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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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mit sich spaßen ließ.
    Zudem hatte dieses Mädchen, wie er sich eingestand, auch etwas, das ihm gefiel. Warum sollte er eigentlich nicht ihre Ausbildung übernehmen? Das konnte doch vielleicht ganz vergnüglich werden.
    Dieses Mädchen kam ihm sehr willensstark vor, und in ihren Augen war ein seltsamer Glanz. Vielleicht Schmerz. Auf alle Fälle interessierte sie ihn. Es würde am besten sein, zunächst einmal herauszufinden, was für ein Typ sie war, und dann zu entscheiden, ob er sich um ihre weitere Ausbildung kümmern sollte. Schlimmstenfalls konnte er immer noch behaupten, seiner Einschätzung nach sei sie nicht gut genug, um sich weiter mit ihr zu beschäftigen.
    Er wollte ihr seine Entscheidung gleich mitteilen, konnte sie aber im Lager nicht sofort finden. Schließlich sah er sie auf einem Felsblock am Rand des Waldes sitzen, der die Zitadelle umgab.
    »Du magst die Einsamkeit.«
    Es war keine Frage.
    Nihal drehte sich um.
    »Komm, wir gehen was essen. Auf!«
    Nihal folgte ihm ohne ein Wort.
    Schweigend aßen sie zu Abend in dem großen Zelt, das als Speisesaal für das ganze Lager diente.
    Auf dem Weg zurück zur Hütte des Gnomen kamen sie an der Kampfbahn vorbei, einer großen runden Fläche aus gestampftem Lehm. Ringsherum erhoben sich die hölzernen Ränge. Das Wasser eines Trinkbrunnens gluckerte im Dunkeln. Nihal blieb stehen, um einen Blick in die Arena zu werfen, während Ido ungerührt weiterging.
    »Wann bekomme ich meinen Drachen?«, fragte sie. Es waren seit Stunden ihre ersten Worte.
    Ido blieb stehen und strich sich über den Bart. »Deinen Drachen? Ich hab nicht die leiseste Ahnung.«
    Als Ido für sie auf sein Bett deutete, reagierte Nihal überrascht. »Und wo schläfst du?« »Keine Sorge. Ich habe mir vorne ein Lager auf dem Boden gemacht.«
    Nihal schüttelte den Kopf. »Nein, das ist deine Hütte und dein Bett. Du bist der Ritter und ich die Schülerin. Ich werde auf dem Boden schlafen.«
    »Kommt nicht in Frage. Uns Gnomen geht Gastfreundschaft über alles.« »Aber ...«
    »Nichts aber, Schülerin. Das ist ein Befehl.«
    Ido ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Nihal blieb allein zurück. Sie zog sich die Kleider aus und überlegte, dass sie anderntags Gelegenheit haben würde, sie zu waschen. Dann setzte sie sich aufs Bett und wippte ein paarmal darauf auf und ab: Seit Ewigkeiten hatte sie schon nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen. Sie legte sich lang, ihr Schwert neben sich, schloss die Augen und genoss das Gefühl der weichen Wollmatratze unter ihrer Haut. Langsam glitt sie in einen Schlaf, in dem Fens heiteres Gesicht mit ihr war. Am nächsten Tag sah die Zitadelle wie eine riesige Sumpflandschaft aus. Als Nihal erwachte, glaubte sie im ersten Moment, es sei noch dunkel draußen, aber dann hörte sie, wie der Regen aufs Dach trommelte. Sie blickte aus dem Fenster: Der Himmel war von schwarzen Wolken verhangen. Das hieß, sie würde den ganzen Tag in der Hütte in Gesellschaft dieses seltsamen Zwerges verbringen müssen, der ihr wenig Vertrauen einflößte und vor dem sie wenig Respekt empfand. Sie überlegte, dass sie sich in dem Räumchen einschließen und vielleicht ihren Umhang auswaschen würde, doch wurden ihre Pläne durch Idos tönende Stimme hinter der Tür über den Haufen geworfen.
    »Kann ich reinkommen?«
    »Nein!«
    »Mach dich fertig. Wir gehen raus.«
    Raus? In aller Eile zog sich Nihal an und stürzte aus dem Raum. »Wo wollen wir denn hin? Es regnet doch!«
    »Na wenn schon. Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Krieg wegen Regen abgebrochen wurde. Auf dieser Welt schlachten sich die Leute bei gutem und bei schlechtem Wetter ab«, sagte Ido, drehte sich um und trat auf den Tisch zu, auf dem ein Frühstück bereitstand.
    »Iss. Einen anstrengenden Tag sollte man nicht mit leerem Bauch beginnen«, sagte er, indem er ein Stück schwarzes Brot in eine Schüssel tunkte. »Wenn du gegessen hast, kannst du mir mal zeigen, wie du mit dem Schwert zurechtkommst.«
    Nihal war verblüfft: Da schickte man sie zur Ausbildung zu solch einem Zwerg, der im Regen trainieren wollte und offenbar noch gar nichts von ihrem Drachen wusste. »Ich weiß nicht, ob heute der richtige Tag zum Kämpfen ist«, erwiderte sie in gereiztem Ton.
    Ido blickte Nihal über die Schüssel hinweg an, legte dann in aller Ruhe das Stück Brot zur Seite, nahm lautstark noch einen Schluck und wischte sich über den Schnurrbart. »Ich weiß, was du denkst, Mädchen: Was soll mir so

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