Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Kommando gegen ihn auszuschicken, dem ich mich anschließen werde.«
Ido schwieg einige Augenblicke und stieß dann eine weitere Rauchwolke aus. »Das ist alles andere als eine gute Idee.«
»Wieso?«
»Glaubst du wirklich, so ein Kommando wäre in der Lage, gegen einen Mann wie Dola etwas auszurichten? Schau dich doch um! Unsere Reihen sind gelichtet, unsere Mittel und unsere Kräfte erschöpft. Das ist sicher ein denkbar schlechter Zeitpunkt für so ein Vorhaben. Dola ist mächtig, er herrscht über das Land des Windes. Und er kennt kein Erbarmen.«
»Aber Ido, dieser Mann hat meinen Vater auf dem Gewissen, hat meine Freunde niedergemetzelt, meine Vaterstadt dem Erdboden gleichgemacht!« Ohne es selbst zu merken, hatte Nihal die Stimme erhoben. »Diesem Mann muss das Handwerk gelegt werden. Und das will ich übernehmen!«
Ido nahm die Pfeife aus dem Mund und schaute sie lange wortlos an. »Wer ist es, der das sagt, Nihal?«, fragte er schließlich.
Das Mädchen blickte ihn verständnislos an. »Ich ... ich sage das.«
»Welcher Teil von dir sagt das?«, versetzte der Gnom, jedes einzelne Wort betonend. Nihal spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Ich weiß, was du denkst, aber du irrst dich.«
»Den Eindruck habe ich nicht, deinen eigenen Worten nach zu urteilen«, antwortete Ido. »Es ist kein Rachedurst, der mich antreibt«, murmelte das Mädchen.
Ido steckte sich die Pfeife wieder in den Mund. »Was denn sonst?«
»Durst nach Gerechtigkeit.«
»Jetzt hör mir mal gut zu! Sollte es jemals solch ein Kommando gegen Dola geben, und ich versichere dir, dass es keins geben wirst, könntest du mit noch so vielen guten Vorsätzen losmarschieren, in der Überzeugung, zu einem normalen Feldzug aufzubrechen, aber wenn du diesem Mann dann gegenüberstehst ...« Ido ließ den Satz in der Schwebe und fügte dann nur hinzu: »Lass es nicht drauf ankommen, Nihal. Tu es nicht.«
Nach diesem Abend kam Nihal Ido gegenüber nicht mehr auf dieses Thema zu sprechen und wagte es auch nicht, dem General solch ein Selbstmordkommando vorzuschlagen. Doch in ihrem tiefsten Innern war Dolas Bild nicht auszulöschen. Die Erinnerung an dieses überdimensionale schwarze Tier mit den roten Augen, die sie aus den Tiefen der Hölle angestarrt hatten, verfolgte sie. Dieselben Augen hatten vielleicht auf Livons Leiche gestarrt, die damals in der Schmiedewerkstatt in ihrem Blut gelegen hatte, auf viele Einwohner Salazars, die sie gekannt hatte, bevor die Flammen ihr Leben auslöschten. Der Zorn kochte in ihr hoch, und sie fühlte, dass sie etwas unternehmen musste. Dabei hatte Ido recht: Diesen Mann zu jagen war ein Spiel mit dem Feuer. Aber sie wusste auch, dass ihr Rachedurst noch nicht gestillt war und er nur auf einen Moment wie diesen wartete, um sie erneut zu überkommen. Dann war es also doch Rache, die sie antrieb? Das Verlangen, das Blut derer zu rächen, denen Dola solch ein entsetzliches Ende bereitet hatte? Nein, so ist es nicht. Ich bin ein Drachenritter, und Dola ist ein Feind. Darum geht es. Um sonst nichts.
Nihals Entscheidung reifte schnell. Sie, die in Salazar aufgewachsen war, würde Dolas Herrschaft ein Ende bereiten.
Mit ihr würde ein Bewohner der Stadt Rache nehmen an dem Mann, der Salazar in Schutt und Asche gelegt hatte. Und nach Dolas Sturz würde es dem Herrn der freien Länder leichter fallen, das Land des Windes zurückzuerobern.
Sie war wild entschlossen und wie entflammt von ihrem Plan. Zum ersten Mal überhaupt fühlte sie sich in etwas wirklich Großes eingebunden. Vielleicht ist dies das Gefühl, wenn man einem Ideal nachstrebt, wenn man weiß, in welche Richtung das eigene Leben verlaufen soll, sagte sie sich.
Als sie alle Rechtfertigungen gefunden hatte, die sie brauchte, machte sie sich keine weiteren Gedanken mehr darüber, stellte sich keine Fragen mehr, denn im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass ihr die Antworten, die sie gefunden hätte, nicht gefallen würden.
Jener dramatischen Nacht, da man ihr Lager dem Erdboden gleichgemacht hatte, folgte eine Zeit vergleichsweiser Ruhe. Die Verwundeten genasen, die überlebenden Soldaten gliederten sich in ihre neuen Verbände ein, die Kommandanten entwarfen neue Schlachtpläne.
Die Gelegenheit, Dola zu stellen, bot sich Nihal nach fast einem Monat Untätigkeit. Die Lagerkommandanten hatten beschlossen, einen Angriff auf eine feindliche Stellung weiter im Osten zu wagen. Würde es ihnen gelingen, diesen wichtigen Vorposten zu nehmen, könnten sie
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