Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
Stunde an meinem Stand, am anderen Ende der Straße«, schlug Eleusi vor und gab ihnen einige Münzen, falls sie etwas kaufen wollten. »Ach, Nihal ... Sieh zu, dass Jona immer bei dir ist!«
Nihal gehorchte und nahm ihn fest bei der Hand.
Und bald schon begann der Junge, sie mit leuchtenden Augen hinter sich herzuziehen. »Komm, wir kaufen etwas Süßes. Ja? Komm mit.«
Nihal war unentschlossen. »Ich weiß nicht ... Was sagt denn deine Mutter dazu?« »Ach, die kauft mir immer ein paar Süßigkeiten«, erklärte er mit schelmischer Miene. Was war schon dabei, auch wenn er nicht ganz die Wahrheit sagte? Und Nihal beschloss, ihm den Gefallen zu tun.
Der Junge führte sie zu einer alten Frau, die ein wenig Backwerk und kandierte Äpfel verkaufte. Sie freute sich über die Kundschaft und reichte ihnen dankend eine Tüte mit Naschwerk.
Nihal blickte sich um. Auch an den anderen Ständen lag wenig Ware aus. Die Menschen bemühten sich zwar, einen normalen Alltag zu leben, zogen gute Kleider an, um über den Markt zu gehen, schlenderten herum, blieben hier und dort stehen, feilschten und kauften etwas. Doch die Armut begann sich nun auch in dieses Dorf am Fuße der Berge einzuschleichen. Auch hier wurden die Auswirkungen des Krieges immer offensichtlicher.
Plötzlich hatte Nihal einen Chor von Stimmen im Ohr. Hier ist nicht dein Platz. Greif wieder zum Schwert! Räche uns!
Sie blieb stehen, schüttelte den Kopf und schloss die Augen, um diese Gedanken zu vertreiben. Als sie sie wieder öffnete, sah sie Jona, der sie besorgt anblickte. »Ist dir nicht gut?« Er hatte einen kandierten Apfel in der Hand, und der Zucker begann, ihm an den Fingern zu kleben.
»Nein, alles in bester Ordnung. Mir war nur ein wenig schwindelig, nichts weiter.« Jona reichte ihr die Tüte. »Hast du vielleicht Hunger? Nimm doch ein Plätzchen.« Es war ganz einfaches Gebäck, aber Nihal mochte den Geschmack nach heimischem Ofen.
So schlenderten sie zwischen den Ständen umher, blieben stehen, um die Flussfische zu betrachten, die noch in Eimern hin und her schössen, oder die großen Apfel,die sie aus einem Weidenkorb anlachten, oder auch die Farben der Stoffe, die an einer Zeltplane aufgehängt waren.
Nihal entdeckte, wie schön die Welt war - mit den Augen dieses kleinen Jungen neben ihr betrachtet: Für ihn war alles neu, alles eine Entdeckung. Jona war lebhaft, schaute sich alles, was es gab, mit Begeisterung an und plapperte ohne Unterlass. Nachdem sie den Markt in alle Richtungen auf und ab gelaufen waren, blieben sie an einem Mäuerchen stehen. Es war das erste Mal, dass Nihal einen längeren Fußweg ohne Krücken unternahm, und sie brauchte eine Pause. Sie fegten den Schnee, der darauf lag, beiseite, setzten sich und teilten sich das letzte Plätzchen in der Tüte. »Bist du wirklich ein Soldat?«, fragte Jona ganz unvermittelt.
Nihal traf die Frage wie eine Ohrfeige: Sie hatte sich daran gewöhnt, dass niemand wusste, wer sie war. »Ja«, antwortete sie knapp, so gleichgültig wie möglich. Jona blickte sie bewundernd an. »Mein Papa ist auch ein Soldat: Hast du das gewusst? Die Mama hat mir gesagt, ich darf dir keine Fragen stellen, weil du sonst traurig wirst, aber ich hab ja das Schwert gesehen, und deshalb weiß ich Bescheid!«
Nihal kaute weiter, als wäre alles in Ordnung. Und Jona fuhr ungerührt fort. »Hast du schon viele Feinde getötet?« »Einige.«
»Und was ist mit den Fammin? Sehen die wirklich so hässlich aus, wie man sagt?« »Noch hässlicher«, antwortete Nihal kurz angebunden.
Jona wartete einen Moment, bevor er wieder loslegte. »Sag mal, Nihal ...« »Ja, Jona?«
»Irgendwann, wenn's dir wieder besser geht, zeigst du mir dann, wie man schwertet?« Nihal konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Schwertet? Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Der Krieg ist eine schlimme Sache. Sei froh, dass du im Frieden lebst.« »Aber ich möchte so gern wie mein Papa sein. Wenn ich lerne, was ein Krieger tun muss, kann ich doch mit ihm kämpfen, und so können wir den Krieg ganz schnell beenden und zusammen nach Hause kommen, zur Mama.«
An diesem Gedankengang war nichts auszusetzen.
»Du wirst sehen, der Krieg wird ohnehin bald zu Ende gehen. Solange bist du aber der Mann im Haus und musst bei deiner Mama sein und sie trösten, wenn sie traurig ist.« Jona war noch nicht überzeugt. »Ja, schon ... Aber einmal spielen wir, dass wir richtig kämpfen. Ja? Nur einmal, bitte«, flehte er.
»Soso, du
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