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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Vor dem Eingang angekommen, verfehlte sie die Tür und knallte gegen den Rahmen. Verflixt. Wer hat die denn verrückt? Während sie sich noch von dem Schlag erholte, strich sie sich den Rock glatt, atmete tief durch und trat ein.
    Der Erste, der auf sie aufmerksam wurde, war ein Soldat an der Tür, der sofort den Knappen neben sich anstieß. Und bald schon drehte sich der ganze Saal zu ihr um.
    Die Instrumente verstummten, die Tänzer hielten inne und die Gläser verharrten auf halber Höhe. Es war ein schlichtes Kleid, nichts Prunkvolles, ja, es war noch nicht einmal die passende Größe, und dennoch sah Nihal einfach hinreißend aus. In das allgemeine Schweigen platzte ein wenig elegantes »Donnerwetter«.
    Ein wenig unbeholfen, mühsam das Lachen unterdrückend, schritt Nihal durch den Saal auf Ido zu. »Hier bin ich, teurer Ritter«, sagte sie, als sie vor ihm stand.
    »Wo hast du das denn plötzlich her?«, wollte Ido wissen.
    »Ein Geburtstagsgeschenk«, antwortete sie nur und reichte ihm die Hand.
    Schwungvoller noch als zuvor setzte die Musik wieder ein. Nihal kannte keinen einzigen Tanzschritt, doch Ido war ein geübter Tänzer, und sie brauchte sich nur führen zu lassen, wobei sie verstohlen mal auf seine Füße, dann wieder auf die der Paare um sie herum blickte. Ido war nur der Erste, der sie um einen Tanz bat. Der Zweite war Laio, der sich ebenfalls von dem Festtrubel mitreißen ließ und mit ihr in einem ganz eigenartigen Tanz herumwirbelte, den niemand kannte. Und dann folgten viele andere.
    Nihal fühlte sich gut, fröhlich, unbeschwert. In dieser Nacht war sie ein ganz normales junges Mädchen: Ihre Ohrmuscheln hatten sich gerundet, ihre Augen verkleinert, und ihre Haare waren nicht mehr blau, sondern kastanienbraun, blond oder schwarz. Die Zeit verflog, die Stunden strömten dahin, ebenso wie das Bier, das Köpfe und Beine leichter machte. Auf dem Höhepunkt des Festes fragte jemand: »Sag mal, Ido, täusche ich mich, oder hast du irgendwas vergessen?«
    Der Gnom trank seinen x-ten Krug aus. »Da kannst du recht haben«, antwortete er, nachdem er sich mit dem Handrücken über den Schnurrbart gewischt hatte.
    »Sonst ist sie kein echter Ritter.«
    »Richtig! Der Wettkampf! Der Wettkampf muss sein!«, forderten andere Stimmen. Nihal hatte Schwierigkeiten, sich zu besinnen und ihre Gedanken zu ordnen. Wovon, zum Teufel, redeten die bloß?
    »Eigentlich ist es schon ein bisschen spät... und ich weiß nicht, ob ich noch imstande bin ...«, wehrte Ido ab.
    Doch schon riefen alle Anwesenden im Chor: »Wettkampf! Wettkampf!«, bis sich der Gnom schließlich gezwungen sah nachzugeben.
    »Nun denn!«, rief Ido. »Dann also auf. Bringen wir's hinter uns.«
    Nihal fand sich auf den Schultern eines Soldaten wieder. Sie schaute sich nach Laio um und sah ihn kichernd in ihrem Gefolge. »He? Was habt ihr vor?«
    »Nichts Besonderes, ein alter Brauch des Ordens. Als neuer Ritter brauchst du nichts weiter zu tun, als deinen Lehrer in einem Duell zu Drachen zu besiegen ...«
    Nihal brauchte einige Augenblicke, um zu verstehen. »Aber ich hab doch getrunken! Wie soll ich da ...?«
    Als der Soldat sie vor Oarf ablud, begann Nihal zu lachen. »Ihr macht Witze, nicht wahr? Unsere Drachen sind erschöpft von dem weiten Flug, und mir ist schwindlig. Außerdem hab ich mein Schwert nicht dabei, und schaut mal, wie ich angezogen bin«, protestierte sie, doch ihre Worte verhallten ungehört.
    Ein Ritter schlug ihr kameradschaftlich auf die Schultern. »Dein Schwert wird Laio dir schon bringen. Und was deine Kleidung angeht, glaube ich, den Wunsch aller zu vertreten, wenn ich sage: Kämpfe nur so, wie du bist.« Tosender Beifall bestätigte seine Worte.
    Nihal barfuß, im grünen Kleid, in der Hand das Schwert aus schwarzem Kristall. Ido mit zerzaustem Haar, lächelnd, die Augen vom Alkohol glänzend. So standen sie einander gegenüber, Nihal und Ido, Ido und Nihal. Zwischen ihnen stand Nelgar.
    »Die Regeln sind ganz einfach«, erklärte dieser nun. »Ihr steigt mit euren Drachen auf und kämpft gegeneinander. Aber nur mit dem Schwert. Gewonnen hat, wer den anderen entwaffnet oder aus dem Sattel wirft. Jetzt fehlt nur noch ein Preis. Um was wollt ihr kämpfen?«
    »Um einen Kuss«, antwortete Ido, ohne lange zu überlegen. »Wenn ich gewinne, muss Nihal jemanden küssen, und zwar . . . « , erblickte sich um, » . . . Laio. Dann muss sie Laio einen Kuss geben.«
    »Warum nicht, mir soll's recht sein. Aber wenn ich gewinne,

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