Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
unverzichtbar für den glücklichen Ausgang aller Unternehmungen betrachtete.
Nach einem Monat war Nihal der aufreibende Alltag in Fleisch und Blut übergegangen. Sie kämpfte und kam kaum zur Ruhe. Sie fühlte sich in ihrem Element.
Es war eine schwüle, vom Vollmond erhellte Nacht.
Alle litten unter der Hitze, und die Stimmung im Lager war entsprechend gedrückt. Nihal hatte schon fast vergessen, wie stickig die Nächte in ihrem Heimatland sein konnten. So lag sie erschöpft auf ihrer Strohmatte, hatte keine Lust nachzudenken und wartete auf den Schlaf, der das beste Mittel gegen ihre innere Unruhe sein würde. Doch der wollte nicht kommen, und so warf sie sich, nach Luft schnappend, hin und her und lauschte den Grillen, die gleich vor dem Zelt ihr Konzert gaben. Nihal hasste diese Insekten, sie gingen ihr auf die Nerven. Schließlich stand sie wieder auf und verließ ihr Zelt, um den Vollmond zu betrachten und etwas von dem Lufthauch zu erhaschen, der hin und wieder über die Steppe wehte. Sie setzte sich auf den Boden, nahm das Schwert zwischen die Knie und schloss die Augen. Nicht lange, und sie döste ein. Vielleicht warnten sie ihre nie ganz schlummernden Sinne, vielleicht war es auch nur ein Zufall, jedenfalls wachte sie plötzlich auf, schaute in die Höhe und sah einen schwarzen Schatten vor der silbernen Mondscheibe vorbeihuschen. Es war nur ein Augenblick, und sie brauchte etwas, um sich darüber klar zu werden, um was es sich handelte. Fast gleichzeitig hörte sie die Wache brüllen: »Überfall!« Der Ruf ging in einem Röcheln unter.
Nihal ergriff ihr Schwert und rannte zu den Stallungen. Dieser Schatten war ein Drache gewesen. Sie wurden aus der Luft angegriffen! Kaum nahm sie das erwachende Lager wahr, die Krieger, die mit angespannten Mienen aus ihren Unterkünften traten, die Knappen, die schon begonnen hatten, den Drachen das Zaumzeug anzulegen, die Soldaten, die hektisch hin und her liefen. Und plötzlich waren sie da: die Fammin. Wie aus dem Nichts tauchten sie auf, fielen sofort über die Zelte her und massakrierten jene, die zu spät erwacht waren. Mit einem Mal zerriss ein heller Lichtschein die Dunkelheit, und ein unerträglich heißer Wind erhob sich. Feuerspeiende Vögel kreisten über dem Lager, und schon gingen die ersten Zelte in Flammen auf. Es blieb keine Zeit mehr, weder um die Rüstung anzulegen, noch um Oarf zu holen. Nur mit dem Schwert ausgerüstet, musste sie den Fammin entgegentreten, wobei sie hoffte, dass die Ungeheuer sie in der Dunkelheit nicht erkennen würden. Sie atmete tief durch, damit sich ihr Herzschlag beruhigte, fokussierte alle Wahrnehmungen auf den Kampf. Sie war bereit.
Das Lager war überrumpelt worden. Durch Flammen, Rauch und Hitze war ein Großteil der Krieger wie betäubt. Wieder einmal hatte das Heer des Tyrannen mit Geschick und List zugeschlagen.
Da sah Nihal, wie sich Ido zu ihr durchkämpfte. Mit dem Schwert in der Hand schien er ganz in sich selbst zu ruhen und räumte gelassen, wie es seine Art war, alles zur Seite, was sich ihm in den Weg stellte. Er erreichte sie.
»Wir müssen den Kämpfer auf dem Drachen erwischen«, rief er, »der steckt ein Zelt nach dem anderen in Brand. Du musst dich zu Oarf durchschlagen!«
»Unmöglich!«
»Nein! Ich geb dir Deckung. Renn einfach los!«, ermunterte er sie und stürzte sich dann mit einem mächtigen Sprung auf den Fammin, der Nihal bedrohte.
Nihal hastete auf die Stallungen zu. Da sah sie über sich wieder den Schatten, der den Mond verdunkelte, und ein eigenartiges Gefühl überkam sie. Zunächst schien es so etwas wie ein Schwindel zu sein, doch es war anders. Sie rannte noch schneller. Zwei Feinde, die sich ihr entgegenstellten, machte sie nieder und erreichte ihren Drachen, der stampfend auf sie wartete. Sie fand noch Zeit, einen Helm aufzusetzen, den sie am Boden fand - es war sicherer, nicht das Gesicht zu zeigen -, sprang auf Oarfs Rücken, und gemeinsam schwangen sie sich sogleich in die Lüfte, gerade noch rechtzeitig, bevor das Feuer auch auf die Stallungen übergriff.
Von oben überblickte sie erst, wie dramatisch die Lage war: Eine Hälfte des Lagers war den Flammen bereits zum Opfer gefallen, und der Erdboden war mit Toten übersät. In der anderen Hälfte wütete noch der Kampf, doch die Übermacht der Fammin war erdrückend. Ihre mit Krallen besetzten Klauen umklammerten Schwerter, die ein seltsames rötliches Licht ausstrahlten. Nihal ging tiefer, und aus der Luft packte sich Oarf
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