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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Männlein jetzt.
    »Du Narr! Woher soll ich wissen, wo der Thronsaal ist? Wie komme ich dorthin?!«, brüllte Nihal weiter.
    Da hob der Mann die Hand und zeigte in den hinteren Teil des Saales, er zitterte am ganzen Leib. »D-d-dort hi-hi-hi-hinten sind die Labore... d-d-d-dort hi-hi-hindurch, da ist eine ho-ho-he Treppe.« Er schluckte. »Z-z-z-zwanzig Absätze hinauf, und d-d-du findest, was du suchst.«
    Nihal rannte in die angegebene Richtung. Es dauerte eine Weile, bis sie die Bibliothek durchquert hatte, doch schließlich gelangte sie zu einer Reihe kleinerer Räume. Sie lagen im Dunkeln, und der Gestank war unerträglich, schimmelig, abgestanden und süßlich - nach Verwesung. Die Labore. Dies mussten die Labore sein.
    Nihal begann zu zittern, als sie sich vorstellte, was dort verborgen sein mochte. Kaum hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, sah sie ganz deutlich, dass vieles hier an Rais' Hütte erinnerte.
    Von der Decke hingen Bunde der verschiedensten Kräuter, und die Regale quollen über von Gläsern und Fläschchen mit den seltsamsten Inhalten. Während sie weiter vordrang, versuchte Nihal, nicht genau hinzuschauen, war sie doch längst gesättigt mit Schreckensbildern, doch bald schon stieg ihr der Geruch von Blut in die Nase. Sie blickte auf und sah das vollkommene Grauen: sezierte Leichen, mit Organen und blutigem Fleisch gefüllte Gläser, abartige Geschöpfe in Ketten, von denen sich einige sogleich auf sie zubewegten, als sie ihrer ansichtig wurden, Kreuzungen verschiedenster Rassen, abgetrennte Gliedmaßen, schauerliche Experimente. Unwillkürlich dachte Nihal an Malerba. Hier also hatte man ihn so zugerichtet. Ein unbändiger Zorn überkam sie, und ihre Schritte wurden immer schneller, bis sie Hals über Kopf aus den Laboren stürzte. Sie rannte, so schnell sie konnte, mit brennenden Schmerzen in der Brust, und als sie die hohe Treppe sah, atmete sie erleichtert auf. Sie stürmte darauf zu und hastete mit weit ausholenden Schritten hinauf.
    Wo steckst du, Elender? Wo steckst du?
    Die Stufen wollten einfach kein Ende nehmen, und irgendwann musste sie stehen bleiben, weil ihr die Luft ausging. Die Schmerzen waren stärker geworden, und Nihal kauerte sich schwer atmend auf eine Stufe. Dort betrachtete sie den Talis man und sah, dass zwei Steine bereits ganz erloschen waren. Die Zeit rannte ihr davon, und jede Verzögerung war ein Luxus, den sie sich nicht erlauben konnte. Nicht nur der Tyrann wartete auf sie, sondern auch Sennar. Einen Augenblick lang schob sich das Gesicht des Magiers vor die Schreckensbilder, die sie gerade in den Laboren gesehen hatte, doch sogleich vertrieb sie diesen Gedanken. Sie musste aufstehen und weiter hinauf. Doch schon nach wenigen Stufen begann sie wieder zu keuchen.
    Endlich gelangte sie in den Thronsaal. Einen Moment lang versuchte sie, zu Atem zu kommen, doch ihr Herz schlug immer schneller. Sie spürte die Anwesenheit des Mannes, den sie suchte. Er war hier. Aster.
    Nihal blickte sich um. Es handelte sich um einen unermesslich weiten Saal mit einem hohen Kreuzrippengewölbe, in fünf Schiffe unterteilt und getragen von solch wuchtigen Säulen, dass drei Männer nicht ausgereicht hätten, ihren Sockel mit ausgebreiteten Armen zu umfassen. Von Verzierungen, Statuen, Flachreliefs oder dergleichen war nichts zu sehen, nur die hohen nackten Wände und die imposanten Kreuzrippen der Decke.
    Nihal kam sich winzig vor. Gleichzeitig nahm sie jedoch ganz deutlich die Gefühle wahr, von denen dieser enorme Raum durchdrungen war: Verzweiflung, eine so tiefe Verzweiflung, dass sie sich nicht in Worte fassen ließ, und Einsamkeit, eine erdrückende Einsamkeit.
    »Was zögerst du, da du mich nun gefunden hast?«
    Nihal spürte, wie ihr Herz in der Brust hämmerte. Das war er. Die Stimme jedoch klang anders als erwartet. Aster musste schon alt sein, doch dies war nicht die Stimme eines alten Mannes, sie klang wie eine Frauen- oder Knabenstimme. Mit ausgestrecktem Schwert drang Nihal weiter in den Saal vor, während das Geräusch ihrer Schritte von den kahlen Wänden widerhallte.
    Sie durchquerte zwei Seitenschiffe und gelangte in das Mittelschiff, das mindestens dreißig Ellen breit war. Der hintere Teil lag im Dunkeln, doch Nihal wusste, dass er sich dort aufhielt. Während sie weiterging, wurde die Finsternis langsam von einem schwachen Licht erhellt. Nihal erkannte die Umrisse eines außerordentlich hohen Thrones.
    »Da du nun schon hier bist, hat es keinen Sinn

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