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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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weiter.
    Dreizehn Tage brauchten sie bis zu ihrem Reiseziel, dem Jol-See. An einer Stelle endete plötzlich der Kanal, dem sie folgten, und das Wasser stürzte den Felsen hinab. Hoch oben sahen sie eine Öffnung, die sehr weit entfernt schien und schwaches Licht einließ. »Jetzt wird's kompliziert«, sagte Aires. Sie entnahm ihrem Quersack ein Seil und eine Art Pickel. »Ich gehe voran und fixiere das Seil, ihr wartet hier. Wenn ihr später nachkommt, versucht am besten, euch langsam an das Licht zu gewöhnen, es blendet sehr stark.« Mit diesen Worten begann sie, behände den Fels hinaufzuklettern, während neben und unter ihr das Wasser die Wand hinunterrauschte.
    Sennar musste lächeln, als er sie flink wie ein Wiesel die Wand erklettern sah. Das war die Aires, wie er sie kannte, die bei jedem Seegang in der Takelage ihres Seglers herumgeklettert war.
    Sennars Lächeln erlosch jedoch, als Aires nach einer halben Stunde wieder da war und sie aufforderte, ihr nun zu folgen. Sie sollten das Seil ergreifen und sich mit der Kraft ihrer Arme und Beine hinaufziehen.
    Für Nihal war die Kletterpartie kein Problem. Sennar jedoch kam nicht ganz so gut zurecht. Sein langes Gewand verhedderte sich unentwegt, und mehr als einmal lief der Magier Gefahr abzustürzen. Verzweifelt fragte er sich, was ihm denn nur eingefallen sei, sich in solch eine Situation zu bringen. Aber schließlich schaffte er es, und in weniger als einer Stunde erreichten sie das Tageslicht.
    Als sie aus dem Schacht auftauchten, glaubten sie sich in ein Inferno versetzt. Zunächst nahmen sie nichts anderes als Rauch, dichten Dampf und scharfen Schwefelgeruch wahr. Hitze und Gestank ließen sie kaum zu Atem kommen. Dann wurde die Sicht etwas klarer, und in der Ferne erblickten sie eine Reihe leuchtender roter Punkte, die sich vor dem gelben Himmel abzeichneten. Als sie sich an das Licht gewöhnt hatten, erkannten sie, dass es sich um die Krater von Vulkanen handelte, die Steinchen und Asche spuckten und schwarze Rauchschwaden zum Himmel aufsteigen ließen. Sie sahen keine Vegetation, nur nackten, von Regengüssen ausgewaschenen Fels in grellen Farben, gelb und orange. Auch aus der Erde stiegen übel riechende Dämpfe auf, die aber weiß wie Wolken an einem Sommerhimmel waren.
    »Das Land des Feuers ist nicht überall so abweisend«, erklärte Aires, während sie ihnen voranging. »Dies hier ist das unwirtlichste Gebiet, zusammen mit den Totenfeldern. Richtung Norden hingegen wird die Landschaft ein wenig freundlicher. In der Gegend um Assa soll es vor vielen Jahren sogar Wälder gegeben haben. Ich für meinen Teil liebe ja diese Einöde.« Sie ließ den Blick schweifen. »Keine Ahnung, wieso, aber ich spüre, dass diese wilde Landschaft jetzt meine Heimat ist so wie einst die See.« Sie folgten dem reißenden Wasserlauf, der sich an der Stelle, wo sie ans Licht gekommen waren, in die Tiefen der Erde hinabstürzte. Er zweigte vom Jol-See ab und war der einzige größere Fluss im Land des Feuers, der ein kurzes Stück an der Erdoberfläche floss, sonst wurden alle Wasser unterirdisch geführt und nur in der Nähe der größeren Städte empor geleitet. Berühmt war das Aquädukt von Assa, ein beeindruckendes Bauwerk, das die Hauptstadt umspannte und alle Bewohner mit Wasser versorgte.
    Es war kein sehr breiter, dafür aber wilder Fluss, der zwischen den ausgezackten, verwitterten Felsen in allen nur möglichen gelbroten Farbtönen dahinschoss. Durch die Berührung mit dem heißen Gestein verdampfte das Wasser und bildete jenen zähen Dampfschleier, der ihnen zunächst die Sicht genommen hatte.
    Sie mussten nicht lange laufen, bis sie den See erreichten. Auch über diesem Gewässer lag dichter weißer Dampf, der an Frühnebel an einem Wintermorgen erinnerte. Die Luft war warm und stickig und roch stechend. Ein stetiges Hintergrundgeräusch dieser Landschaft bildete das düstere, majestätische Grollen der Vulkane, die damit, so schien es, die Herrschaft über dieses Gebiet für sich beanspruchten. Daneben hörten sie auch ein Gluckern, das Sennar an das Plätschern des Brunnens in jenem Garten erinnerte, in dem er Ondine Lebwohl gesagt hatte. Aber hier entstand es durch das gemächliche Brodeln des Sees. Große Gasblasen stiegen aus der Tiefe auf und platzten an der smaragdgrünen Wasseroberfläche, die zur Mitte des Sees hin, wo das Wasser immer tiefer wurde, eine dunkelblaue Färbung annahm. Und ebendort erhob sich der Vulkan, von dem Aires gesprochen

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