Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
ab, und so viele Leute sind für diese Sache bereits gestorben. Das können wir nicht verdrängen.« Er löste ihre Hände von den Ohren. In ihren Augen standen Tränen. »Du musst weiter«, sagte er.
    Die Halbelfe merkte, dass seine Stimme zitterte, obwohl er dagegen ankämpfte. »Das kannst du nicht von mir verlangen«, erwiderte sie und schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet jetzt, da ich dich endlich gefunden habe, soll ich dich wieder verlassen? Nein, das kann ich nicht!«
    »Für mich ist es auch entsetzlich, aber es gibt keinen anderen Weg.«
    Nihal liefen die Tränen über das Gesicht. »Mich kümmert es nicht, warum wir hier sind. Ich will nichts wissen von den Leuten dort draußen. Wir beide sind hier, jetzt, in diesem Augenblick, das ist das Einzige, was zählt. Ich kann dich doch nicht einfach so auf feindlichem Gebiet zurücklassen, noch dazu schwer verwundet. Nein, das kann ich nicht! Das kann ich nicht, und das will ich nicht!«
    »Wenn tatsächlich ich es bin, nach dem du so lange Zeit gesucht hast, dann musst du gerade deswegen gehen«, erklärte Sennar.
    »Hör doch auf mit solch dummen Orakelsprüchen!«
    »Das sind keine Sprüche«, rief Sennar. Seine Stimme klang nun hart. »Du hast nach einem Ziel gesucht, das deinem Leben einen Sinn geben kann, nach einem Beweggrund, um zu handeln, und der Kraft, es auch tun zu können. Das hast du nun gefunden, aber wenn du jetzt hierbleibst, war deine Entdeckung sinnlos.« »Was ist denn schlecht daran, dass ich bei dir sein will? Ich liebe dich doch. Hast du nicht auch gesehen, wie schlimm es in der Welt draußen zugeht? Die Leute hassen einander, bringen sich gegenseitig um ... Den Tyrannen zu beseitigen, wird daran gar nichts ändern. Solange wir beide hier sind, werden wir nie allein sein und können uns eine Welt schaffen, wie wir sie uns wünschen. Diese Welt hat dein Blut oder mein Opfer nicht verdient.«
    »Das ist nicht wahr, und das weißt du«, erwiderte Sennar. »Laio hat sein Leben gegeben, damit du deinen Weg weitergehen kannst, und jetzt, während wir beide hier sind, kämpfen Soana und Ido weiterhin hartnäckig für die Rettung dieser Welt. Ihretwegen musst du gehen und mich zurücklassen, andernfalls wird das bislang vergossene Blut sinnlos geflossen sein.«
    Nihal begann zu schluchzen, umarmte und drückte ihn, so fest sie konnte. »Ich bitte dich, verlang nicht, dich zu verlassen. Ohne dich kann ich es nicht schaffen. Bis hierher konnte ich nur gelangen, weil du bei mir warst. Ohne dich fehlt mir der Mut. Ich brauche dich ...«
    Sennar drückte sie an sich. Er atmete schwer, und Nihal spürte, wie weh ihm seine eigenen Worte taten und dass es ihm nicht leichtgefallen war, diese Entscheidung zu treffen. »Mir wird nichts geschehen. Du weißt doch, ich bin ein mächtiger Zauberer. In der letzten Schlacht werde ich an deiner Seite sein, und wenn dann alles vorüber ist, können wir endlich das Glück genießen, das wir uns verdient haben. Auch ich will mit dir zusammen sein, aber wenn du jetzt bleibst, wird es keine Welt mehr geben, in der wir leben könnten ...« Er drückte sie noch fester.
    Nihal machte sich von ihm los und trocknete sich mit dem Handrücken die Tränen. »Wenn es hier drinnen doch sicher ist, warum kann ich dann nicht warten, bis du gesund bist?«
    »Weil der Aufgetauchten Welt keine Zeit bleibt. Unser Widerstand wird immer schwächer, und in Kürze wird der Tyrann auch das letzte freie Land unterjocht haben. Ich habe mein Leben der Aufgabe geweiht, diese Welt zu retten, wenn du jetzt bleibst, wird alles vergeblich sein ...«
    »Würdest du mich hier allein zurücklassen?«, fragte sie.
    Sennar schwieg.
    »Antworte.«
    »Ja«, murmelte er, doch Nihal glaubte ihm nicht. Sie wusste, dass er eher gestorben wäre.
    Sennar fasste sie an der Schulter. »Ich bitte dich, gehl Du schaffst es auch ohne mich. Wir müssen ja nicht beisammen sein, um zu wissen, dass wir einander gehören. Sobald es mir besser geht, werde ich selbst von hier verschwinden und mich auf den Weg ins Hauptlager machen. Dort treffen wir uns dann. Nihal, ich bitte dich ...« Die Halbelfe wandte sich ab und weinte leise.
    Den ganzen Morgen über durchkämmte Nihal den Wald und trug so viel Nahrung wie nur möglich zusammen. Die stapelte sie in der Höhle und legte zudem einen Wasservorrat an. Sie überschlug, wie viel Proviant Sennar in einem Monat brauchen würde, und sorgte dafür, dass weit mehr als genug da war. Im Grunde wusste sie, dass Sennar Recht hatte,

Weitere Kostenlose Bücher