Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
murmelte Nihal.
Die Frau lächelte. »Das ist ganz normal: Die Wunden waren sehr tief, und du hattest hohes Fieber ...« Die Frau hielt einen Moment inne. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Du hast meinem Sohn das Leben gerettet. Das werde ich dir nie vergessen ...«
Mühsam rief sich Nihal in Erinnerung, was alles vorgefallen war: der Junge, die Wölfe, der Ritt durch den Wald. Ihr Gedächtnis setzte in dem Moment aus, da Jona zu ihr gesagt hatte, dass es nicht mehr weit sei.
»Schon gut«, murmelte Nihal und hoffte, dass die beiden sie allein ließen.
Die Frau schien zu spüren, wie sehr Nihal litt, denn sie sprach jetzt fast flüsternd weiter. »Wie gesagt, hattest du gestern sehr hohes Fieber. Heute Nacht ist es dann gefallen. Deine Wunde am Arm habe ich mit einigen Kräutern behandelt. Du hast viel Blut verloren, doch ich denke, du bist schon auf dem Weg der Besserung. Schlaf nun. Du brauchst das.«
Mit diesen Worten verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich. Nihal genoss die Stille. Sie warf einen Blick aus dem Fenster: Draußen fiel der Schnee sachte und friedlich. Sie zog die Decke bis zu den Augen hoch und fühlte sich behaglich und beschützt.
Sie merkte, dass es bald Mittagszeit war, weil sich im Haus ein angenehm würziger Duft verbreitete. Von hinter der Tür drangen gedämpfte Geräusche zu ihr, sowie, ab und an, Jonas hohe Stimme.
Ein Holztablett vor sich hertragend, betrat die Frau den Raum. Darauf stand eine Schüssel, mit einem Kanten dunklen Brots daneben. Nihal versuchte, sich aufzusetzen, aber sie fühlte sich noch zu schwach.
»Warte, ich helfe dir«, sagte die Frau. Sie stellte das Tablett auf dem Boden ab und half ihr auf, indem sie ihr ein Kissen in den Rücken schob.
Nihal blickte sich um: Das Zimmer war recht klein, und die gesamte Einrichtung bestand aus dem Bett, in dem sie lag, einem großen Spiegel und einer Truhe unter dem Fenster, vor dem ein blauer Vorhang aus feiner Baumwolle hing. Doch Nihal kam es wie das Gemach eines Königs vor. Sie sah an sich hinunter und stellte fest, dass sie ein wollenes Nachthemd trug, das mit einem Bändchen am Kragen geschlossen war. »Wo ist mein Schwert?«, fragte sie alarmiert.
Die Frau deutete in eine Ecke des Raumes.
»Kein Sorge, da steht es.« Das Schwert steckte noch in der Scheide und lehnte an der Wand. »Deine Kleider habe ich gewaschen, sie waren alle voller Blut. Hoffentlich ist dir das Nachthemd warm genug .'.-.« Nihal errötete: Sie war nicht gerade höflich gewesen. »Ja, gewiss, danke«, murmelte sie. Die Frau stellte ihr das Tablett auf die Knie, und Nihal stürzte sich auf die Schüssel, schlürfte lautstark von der Suppe darin und biss dann ein Stück Brot ab. Jona stand auf der Schwelle des Raumes und sah ihr verwundert zu.
Die Frau lächelte. »Du scheinst schon lange nichts mehr gegessen zu haben ...« Nihal hielt einen Moment inne und blickte in die schon fast halb leere Schüssel. »Nun ja, das stimmt.« Die Freundlichkeit dieser Frau brachte sie in Verlegenheit. »Ich glaube, für dich ist es Zeit für ein Mittagsschläfchen«, sagte die Frau, an das Kind gewandt.
»Nein, Mama ... Ich möchte aber noch bei dem Fräulein bleiben ...«
»Komm, marsch ins Bett, aber ohne Widerrede!«
Jona schnaubte, trollte sich aber dann.
»So stört er dich nicht: Wenn er will, kann er ein unerträgliches Plappermaul sein ...« Nihal aß schweigend weiter. Sie saß gehörig in der Patsche: Wollte sie ihrem Leben eine andere Richtung geben, musste sie viel weiter vom Kriegsgeschehen wegkommen. In diesem Haus war sie nicht sicher. Sie musste fort.
Die Frau sah ihr eine Weile zu. »Ich bin Eleusi. Und wie heißt du?«
Nihal blickte sie nur misstrauisch an.
Eleusi bemühte sich, sogleich das verlegene Schweigen zu überbrücken »Es macht nichts, wenn du mir deinen Namen nicht verraten willst ...«
Die Schüssel war fast leer. Nihal stellte sie ab und drückte kurz die Hand, die Eleusi ihr reichte. »Nihal.«
»Was für ein seltsamer Name. Den kennt man hier in unserer Gegend gar nicht. Von wo ... « Da haben wir's. Sie beginnt, neugierig zu werden. »Vielen Dank für alles, was du für mich getan hast, aber ...« Eleusi unterbrach sie. »Nein, warte. Entschuldige, wenn ich zu aufdringlich war. Ich wollte nur ein wenig reden.«
Nihal fühlte sich unbehaglich. »Nein, nein, das ist es nicht... Aber ich kann wirklich nicht...«
Eleusi zwang sie sanft, sich wieder hinzulegen. »Pass mal auf, du bist noch
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