Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Eroberungsversuch vonseiten der Aufgetauchten Welt?«, fragte Sennar.
Die Alte lächelte. »Nicht viel. Aber er zeigte, dass noch nicht einmal die Tiefen des Meeres als vollkommen sicher gelten konnten. Und der Zorn der Meeresbewohner wurde dadurch erst recht entfacht. Sie sorgten dafür, dass der Sturm noch heftiger wütete, und schufen einen gewaltigen Krater, um den Zugang zu ihrem Reich zu sichern. Und außerdem ...« Moni brach ab.
»Und außerdem?«, ermunterte Sennar sie weiterzuerzählen.
»Es heißt, es gäbe da eine Art Wächter, etwas Unheimliches auf dem Kurs zum Krater. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen, mein Seherblick dringt nicht bis dorthin. Frag mich also nicht, um wen oder was es sich dabei handelt. Ich weiß nur, dass es seit jener Zeit, und das ist jetzt schon einhundertfünfzig Jahre her, niemandem mehr gelungen ist, aus der Aufgetauchten Welt in jene Untergetauchte oder auch nur bis zu unserer Inselgruppe zu gelangen. Über Jahre hat das Meer hier nur die Leichen von Männern angeschwemmt, die glaubten, uns erobern zu können.« Die Alte blickte Sennar an. »Ihr habt euren Frieden nie gefunden. Und unserer wurde mit Blut geschaffen. Der Traum, der uns einst beseelte, hat sich nie erfüllt. So ist es leider, mein junger Magier.«
»Die Aufgetauchte Welt ist nicht mehr jene, die Ihr kanntet«, murmelte Sennar. »Als der Zweihundertjährige Krieg zu Ende ging, gelang es einem großen, weitsichtigen König, Nammen nämlich, für eine lange Friedenszeit zu sorgen. Es ist allein die Schuld des Tyrannen, dass ...« Moni unterbrach ihn erneut. »Es gibt so vieles, was du nicht weißt, Sennar. Aber es ist nicht meine Aufgabe, es dir zu enthüllen. Nur so viel: Kehr um!«
Sennar schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
»Hör mir zu. Ich weiß sehr genau, was du vorhast. Aber niemand konnte je das Tor zur Untergetauchten Welt passieren. Und auch dir wird es nicht gelingen.«
Sennar war, als setze sein Herz aus. »Siehst du ..., siehst du etwa meinen Tod voraus?«, fragte er mit kaum vernehmbarer Stimme.
Sogar Rool hielt den Atem an.
»Nein«, antwortete die Frau, »aber ich habe gesehen, wie die Wassermassen des Kraters dein Boot verschlingen und zerschmettern.«
Sennar zitterten die Beine, als er sich erhob. Rool stützte ihn, indem er seinen Arm ergriff. »Mögest du, junger Magier, heil und gesund die tobenden Wasser durchqueren und mit guten Neuigkeiten ausgerüstet zu den Deinen zurückkehren«, murmelte Moni, während sich die beiden entfernten.
Sennar saß am Strand und betrachtete den Sonnenuntergang. Riesengroß wirkte die Sonne, die ihr purpurnes Licht über das Meer goss und Wasser und Himmel zu einem tiefroten Mantel verband. Ganz ähnlich wie damals in Salazar, als Nihal und er zum höchsten Punkt der Turmstadt hinaufgestiegen waren und von dort aus beobachteten, wie die untergehende Sonne die Steppe zu ihren Füßen entflammte. Wo mochte Nihal jetzt sein? Was mochte sie tun? Sennar wünschte sich, sie bei sich zu haben, ihre Stimme zu hören, sich von ihr beraten zu lassen.
Ein Rascheln riss ihn aus seinen Gedanken. Aires setzte sich neben ihn.
»Mein Vater hat mir alles erzählt«, sagte sie.
Sennar verharrte in Schweigen. Er wollte diesen Sonnenuntergang und die Stille der Natur nicht mit Worten stören.
»Wer bist du, Sennar?«
Der Magier wandte ihr das Gesicht zu. »Wie meinst du das, wer ich bin?«
»Wer bist du wirklich?«, wurde Aires deutlicher. »Was suchst du in der Untergetauchten Welt?« Was soll's? Was hab ich denn noch groß zu verlieren? Sennar griff unter sein Gewand und holte jenes Medaillon hervor, das er bei seiner Ernennung zum Ratsmitglied erhalten hatte. »Ich gehöre dem Rat der Magier an und vertrete das Land des Windes .«
Aires nahm den Anhänger in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
»Hättet ihr mich dann an Bord genommen?« »Und was willst du? Sollst du uns ausspionieren? Handelst du im Auftrag des Königs dieses Landes?«
Sennar lachte auf. »Ja, klar. Und um euch besser ausspionieren zu können, klettere ich den höchsten Mast eures Schiffes hinauf und tue mein Möglichstes, um nicht mehr heil von dort herunterzukommen.«
Aires lachte.
Sennar wurde wieder ernst. »Ich bin hier, weil wir im Krieg gegen den Tyrannen immer mehr an Boden verlieren. Eine Stellung nach der anderen muss das Heer der freien Länder räumen, und nirgendwo sind Geländegewinne zu verzeichnen. Dem Tyrannen
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