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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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öffnete, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Nihal wunderte sich, dass das Licht so ungewöhnlich blass war. Dann begriff sie. In der Luft lag ein scharfer Geruch, und der Himmel war durch dichte Rauchschwaden verhangen: Nach der Plünderung hatten die Soldaten Salazar den Flammen überlassen. Obwohl sie sich immer noch sehr schwach fühlte, erinnerte sie sich jetzt an alles. Livon ist tot. Das war ihr erster Gedanke. In allen Einzelheiten stand ihr wieder das Bild vor Augen. Sein zu Boden sackender Körper, das Ungeheuer, das sein Schwert aus seinem Leib zog. Sie schloss die Augen, während in ihrer Brust der Satz hämmerte: Livon ist tot. Livon ist tot.
    Sennar war wieder bei ihr. »Wie fühlst du dich?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Nihal und wunderte sich dabei, wie schwach ihre Stimme war.
    »Du bist schwer verletzt worden. Ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst.« Nihal blickte den Freund an. »Wie konntest du denn dem Gemetzel entkommen?« »Mithilfe der Magie, Nihal. Aber es war nicht leicht.«
    Sennar erzählte, wie er sich durch einen Zauber unsichtbar gemacht hatte und dann durch die Gassen der Stadt gehetzt war. Salazar schien ein wild gewordener Ameisenhaufen: Überall waren die Soldaten des Tyrannen, und es gab nichts, was er gegen sie hätte ausrichten können. Überzeugt, dass Nihal zu Livon geeilt war, hatte er versucht, sich dorthin durchzuschlagen, doch der Zauber ließ zu rasch nach. So hatte er sich in einem Wirtshaus verborgen, wo er einen toten Soldaten fand. Er entkleidete ihn und schlüpfte in dessen Rüstung.
    »Als ich zur Werkstatt kam, war es schon zu spät. Ich sah Livon am Boden liegen, daneben zwei Fammin ... Dann entdeckte ich das Loch in der Wand und hatte eine Eingebung. Ich rannte zum Wasser hinunter und fand dich tatsächlich dort. Als ich dich herauszog, hätte ich nicht für möglich gehalten, dass du noch lebst.« Sennar lächelte sie an. »Zum Glück bist du nicht schwer. Ich hüllte dich also in meinen Umhang, lud dich wie einen Sack auf meine Schultern und machte mich auf den Weg zu Soanas Haus. Unterwegs sind wir niemandem begegnet. Das Heer war aus östlicher Richtung herangezogen und hatte das Gebiet um den Bannwald noch nicht einmal gestreift.« Sennar rieb sich die vor Müdigkeit roten Augen. »Ich habe dann gleich alle mir bekannten Heilzauber versucht, um dir zu helfen. So verbrachte ich also die Nacht und hoffte dabei, das Heer würde bei Salazar lagern und nicht bis zu uns hier vorstoßen. Dann kehrte Soana zurück: Sie und Fen befanden sich in der Nähe der Grenze, als sie die vorrückenden Truppen entdeckten. Sie machten auf der Stelle kehrt, Fen, um seine Männer um sich zu scharen und unser Land zu verteidigen, Soana, um die Menschen zu warnen. Es war alles vergebens, aber das weißt du ja selbst nur zu gut ...«
    »Wie lange war ich denn nicht bei Bewusstsein?«
    »Drei Tage, Nihal. Drei Tage, ohne dass Zeichen der Besserung erkennbar gewesen wären.« Sennar hielt inne und blickte seine Freundin sehr ernst an. »Ich hatte wirklich Angst, dass du stirbst.«
    Soana traf am Nachmittag ein. Von der schönen Zauberin früherer Tage war kaum noch etwas zu sehen. Ihre geschwollenen Augen verrieten, dass sie geweint hatte, ihre Haare waren rußverdreckt, ihre Kleider in Unordnung. Ihr ebenfalls schmutziges Gesicht wirkte mitgenommen von der Anstrengung, den magischen Schutzwall um das Haus aufrechtzuerhalten, der es für die Truppen des Tyrannen unsichtbar machte: Wären auch Soldaten in ihre Nähe gekommen, hätten sie nichts als das Laubwerk der Bäume erblickt und wären von einer unbekannten Kraft fortgetrieben worden. Soana setzte sich zu Nihal ans Bett und versuchte, sie anzulächeln.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Was sind Halbelfen?«, fragte Nihal kühl zurück.
    »Ruhe dich nur richtig aus. Vielleicht wirst du dann bald wieder ...«
    Nihal hob die Stimme. »Warum haben mich die beiden Ungeheuer Halbelfe genannt?« Soana atmete tief durch. Eine Träne rann ihr über die mit Asche beschmierte Wange. »In Ordnung. Du hast ein Recht, alles zu erfahren«, sagte sie und begann zu erzählen: »Vor sechzehn Jahren war ich noch nicht Mitglied im Rat, sondern lediglich Gehilfin eines seiner weisesten Mitglieder: der Zauberin Rais, vom Volk der Gnomen. Wir waren unterwegs in diplomatischer Mission im Land des Meeres und beschlossen, uns auf dem Rückweg ein Bild davon zu machen, was aus der Gemeinschaft der Halbelfen geworden war.«
    Überall war Blut.
    In

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