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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sinken, während sich ihr Brustkorb im Bemühen, zu Atem zu kommen, rhythmisch hob und senkte. Sie blickte sich um. Der kleine Junge kauerte unter einem Baum und schluchzte leise vor sich hin. Auf ihr Schwert wie auf einen Stock gestützt, humpelte sie zu ihm. »Es ist ja vorbei. Du musst nicht mehr weinen. Es ist ja alles gut.«
    Der Junge stand auf und umklammerte fest ihre Beine. Nihal erkannte sich in ihm wieder, als junges Mädchen, voller Angst allein im Wald. Sie streichelte ihm über den Kopf.
    »Ist ja schon gut. Du bist doch ein tapferer Junge.«
    Er hob das Gesicht und sah sie aus tränenverschleierten Augen an. Der Junge war wirklich noch sehr klein. »Danke, Herr, vielen, vielen Dank!«, sagte er. Herr? Er hält mich für einen Mann! »Hast du dich verirrt?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, ich war mit meinen Freunden zusammen, und dann sind wir in den Wald gelaufen, um Verstecken zu spielen, und die anderen haben sich alle versteckt ... und dann waren plötzlich die Wölfe da!« Er zog die Nase hoch. Nihal zwang sich, ihn anzulächeln, doch eigentlich war ihr nicht zum Lächeln zumute, denn ihr tat alles weh. Fieberschauder schüttelten sie, und der Schweiß gefror ihr auf der Haut. »Soll ich dich nach Hause bringen?«
    Der Junge nickte.
    »Wie heißt du denn?«
    »Jona, Herr.«
    »Bist du schon mal geritten, Jona?« Der Junge schüttelte entschieden den Kopf. »Umso besser. Dann ist das heute dein erstes Mal.« Sie nahm ihn bei der Hand, und so gingen sie in den Wald hinein. Auf Nihals Ruf hin lief das Pferd sofort herbei.
    »Setz hier den Fuß auf und zieh dich hoch«, erklärte sie ihm und half ihm dann mit dem heilen Arm, um schließlich unter größten Mühen selbst aufzusteigen.
    Sie fasste Jona unter und ritt los. Der Junge lehnte sich an ihre Brust. »Du bist ja eine Frau. Du bist so weich wie meine Mama!«, rief er erstaunt.
    Nihal lächelte schwach. »Ganz recht...« Sie zitterte, und ihr Blick trübte sich. Nick aufgeben, Nihal. Du schaffst es.
    »Ist es weit bis zu dir nach Hause?«
    »Nein, gleich hinter dem Dorf, ich führe dich hin.«
    »Wie alt bist du denn?«
    »Sieben«, erklärte er stolz. Seine Angst war vollkommen verflogen.
    »Du solltest lieber nicht im Wald spielen. Hat dir das deine Mama nicht gesagt?« »Doch. Aber wenn ich nicht mitkomme, sagen die anderen Feigling zu mir.« »Dann antworte ihnen einfach, dass sie dumm sind. Du hattest Glück, dass ich zufällig in der Nähe war. Aber was hättest du getan, wenn niemand gekommen wäre?« Nihal musste daran denken, dass sie selbst in diesem Alter schon mit ihrer Bande weit gefährlichere Dinge angestellt hatte. »Ist es noch weit?« Ich hab alles im Griff. So schlecht geht's mir gar nicht.
    »Nein, jetzt nach rechts, das ist kürzer.« »Du bist ein guter Führer, Jona.« Nihal zwang sich zu sprechen, in der Hoffnung, so eine Ohnmacht zu verhindern, doch sie konnte sich kaum noch im Sattel halten. Damals in Salazar ging's mir doch viel schlechter. So schlimm ist es nicht . . .
    Jetzt hörte sie Jona rufen: »Mama! Mama!«
    Eine Frau lief ihnen entgegen und riss das Kind aus Nihals schwachen Armen. »Jona! Was ist geschehen? Was ist das für Blut?« Sie drückte ihn fest an sich und untersuchte ihn überall, um zu sehen, ob er verletzt war.
    »Ich war im Wald ... da waren Wölfe ... das Fräulein hat mich gerettet ...« Endlich in Sicherheit, in den Armen der Mutter, brach Jona wieder in Tränen aus.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht in den Wald laufen? Wie oft habe ich dir das gesagt?«, murmelte die Frau, während sie das Gesicht ihres Kindes streichelte. Dann hörte sie einen dumpfen Schlag.
    Der Ritter, der ihren Sohn nach Hause gebracht hatte, lag wie eine schwarze Puppe am Boden.
    Als Nihal wieder zu sich kam, nahm sie, noch bevor sie ganz bei Bewusstsein war, als Erstes wahr, wie weich sich die Decken anfühlten, unter denen sie lag. Sie schlug die Augen auf: Ein Kindergesicht war dicht über sie gebeugt. »Mama! Mama! Sie ist wach!« Die laute Stimme des Kindes, das sie neugierig anblickte, hallte in ihrem schmerzenden Schädel wider. Sie blinzelte mit den Lidern, auch das Licht tat ihr weh. »Jona, komm mal her. Lass sie doch erst mal zu sich kommen!«
    In Nihals Blickfeld erschien die Gestalt einer Frau: Sie war jung und drall und hatte ein schönes, freundliches Gesicht. »Wie geht's dir?«
    Sie hatte eine melodische Stimme, und in ihrer Frage war echte Besorgnis spürbar. »Schlecht!«,

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