Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
hauptsächlich aber Gnomen, die die Gefangenen jetzt neugierig beobachteten. Nihal fragte sich, wo sie gelandet waren.
Auf dem ganzen Weg dorthin hatten Sennar und diese Frau unaufhörlich miteinander getuschelt. Aires führte die beiden nun in eine Hütte und ließ sie an einem Tisch Platz nehmen, im Schein einer Fackel, die flackernde Schatten auf Wände und einige Fässer in einer Ecke warf. Dann trug sie zwei Gnomen etwas auf, die kurz darauf mit Reis gefüllte Teller herbeibrachten. Nihal und Sennar stürzten sich so gierig darauf, dass ihre Gastgeberin vor Staunen die Augen weit aufriss.
»Wie lange habt ihr denn schon nichts mehr gegessen?«
Sennar hob nur kurz den Kopf, um zu antworten: »Uber den Daumen gepeilt sechs Tage, und dabei sind wir noch ununterbrochen in diesem verdammten Labyrinth herumgeirrt.«
»Ich weiß noch, dass du was aushalten kannst, aber das ist wirklich hart ...«, bemerkte Aires.
Nachdem sie sich gesättigt hatten, holte ihre Gastgeberin eine lange Pfeife hervor, steckte sie an und begann zu rauchen. Nihal staunte. Sie hatte noch nie eine Frau rauchen gesehen.
»Jetzt bin ich ganz für dich da«, sagte Aires mit schmeichelnder Stimme, die Nihal noch nervöser machte. »Du bist wirklich der Letzte, den ich hier unten erwartet hätte.« »Und ich dachte immer, du befährst noch die Meere«, antwortete Sennar. »Lügner«, tadelte ihn Aires kokett. »Du hast nach unserem Abschied sicher nicht ein einziges Mal an mich gedacht.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf Nihal, die bis zum Haaransatz errötet war. Aires lächelte. »Du bist sicher Nihal.«
Die Halbelfe fühlte sich getroffen. Diese Frau wusste von ihr, während sie selbst nicht die leiseste Ahnung hatte, wer das war. »Du kennst mich?«
Aires blickte sie belustigt an. »Sennar hat mir von dir erzählt«, antwortete sie, während sie an ihrer Pfeife zog. »Aber ich bin sicher, dass er mich dir gegenüber mit keinem Wort erwähnt hat«, fügte sie hinzu, während sie Nihal schief anblickte. Nihal bemerkte, dass auch Sennar errötet war. »Warum glaubst du das?«, fragte der Magier.
»Ich kenn doch diesen Spitzbuben«, erwiderte Aires. »Also Nihal, ich bin Aires. Ich war Steuermann auf dem Schiff, das Sennar bis zum Tor der Untergetauchten Welt brachte.« Sie blickte wieder zu Sennar. »So, jetzt reicht's aber mit den Förmlichkeiten. Erzähl mir lieber mal, wie es dir gelungen ist, dieses Abenteuer zu überleben. Als wir dich in diesem Bötchen aussetzten, war ich sicher, dass du dem Tod entgegengehst.« Sennar begann nun, ausführlich von seinen Erlebnissen zu erzählen. Nihal kannte ihn gut genug, um gleich zu merken, dass der Magier nach Anerkennung in den Pantheraugen dieser Frau suchte.
»Das Leck im Boot hast du Benares zu verdanken », erklärte Aires, als Sennar geendet hatte.
Der Magier riss die Augen auf. »Unmöglich!«
»Doch, es stimmt«, bestätigte sie, während sie ihre Pfeife leerte. »Er gestand es mir, als wir wieder vor den Vanerien lagen. Aber damit war sein Aufenthalt auf meinem Schiff beendet. Mit Fußtritten habe ich ihn davon gejagt.«
Sennar wunderte sich über die Gelassenheit, mit der Aires das erzählte. Er erinnerte sich, wie leidenschaftlich sie Benares geküsst hatte, damals, als sie ihn aus den Fängen der anderen Piraten, die ihn an die Miliz verschachern wollten, befreit hatte, und dass die beiden danach die meiste Zeit zusammen in der Kajüte verbracht hatten. »Wahrscheinlich hockt er immer noch auf den Vanerien, wo wir ihn ausgesetzt haben. Er war ein Idiot«, fügte sie hinzu, doch ihre Stimme klang nun unsicherer. »Bevor er entführt wurde, war das noch anders. Früher hätte er niemals einen Kameraden verraten.«
»Wieso fährst du nicht mehr zur See?«, fragte Sennar.
»Daran bist du schuld«, antwortete Aires und sah ihn an. »Durch dich wurde mein damaliges Leben über den Haufen geworfen.« Sie stand auf und entnahm einem Regal in der Wand eine Flasche mit einer bläulichen Flüssigkeit. »Erinnerst du dich?«, fragte sie Sennar.
Der Magier lächelte. »Gewiss.«
Die Frau nahm drei Gläser und füllte sie. Sie leerte ihres in einem Zug, während Sennar nur daran nippte.
Misstrauisch betrachtete Nihal das bläuliche Gesöff, kostete und spürte gleich, wie sie zu glühen begann. Es war stark ... Kein Vergleich mit dem Bier, das sie gewohnt war. Mit dem Glas in der Hand nahm Aires wieder Platz. »Nachdem wir dich abgesetzt hatten, taten wir alles so, wie du uns geraten
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