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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wieder ein paar Schritte und drehte sich dann abrupt um. »Ein Trost, nichts weiter. Illusionen, die sich beim leisesten Windhauch sofort in Luft auflösen. Und ihr klammert euch daran, als seien es ewige Wahrheiten, als gebe es nur eine Gewissheit: die angeborene Güte der Geschöpfe der Aufgetauchten Welt. Dabei ist die einzige Gewissheit der Hass. In dieser Welt weht ein Wind des Bösen, der die Herzen verdirbt und die Seelen vergiftet, die Schlechtigkeit durchdringt alles, infiziert die ganze Erde. Alles ist durchtränkt von Hass und Zerstörungswut. Dies ist die einzige Wahrheit, die wirklich unumstößlich ist.« »Ich habe Geschöpfe kennengelernt, die reinen Herzens waren«, erwiderte Nihal verzweifelt. »Personen, die mir halfen, wenn ich allein war, die sich dem Guten verschrieben hatten.«
    »Gut waren sie nur, weil sie noch nicht in die Lage gekommen waren, sich anders zu verhalten. Alle fühlenden Geschöpfe dieser Welt sind gut und freundlich bis zu dem Moment, da sich dem Hass, der ihnen innewohnt, eine Gelegenheit bietet hervorzubrechen.« Aster blieb stehen und betrachtete sie. »Auch dein treuer Laio, der gute, ach so wehrlose Knappe, fand schließlich die Kraft zu töten.«
    »Wage es nicht, sein Andenken zu besudeln!«, schrie Nihal aufgebracht. »Das ist nicht meine Absicht«, erwiderte Aster ruhig. »Ich möchte dir nur beweisen, dass das Gute flüchtig, das Böse aber ewig ist. Ich musste lange kämpfen, um zu dieser Überzeugung zu gelangen, aber dann akzeptierte ich sie.« Aster schwieg einen Moment, und als er dann fortfuhr, schien ihm das Sprechen Mühe zu bereiten: »Nihal, lange Zeit habe ich an die gleichen Dinge geglaubt wie du heute. Ich bin kein reiner Halbelf: Meine Mutter war eine Halbelfe, doch mein Vater ein Mensch. Damals galten solche Mischehen als Schande, und die Frauen, die sich damit befleckten, waren zu einem erbärmlichen Leben gezwungen. Deshalb versuchte meine Mutter lange, ihre Liebe zu meinem Vater geheim zu halten, doch als ich dann zur Welt kam, stand die Wahrheit jedermann vor Augen. Es gibt keine Halbelfen mit grünen Augen, Nihal. Auf Befehl des Dorfältesten wurde mein Vater umgebracht und meine Mutter mit glühenden Eisen als Dirne gebrandmarkt. Ich war noch nicht einmal drei, als mein Hang zur Magie offenbar wurde. Vielleicht lag es an der Kreuzung zweier Arten, jedenfalls sprach ich schon Zauberformeln und unterhielt mich den Tieren, ohne dass es mir jemand beigebracht hätte.
    Zu jener Zeit waren Magier verhasst im Land der Tage, auf Anordnung des Königs mussten sie alle das Land verlassen, weil er ihre Macht fürchtete. Und so verurteilte man auch mich, den kleinen Knaben, auf der Stelle und ohne Gnade, denn es war ja eine günstige Gelegenheit, zwei Außenseiter, einen Bastard und eine Hure, loszuwerden. So wurde das Land der Nacht mit seiner ewigen Finsternis zu unserer neuen Heimat.
    Wir waren arm und nirgendwo gern gesehen. Ich wegen meines Aussehens und meiner beunruhigenden Fähigkeiten, meine Mutter wegen des Mals auf ihrer Stirn. Für mich war es eine einsame Kindheit, und in dieser Einsamkeit hielt das ›Ideal‹ Einzug in mein Leben und entflammte meine Seele. Von tiefstem Herzen war ich überzeugt, dass es möglich sei, diese Welt vollkommen zu machen, eine Welt ohne Leid und mit Frieden und Wohlergehen für alle zu schaffen, und zu diesem Ziel wollte ich beitragen. Meiner Mutter gelang es, einen Magier zu finden, der mich in die Lehre nahm. Und so begann meine Ausbildung. Im Grunde war es nicht viel, was dieser Zauberer mir noch Neues beibringen konnte, und dennoch war dieser Mann ein guter Lehrer für mich. Zwei Jahre später starb meine Mutter in einer der vielen Auseinandersetzungen zwischen den Grundherren jenes Landes.
    Mit vierzehn Jahren wurde ich zum Zauberer ernannt, was so jung noch niemand geschafft hatte. Ich entsinne mich noch der erschrockenen, verblüfften Gesichter der Leute, die mich zu prüfen hatten. Ja, sie bewunderten mich und fürchteten mich gleichzeitig. Dann bat ich meinen Lehrer, mich der Führung eines hohen Magiers, eines Ratsmitgliedes, anzuvertrauen. Von diesen Männern hatte mir meine Mutter häufiger erzählt, und ich stellte sie mir als strenge Herren mit langen Barten vor, die in geschlossener Runde in einem Saal zusammensaßen und über die Geschicke der Welt berieten. So wie die wollte ich sein. Zwei Jahre schonungslosen Studierens erwarteten mich. Tag und Nacht saß ich über den Büchern, reiste zu fernen

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