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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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gleichzeitig zu ihnen um.
    Mit einem Bierkrug in der Hand trat Nelgar auf sie zu. »Hoch sollen sie leben, die beiden schrägsten Typen des ganzen Lagers: der unerschrockene Gnom und der weibliche Drachenritter! Auf euer Wohl!«, rief er aufgedreht, und alle taten es ihm unter Gläserklingen und Gelächter nach.
    Laio wachte erst so langsam auf und rieb sich die Augen. »He, Knappe! Hast du was mit diesem Spektakel zu tun?«, frage Ido.
    »Ja, klar, das war meine Idee«, antwortete Laio und gähnte. »Aber ich hatte gar nicht mehr daran gedacht!«
    Nelgar fasste Nihal unter. »Tritt näher, Ritter. Du bist unser Ehrengast!«
    Unter Hochrufen und Glückwünschen hielt Nihal ihren Einzug.
    »Ich ... ich verstehe nicht«, stammelte sie verwirrt.
    Ido hatte bereits ein volles Glas in der Hand. »Dann will ich's dir mal erklären: Dein umsichtiger Knappe hatte den Einfall, dich mal richtig zu feiern und dazu alle Tagediebe des Lagers hier zu versammeln.« Sofort wurden Proteste laut, doch Ido brachte sie zum Schweigen, indem er sein Glas erhob. »Also, Nihal? Dem Trubel können wir uns schlecht entziehen, deswegen würde ich sagen, lass uns richtig mitmachen und dem Bier und der Kapelle die Ehre antun.« Unter stürmischem Beifall reckte er sein Glas in die Höhe.
    Noch chaotischer als zuvor setzte das Durcheinander wieder ein, Laio erwachte vollends aus seinem Dämmerzustand, und Ido stürzte sich, wie es sein Art war, mit Lust ins Getümmel. Nur Nihal stand immer noch verdattert da und empfing die persönlichen Glückwünsche ihrer Gefährten. Ein Fest ihr zu Ehren. Sie wusste nicht, ob sie strahlen oder verlegen sein sollte. Hin und her gerissen stand sie in der Menge, umringt von Rittern, Frauen, Soldaten und Knappen. Vor ihrer Nase tauchte ein randvoller Bierkrug auf.
    »Nein, danke, ich ...«
    »Keine Ausflüchte«, rief einer der Soldaten. »Ein echter Ritter weist kein Glas zurück.« Nihal ergriff den Krug, setzte ihn an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck. Um sie herum vernahm sie missbilligende Kommentare: »So trinken feine Damen!« – »Bist du jetzt ein Drachenritter oder nicht?« - »Runter damit, auf einen Zug, los!«.
    Nihal holte Luft und tat, wie gefordert. Hustend schaute sie von dem leeren Krug auf. »So ist es richtig!«, rief eine Stimme und entfesselte damit wieder Gelächter und den nächsten Beifallssturm.
    Auch Nihal musste lachen und spürte, wie ihr ein eigenartiges Gefühl das Herz wärmte. Es gefiel ihr, im Mittelpunkt zu stehen. Das hätte sie nie für möglich gehalten, aber so war es tatsächlich. Unter Trinksprüchen, Witzen und fröhlichen Klängen wurde die Stimmung immer ausgelassener. Nihal unterhielt sich mit allen, lachte, scherzte. Und trank. Und je mehr sie trank, desto leerer wurde ihr Kopf und desto größer das Verlangen, noch mehr zu trinken. Alles schien leichter, und sie fühlte sich, als ob sie schwebte. Wenn sie an ihre Zweifel vor der Feier in der Akademie dachte, musste sie fast lachen. Jetzt war sie hier und hatte nichts anderes zu tun, als sich zu vergnügen. Anfangs sah sie den anderen beim Tanzen nur zu. Die Soldaten, die mit ihren Frauen herumwirbelten, die aufreizenden Marketenderinnen in den Armen irgendwelcher Ritter. Dann sah sie Ido mit geröteten Wangen und glänzenden Augen auf sich zukommen. Er verbeugte sich und küsste ihre Hand. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du mir vor einigen Monaten, als wir uns noch kaum kannten, die Gunst eines Tanzes gewährt. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich mir jetzt eine Zugabe verdient.«
    »Es ist mir eine Ehre, Ritter Ido. Ich bitte Euch nur, Euch noch einen Moment zu gedulden«, scherzte Nihal. Noch in ihrer Rüstung, huschte sie zwischen den Paaren über die Tanzfläche und stürmte, während ihr das Schwert gegen den Oberschenkel schlug, hinaus ins Freie. Schwankend betrat sie Idos Hütte und fragte sich dabei, wieso sich die Erde mit einem Male schneller drehte. In aller Eile öffnete sie die Truhe und holte ein grünes Kleid daraus hervor, das sie sich noch vor dem Tätowieren gekauft hatte. Sie musste überlegen, wie das Mieder geschnürt wurde und Rock und Unterrock zueinander gehörten, und so dauerte das Anziehen eine ganze Weile, auch weil sie länger mit all den Schlaufen, Schnallen und Ösen zu kämpfen hatte. Aber schließlich hatte sie es geschafft. Sie schleuderte die Stiefel von den Füßen in eine Ecke und war fertig.
    Sie rannte aus der Hütte und lief barfuß zu den Stallungen zurück.

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