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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Seiten fast senkrecht hinauf. Der Krater selbst war rot wie Blut, und unablässig wurde glühendes Gestein ausgeworfen.
    Als sie sich genauer umblickten, erkannten sie im Norden einen zweiten Berg, der sogar aus dieser Entfernung noch eindrucksvoller wirkte als der Hora, vor dem sie standen. Ein weiterer Vulkan, aller Wahrscheinlichkeit nach der größte der Gegend. »Von Aires weiß ich, dass die Hauptstadt Assa zu Füßen eines enormen Vulkanes liegt, der von jedem Punkt in diesem Land aus zu sehen ist. Er heißt Thal. Das muss er sein«, erklärte Sennar.
    Nihal betrachtete den Berg in der Ferne und musste an ihren Lehrer denken. In Assa hatte der Gnom lange gelebt, nach dieser Stadt hatte er sich in den Jahren seines Exils im Land der Felsen gesehnt, und dorthin war er zurückgekehrt, um den unrechtmäßigen König zu töten, wodurch er selbst zum Mörder wurde. Was Ido jetzt wohl trieb, welche Schlachten er wohl schlug, zusammen mit seinem treuen Vesa? Nihal hoffte inständig, dass es ihm gut gehen möge und dass sie ihn bald schon in den Freien Ländern heil und gesund wiedersehen werde.
    Einen ganzen Tag brauchten sie, nur um den Hora zu umwandern. Dann hielten sie sich, wie angegeben, in westliche Richtung, auf dem Weg in ein Gebiet, das nicht sehr einladend sein konnte, zumindest dem Namen nach zu urteilen: Totenfelder. Aber auch die Landschaft, die sie jetzt durchquerten, hätte man sich schwerlich trostloser vorstellen können. Kein Grashalm weit und breit, die Luft war gesättigt mit einer Unzahl ekelhafter Gerüche, und die Sonne kam nie hinter der dichten schwarzen Wolkendecke hervor. Und dennoch gab es etwas Tröstliches in dem Bild, das sie vor sich hatten, etwas, das die Landschaft weniger trist machte als jene, die sie im Land der Tage passiert hatten. Hier wenigstens war die Einöde nicht die Folge des Zerstörungswahns des Tyrannen. Diese Gegend war auf ihre Art noch unversehrt und unberührt, der Erdboden war hier immer tot gewesen und die Luft immer verpestet, und genau darin lag ihre Schönheit. Es war das Reich einer Natur im Urzustand, ein Ort, wo die Naturgeister noch rein und mächtig waren. Unumschränkt herrschten hier Feuer und Wasser, und noch nicht einmal dem Tyrannen war es gelungen, sich dieses Reich einzuverleiben.
    »Wenn man sich diese Landschaft ansieht, drängt sich der Gedanke auf, dass die Menschen, die Gnomen und alle Geschöpfe, die diese Welt bewohnen, eigentlich nur Eindringlinge sind«, bemerkte Sennar irgendwann.
    Nihal nickte. Angesichts der Allgewalt der Natur an diesem Ort kamen ihr sogar die verheerenden Kriege ihrer Zeit, das viele vergossene Blut, wie eine Nichtigkeit vor. Jetzt glaubte sie zu verstehen, was Shevrars Diener sagen wollte, als er vom ewigen Fließen der Dinge gesprochen hatte. Alles war in Bewegung, in einem Kreislauf, dem es vorherbestimmt war, sich niemals zu schließen, mit einer Zukunft, in der sich noch nicht einmal die Erinnerung an einen Tyrannen gehalten haben würde. Die Geschichte der Erdbewohner würde in einem langen Todeskampf auslaufen, um schließlich ganz in Vergessenheit zu geraten. Und am Ende aller Tage würde von dieser Erde nur noch das Feuer übrig sein, der Fels der Gebirge, das Wasser der Flüsse, die Wellen des Ozeans und der Wind, der über die Ebenen fegte.
    Nach vier Tagesmärschen gelangten sie zu den Totenfeldern und verstanden sogleich, wie passend der Name war für diese weite Ebene, die sich flach und gelb bis zum fernen Horizont hinzog. Sie war getüpfelt mit unzähligen Kratern, einige stießen Rauch aus, andere träge Lavaströme, die sich verteilten und seltsame geometrische Figuren auf den Erdboden zeichneten, aus wieder anderen schössen in regelmäßigen Abständen Wasserfontänen hervor. Kein Leben gab es hier, nur die Erdgewalten.
    Die Totenfelder zu durchqueren, erwies sich als noch viel mühsamer als angenommen. An vielen Stellen war die Erde von breiten Rissen und Gräben durchzogen, und die Lava, die daraus hervorquoll, versperrte ihnen den Weg. Sie mussten sie umwandern, ebenso wie die kleinen Vulkane und Geysire. Hinzu kamen die Hitze und die Luft, die ihnen den Atem nahm. Je länger sie wanderten, desto mutloser wurden sie: Mit unerträglicher Langsamkeit, so schien es ihnen, schleppten sie sich schweißgebadet und mit brennenden Lungen dahin. Nur der Gedanke, dass sie hier unmöglich auf Feinde stoßen würden, tröstete sie. Wozu sollte der Tyrann auch einen Ort überwachen, der sogar von den Fliegen

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