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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Sennar schlug die Augen nieder.
    »Sieh mich an«, murmelte sie.
    Sennar tat es. Nihal kam noch näher und ließ ihre Lippen einige Augenblicke auf den seinen ruhen. Sie nahm den Kopf zurück.
    »Ich liebe dich auch und will mit dir zusammen sein«, sagte sie.
    Sennar nahm ihren Kopf zwischen die Hände und küsste sie. Ihm war, als verschmelze er endlich mit ihr, nachdem er sich so lange nach ihr verzehrt hatte.
    Als ihre Lippen die von Sennar berührten, hatte Nihal an den einzigen echten Kuss denken müssen, den sie jemals in ihrem Leben jemandem gegeben hatte, nämlich Fen, in Thoolans Heiligtum. Doch mit Sennar war es etwas anderes, es war die Wirklichkeit. Was sie erlebte, war neu und fremd und gleichzeitig alt und bekannt. Nihal wusste genau, was sie zu tun hatte, so als habe die Berührung mit Sennars Lippen etwas geweckt, was seit Langem schon in ihr ruhte. Nur Sennar konnte es für sie geben, da war sie sich jetzt ganz sicher. Sie hätte nicht sagen können, wie, aber nun fand auch sie sich auf dem Altar wieder, neben Sennar, während ihre Küsse kein Ende nahmen. Sie hörte einen leisen Klagelaut und erinnerte sich wieder an sein verwundetes Bein. »Verzeih mir, ich ...«, begann sie.
    »Es ist alles gut«, unterbrach er sie und küsste sie wieder.
    Jetzt fiel Nihal wieder ein, was Aires geantwortet hatte, als sie sie fragte, woran man denn erkennen könne, dass man den richtigen Weg für sich gefunden habe: Plötzlich überfiel mich die Erkenntnis mit einer solchen Macht, dass ich mich unmöglich entziehen konnte. Das Gleiche fühlte Nihal nun auch: Plötzlich stand ihr die Wahrheit so klar vor Augen, dass sie gar nicht anders konnte, als sie anzunehmen. Jetzt hatte alles einen Sinn: diese Mission, ihre Lebensangst, ihre Suche.
    Sie spürte, wie Sennar die Arme fest um ihre Hüften legte,und wusste plötzlich, dass sie in dieser leidenschaftlichen Umarmung endlich ausruhen konnte. Es war, als sei dies nicht mehr ihr eigener Körper, sie fühlte sich anders, wie noch nie zuvor, fast so, als sei ein Teil ihrer selbst plötzlich befreit worden. Unter Sennars Berührungen wurde ihre Haut neu geboren, ihre Gestalt neu geformt. Sennar rief sie ins Leben zurück, je länger er ihren Körper berührte, desto deutlicher spürte sie, dass die Brücke zu ihrem Innersten immer stabiler wurde. Und als sie schließlich nackt war, empfand sie diese Nacktheit als ein großes Geschenk, das er ihr darbrachte.
    Mit allem, was nun folgte, sagten sie sich das, was sie in all den Jahren nicht ausgesprochen hatten: dass sie einander gehörten, dass sie nichts mehr trennen konnte, dass sie nie mehr allein sein würden, weil jeder ein Teil des anderen war. Und in der Erfüllung erlebte Nihal zum ersten Mal in ihrem Leben, ganz sie selbst zu sein, die echte, wahre Nihal. Ihre Suche war zu Ende.
    Ein paar Tage lang vergaß Nihal alles um sich herum. Sie war bei Sennar und pflegte ihn, ohne sich wegen der Tatsache Sorgen zu machen, dass ihre beschränkten magischen Fähigkeiten bei dieser Wunde wenig ausrichten konnten. Für sie gab es keine Feinde mehr, keine Mission, die zu erfüllen war. Die ganze Welt bestand nur noch aus diesem Raum, in dem sie zusammen waren.
    Daher hörte sie auch die Schritte nicht, die immer häufiger von der Höhlendecke widerhallten, und ebenso wenig die Stimmen, das Rufen über ihren Köpfen. »Es wird lange dauern, bis ich wieder laufen kann«, sagte Sennar am Morgen des sechsten Tages.
    »Wir brauchen nur ein wenig Geduld«, antwortete sie ruhig. »Du weißt, dass ich im Zaubern keine große Leuchte bin, aber ich gebe mir alle Mühe.«
    »Nihal, auch der Knochen ist verletzt, und dagegen vermag deine Magie wirklich wenig, das weißt du. Es kann einen Monat dauern, bis ich hier rauskann«, redete er weiter auf sie ein.
    »Dann müssen wir eben warten.«
    »Die Stimmen der Fammin klangen heute so nahe wie noch nie zuvor«, fuhr er fort. »Hier werden sie uns niemals finden.«
    Sennar nahm sie in die Arme, und Nihal küsste ihn, nahm den Kopf zurück und lächelte ihn an. Als sie jedoch sein Gesicht sah, wich das Lächeln aus ihrem Gesicht. »Was hast du?«
    »Wir können nicht mehr länger untätig hier herumsitzen.«
    »Aber du kannst doch nicht gehen, und so, in deinem Zustand, kommen wir nicht weit.«
    »Ich weiß.«
    »Sennar ...«, sagte sie mit leiser Stimme. Sie begann zu verstehen.
    »Du weißt, warum wir hier sind.«
    Nihal hielt sich die Ohren zu. »Sei still!«
    »Viele Leben hängen von uns

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