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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Waffe, mit der diese Götter, die niemand mehr verehrt, Rache nehmen und den Frevel des Tyrannen bestrafen«, sagte Nihal verbittert, den Blick zu Boden gerichtet.
    »Rache wird es nur geben, wenn du es so willst. Die Götter bestimmen nicht über die Herzen der Erdenbewohner, und noch nicht einmal das Schicksal hat absolute Macht über sie. Du bist die Einzige, Sheireen, die wieder Licht in diese Welt bringen kann, doch die endgültige Entscheidung liegt bei dir. Niemand kann genau vorhersagen, was du tun wirst, wenn du dem Tyrannen gegenüberstehst. Dein Schicksal ist kein Käfig, sondern eher ein Pfad, der die Richtung vorgibt.«
    »Aber da ich die Letzte bin, habe ich gar keine andere Wahl«, erwiderte Nihal. Der Wächter lächelte. »Thoolan hat dich richtig eingeschätzt: Du bist nicht mit ganzem Herzen bei der Sache. Du willst das eigentlich gar nicht, was diese Mission dir abverlangt.«
    »Vielleicht. Aber ich muss es tun, du hast es selbst gesagt. Ich bin Sheireen und wurde dieser Aufgabe geweiht.«
    »Das stimmt nur zum Teil. Denn du selbst warst es ja, die sich im Rat der Magier erhob und diese Bürde auf sich nahm«, erwiderte der Jüngling weiterhin lächelnd. »Der Sinn deines Lebens erschöpft sich nicht in dieser Aufgabe, und glaube nicht, mein Gott gönne nicht auch dir die Freude am Dasein. Du bist die Geweihte, und daher ist diese Mission deine Bestimmung. Doch den eigentlichen Sinn deines Handelns, deines Lebens, kann weder ich dir verraten noch mein Gott. Der steckt in dir und in dem, was um dich ist, ihn zu suchen, ist deine Aufgabe allein.«
    Nihal seufzte. Dann war ihr Umherirren, ihr Suchen also noch nicht beendet. Was der Jüngling ihr gerade erzählt hatte, war nur eine Antwort. Dass sie sich auf diese Reise begeben würde, um die Edelsteine zusammenzutragen und dann zu versuchen, den Tyrannen zu stürzen, war seit Jahren festgeschrieben. Auch sie hatte es immer gewusst, hatte es im Herzen gespürt. Daher musste es etwas anderes sein, wonach sie eigentlich suchte.
    »Überleg doch mal«, fuhr Flar fort. »Was andere für dich entschieden haben, kann nicht der letzte Sinn deines Handelns sein. Diese Mission wurde bereits festgelegt, noch bevor du geboren wurdest, ja bevor dein Vater und deine Mutter das Licht dieser Welt erblickten. Daher liegt der Sinn deines Lebens sicher nicht in dieser Reise.« Nihal lächelte. »Ist denn auch schon festgeschrieben, ob ich den Tyrannen tatsächlich besiegen werde?«
    Jetzt lachte der Wächter, und noch klarer erstrahlte seine Schönheit. »Sheireen, Herz und Geist der Geschöpfe dieser Erde sind so tiefgründig, dass noch nicht einmal mein Gott sie vollständig erkunden kann. Ich weiß nicht, was geschehen wird an dem Tag, da du dem Tyrannen die Stirn bietest. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.« Er schwieg einen Moment, drehte sich dann zu dem Scheiterhaufen um und rief Flar herbei. Sofort schwebte der Edelstein, blutrot funkelnd, auf ihn zu.
    »Dieser Stein ist seit Langem schon für dich bestimmt. Andere Geweihte vor dir haben ihn entgegengenommen. Nun liegt er in deiner Hand und mit ihm das Leben der Geschöpfe dieser Erde.«
    Nihal zögerte, zu groß kamen ihr die Worte des Jünglings vor.
    »Nimm ihn«, ermutigte er sie.
    Nihal streckte die Hand aus und ergriff den Edelstein. Er war rot wie Blut, und in seinem Innern züngelten unzählige Flammen. Ihr war, als halte sie das Wesen des Feuers selbst in Händen. Unter ihrem Leibchen holte sie das Medaillon hervor, es funkelte ebenso hell.
    Sie machte Anstalten, den Ritus zu vollziehen, als sich der Wächter vor ihr verneigte. »Am Tag der letzten Schlacht werden wir uns wiedersehen«, sagte er.
    Nihal sprach die rituellen Worte, und so wie die anderen Male auch war es, als nehme das Medaillon das gesamte Heiligtum in sich auf. Es wurde vollkommen finster und gleichzeitig die Hitze unerträglich. Der Halbelfe war klar, dass sie sich in dieser mit giftigen Dämpfen gesättigten Luft nicht länger aufhalten durfte, und rannte hinaus. Der Steg lag noch auf dem Wasser, hatte aber an Festigkeit verloren. Nihal betrat ihn und lief rasch hinüber. Als sie sich umblickte, sah sie, dass die Lava bereits Flarens Tor mit den flammenden Schriftzeichen unter sich begraben hatte.
    »Wie ist es gelaufen?« Sichtlich erleichtert sprang Sennar auf, als er Nihals Gestalt undeutlich aus den Dämpfen über dem See auftauchen sah. Er war erschöpft, denn das Aufrechterhalten des Steges hatte viel Kraft gekostet.
    Nihal

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