stadttor vordrang, umso schlimmer sah es in den Straßen aus. Die Drachen hatten an verschiedenen Stellen Brände entfacht und mehr Zerstörung angerichtet, als Rinek gedacht hatte. Manche Straßenzüge waren vollständig verlassen, und er überholte immer wieder Familien, die all ihr Hab und Gut mit sich schleppten, auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft.
    Alle rechneten mit einem neuen Angriff. Auch die Drachengarde, wie er feststellte, als er das Tor erreichte. Hier luden ein paar Männer unter der wachsamen Aufsicht des Prinzen gerade Baumstämme ab, die sie frisch geschlagen aus dem Wald hergekarrt hatten.
    » Wir müssen sie aufrichten und an die Stadtmauer lehnen«, wies Arian die Arbeiter an.
    » Wozu?«, murrte einer und wischte sich über die schweißnasse Stirn.
    Rinek bemerkte, dass bereits mehrere Stämme dort aufgerichtet waren; er konnte die Frage des Mannes gut verstehen, denn auch ihm erschloss sich der Sinn dieser Maßnahme keineswegs.
    » Weil ich es befehle!«, rief der Prinz ungehalten.
    In einiger Entfernung standen die Drachenjäger beisammen und tuschelten verstohlen miteinander.
    » Habt ihr etwas anzumerken?«, fragte Arian wütend. » Dann sagt es mir.«
    » Verzeiht, Herr.« Okanion löste sich aus der Gruppe. » Wir sind alle etwas verwirrt über diesen ungewöhnlichen Auftrag. Wenn Ihr uns vielleicht erklären könntet, was das zu bedeuten hat? Die Mauer zu verstärken ist bei einem Feind, der fliegen kann, nicht gerade angemessen.«
    » Angemessen?« Arian lachte wild auf. » Was ist heutzutage denn noch angemessen? Dass wir angegriffen werden, von unseren eigenen Verbündeten? Dass Drachenjäger sich vor ihrer Beute fürchten? Dass mein Volk aus dieser Stadt flieht, in der Brahans Erben seit Jahrhunderten den Schennern Schutz bieten?« Seine Stimme wurde lauter und schriller. » Was, werter Ritter, hilft, wenn nichts mehr hilft?«
    » Aber …«, begann Okanion verwirrt, doch der Prinz schüttelte den Kopf.
    » Ich habe eine Aufgabe für Euch. Für meine Garde. Etwas, das ich nur den Besten anvertrauen kann. Chamija ist im Schloss und löst Drachenschuppen von den Wänden. Dazu hat sie meine ausdrückliche Erlaubnis. Jeden Moment wird sie herunterkommen, und dann müsst Ihr ihr helfen, die Schuppen an den Baumstämmen anzubringen. Außerdem brauche ich Soldaten, um die Schuppen zu bewachen, damit niemand dieser verdammten Flüchtlinge auf die Idee kommt, er könne mit einem Beutel glänzender Edelsteine seine Reise antreten.«
    » Da kommt sie schon«, meinte Okanion, dessen verzerrtes Lächeln keine Rückschlüsse darüber zuließ, was er wirklich dachte.
    Chamija näherte sich auf einem kleinen, edlen Pferd. Die Männer vor dem Tor betrachteten sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Abscheu; der Prinz starrte sie völlig hingerissen an.
    » Ist es so recht, meine Dame?«, fragte er.
    Rinek, obwohl unsichtbar, zog sich instinktiv etwas weiter zurück. Die Zauberin schien ihn nicht wahrzunehmen, aber nach allem, was er von Mora über sie wusste, graute ihm vor ihr.
    Er schlich davon, um in Sicht- und Hörweite das Geschehen weiterzuverfolgen, als ihn ein

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