Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Und außerdem«, fügte er, um einen fröhlichen Tonfall bemüht, hinzu, »muss dieser Abschied ja nicht für immer sein. Schließlich sind wir jetzt Verbündete, und wer weiß, vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.«
»Ja, wer weiß«, antwortete Sennar und reihte sich dann in den Tross ein, mit dem er Zalenia für immer verlassen würde.
Die Reise begann. Sennar war das Herz schwer, denn von den Tiefen des Ozeans nahm er die Erinnerung an viele unvergessliche Momente mit sich und ließ dort auch viel zurück: vor allem Ondines trauriges Gesicht.
Als er sie am Wegesrand warten sah, machte sein Herz einen Freudensprung. »Lasst uns einen Moment anhalten, ich bitte Euch«, wandte er sich an den Gesandten Pelamas, der neben ihm ritt. Das gesamte Gefolge kam zum Stehen.
Der Zauberer stieg vom Pferd und ging zu ihr. Lange blickten sie sich nur schweigend an. Dann war sie es, die das Wort ergriff. »Wie heißt denn deine Frau?«
»Sie ist nicht meine Frau ...«
»Ich möchte wissen, wie sie heißt.«
»Nihal.«
»Du musst mir etwas schwören.« Ondines Stimme klang sehr ernst. »Was denn?« »Da sie dir so wichtig ist, dass du ihretwegen auf mich verziehtest ..., musst du mir schwören, dass du alles daran setzen wirst, mit ihr glücklich zu werden. Sollte ich erfahren, dass du das nicht getan hast, kann ich dir niemals verzeihen. Du weißt, ich hab gewisse Rechte auf dich, Sennar. Ich hab dir das Leben gerettet. Und jetzt schwöre!« Sennar lächelte. »Ich schwöre es dir.«
Ondine nickte, drehte sich dann um und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, quer durch das Feld, das den Weg säumte, davon.
Sennar blickte ihr lange nach, bis sie nur noch eine winzige Gestalt am Horizont war, und saß erst dann wieder auf. »Wir können weiter«, sagte er zu dem Gesandten.
Schon setzte sich der Tross in Bewegung, und Sennar schloss die Augen: Der Blick auf dieses wunderbare Land tat zu weh.
Auf der Suche
17. Ein neuer Ritter
Zögernd trat Nihal auf die Hütte zu. Obwohl sie lange darüber nachgedacht hatte, war sie sich keineswegs sicher bei dem, was sie vorhatte. Ja, sie hatte Angst. Ausgerechnet sie, die auf dem Schlachtfeld nie in Panik geriet, die weder den Tod noch Verwundungen fürchtete. Jetzt stell dich nicht so an wie ein kleines Mädchen! Die Sache ist doch entschieden. Geh rein, und fertig] Es war als Geschenk gedacht, für sich selbst zum Geburtstag, vor allem aber zu ihrer bevorstehenden Ernennung zum Drachenritter.
Sie betrat einen düsteren, stickigen Raum. »Ist da jemand?«, rief sie laut.
Der Hüne, der ihr entgegentrat, sah aus wie ein Fleischer auf dem Markt: fett, verdreckt und verschwitzt. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Der Mann wischte sich die Hände an einem Lappen ab.
»Wer bist du?«, fragte er.
»Ein Kunde, wer sonst?«, antwortete Nihal, bemüht, abgeklärt zu wirken.
»Frauen lassen sich aber nicht tätowieren«, antwortete der Mann trocken.
»Man lernt eben nie aus: Ich bin eine Frau und lass es machen. Ich bin nämlich Drachenritter«, erklärte sie und deutete auf das Wappen auf ihrer Brust.
Der Mann blickte einen Moment lang verwundert drein, bevor sein Gesicht wieder diesen gelangweilten Ausdruck annahm. »Nein, noch nicht. Du bist ein Schüler.«
»Nur noch bis morgen. Dann werde ich aufgenommen.«
»Hast du überhaupt Geld?«
Nihal holte ein Säckchen hervor und ließ den Inhalt auf die Tischplatte kullern. »Reicht das?« Einen Moment lang studierte der Mann aufmerksam die Münzen, nickte dann und ging in einen angrenzenden Raum hinüber.
Nihal blieb allein im Halbdunkel zurück. Es war mittlerweile so etwas wie eine Tradition, dass sich viele Ritter vor ihrer Ernennung eine Tätowierung stechen ließen. Natürlich kursierten vielerlei Geschichten über die entsetzlichen Schmerzen, die dabei auszuhalten seien, und einige Kameraden hatten sich einen Spaß daraus gemacht, ihr mit diesen Schauergeschichten Angst einzujagen. Ido hingegen hatte nur lakonisch »Das hätte ja gerade noch gefehlt« dazu gesagt, und mit diesen sechs Wörtern seine ganze Missbilligung zum Ausdruck gebracht. Doch davon hatte sie sich nicht umstimmen lassen, und ihre Angst war jetzt gänzlich fehl am Platz: Ein paar Minuten, dann hätte sie es überstanden.
Als der Mann zurückkam, hatte er ein Messer mit einer schmalen, scharfen Klinge in der Hand, sowie eine Reihe von Schalen mit verschiedensten Farbpigmenten. »Wo soll sie denn hin, deine Tätowierung?«, fragte er mit
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