Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
sein. Du kannst mir vertrauen.« Aires seufzte. »Erklär mir, was du von mir erwartest.«
Nihal entspannte sich. »In diesen zwei oder auch drei Monaten müsstest du eine Truppe aufstellen, die wie ein echtes Heer zu kämpfen versteht. Überfallt also die Schmieden, tragt Schwerter und Rüstungen zusammen, Helme, Schilde, alle Waffen, die ihr nur finden könnt. Dann bildet euch aus für eine offene Schlacht, rekrutiert Soldaten. Und wenn möglich, weitet euren Widerstand aus.«
Aires schüttelte den Kopf. »Ich habe ja schon versucht, neue Rebellen zu gewinnen, und andere vor mir haben das ebenfalls getan. Aber die Leute haben keinen Mut und keine Kraft mehr, weitere Widerstandsnester werden sich schwerlich aufbauen lassen.« »Versuch es noch mal«, schaltete sich Sennar jetzt ein. »Es wäre wichtig, dass es in jedem Land eine Truppe gibt, die jederzeit losschlagen kann.«
Aires war nicht überzeugt. »Wie stark sollte diese Truppe denn sein?«, fragte sie. »Nun, sie muss gegen alle Männer und Gnomen, die in den Reihen des Tyrannen dienen, bestehen können. Gegen Fammin oder die Geister Gefallener werden sie aber nicht mehr kämpfen müssen«, antwortete Nihal.
Aires horchte auf. »Was willst du damit sagen?«
Nihal schüttelte den Kopf. »Denk nicht weiter darüber nach, versuch einfach nur, genügend Krieger für eine solche Schlacht zusammenzubringen. Wenn es so weit ist, werden wir dir Bescheid geben.«
Aires wandte sich an Sennar. »Durch einen deiner teuflischen Zauber, wie es so deine Art ist, nehme ich an.« Der Magier lächelte nur.
»Wir greifen an allen Fronten gleichzeitig an«, fuhr Nihal fort. »Es muss alles blitzschnell gehen, denn wir haben nur einen Tag Zeit. Was ich dir gesagt habe, muss aber unter uns bleiben. Und bitte, geht bei allen Aktionen so umsichtig wie möglich vor, damit kein Feind von unserem Vorhaben Wind bekommt. Halte den Angriffsplan geheim, bilde deine Leute aus, aber verrate ihnen nicht, was geschehen soll.«
»Aber zwei Monate sind wenig Zeit, und ich kann ja auch nicht alles allein machen. Irgendjemanden muss ich schon einweihen.«
»Gewiss, aber nur, wenn es unbedingt nötig ist«, warf Sennar ein. »Geheimhaltung ist der Schlüssel zum Erfolg unserer Mission. Und da du nun weißt, was wir vorhaben, liegt unser Leben auch in deiner Hand und damit die Zukunft der gesamten Aufgetauchten Welt.«
Aires schien sich von diesen Worten nicht schrecken zu lassen. Ein verschwörerisches Lächeln ließ ihr Gesicht erstrahlen. »Einverstanden«, sagte sie. »Du weiß ja, Sennar, dass ich Herausforderungen immer liebe. Ich werde mein Möglichstes tun, und wenn ihr mich ruft, werde ich zur Stelle sein.«
28. Trostlose Ebenen
Nach dem Mittagessen brachen Nihal und Sennar auf. Ihr Führer war ein magerer Junge mit rotem Haar und Sommersprossen, einer der wenigen Menschen, die sich den Rebellen angeschlossen hatten. Erneut war der Weg beschwerlich und eintönig. Die Kanäle waren alle gleich, die Dunkelheit undurchdringbar und die schwüle Luft erdrückend. Der Junge war einsilbig, aber flink wie ein Wiesel. Mehr als einmal geschah es, dass er behände in irgendeinen Durchgang kletterte und darin verschwand, sodass sie nach ihm rufen mussten, um nicht allein zurückzubleiben. Aber auch Nihal und Sennar sprachen nicht viel, denn die Anwesenheit dieses sommersprossigen Jungen machte sie ein wenig befangen. So legten sie fast den gesamten Weg wortlos zurück, ein jeder in die eigenen Gedanken vertieft.
»Wir sind da«, sagte der Junge irgendwann und durchbrach damit das lange Schweigen. Er deutete auf einen hellen Punkt in der Ferne. »Hier sind die Kanäle zu Ende. Gleich über uns ist der Hora. Haltet euch immer Richtung Westen, dann gelangt ihr über die Grenze«, fügte er hinzu.
Damit huschte er davon, fast lautlos, wie es seine Art war, ohne ihnen auch nur die Zeit zu lassen, ihm zu danken oder ihn Genaueres zu dem Weg zu fragen, den sie einzuschlagen hatten.
Nun waren sie wieder allein. Mühsam stiegen sie dem Licht entgegen und fanden sich an den Hängen eines riesen großen Vulkans wieder, dessen Grollen meilenweit die Luft erfüllte. Er war völlig anders als der, den sie beim Jol-See gesehen hatten. Dieser hier war ein furchterregend hoher Berg, schwarz von Asche und Lava, einschüchternd wie eine mächtige Gottheit. Wie sie ihn so sahen, wirkte er in der Tat wie ein liegender Gott. Eine weniger steile Flanke fiel Richtung Süden ab, doch sonst ging es zu allen
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