Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
die Festung des Tyrannen besonders bedrohlich aussah und wohin sie sich häufig geflüchtet hatte. Auch jetzt setzte sie sich und versank in Gedanken.
    »Störe ich?«
    Nihal schrak hoch. Als sie sah, dass die Person hinter ihr Sennar war, gab sie sich sofort betont zurückhaltend.
    Der Magier setzte sich und blickte sie eine Weile an, bevor er das Wort ergriff. »Ich wusste, dass ich dich hier treffen würde«, sagte er schließlich.
    Die Halbelfe antwortete nicht und starrte weiter auf die düsteren Umrisse der Tyrannenfeste.
    »Verzeih mir bitte, was ich an jenem Abend gesagt habe. Es war dumm und gemein von mir. Ich hab's wirklich nicht so gemeint«, fuhr Sennar fort.
    »Du musst mich nicht um Verzeihung bitten. Was du gesagt hast, stimmt ja. Ich benehme mich dumm und unerträglich, seitdem wir zu dieser verfluchten Reise aufgebrochen sind. Es tut mir leid.« Sie blickte wieder über die Brüstung. »Vielleicht hoffte ich tatsächlich, diese Mission nicht lebend zu überstehen, vielleicht wollte ich deshalb nicht warten, bis die Wunde verheilt war. Dabei habe ich eigentlich keine Angst, verstehst du?« Sennar nickte. »Ich hatte bloß das Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Die Vorstellung, auf Gedeih und Verderb diesem Schicksal ausgeliefert zu sein, treibt mich um.« Sie blickte ihm in die Augen.
    »Ich glaube eigentlich auch, dass diese Mission dein Schicksal ist«, erwiderte er. »Doch wird es sich darin nicht erschöpfen. Es stimmt, du warst nicht frei in deiner Entscheidung, dieses Unternehmen zu beginnen. Aber in deinem Leben wird es noch mehr als dieses Abenteuer geben. Ist erst einmal alles ausgestanden, werden sich dir neue Wege öffnen. Und niemand wird dich dabei zu einer bestimmten Wahl zwingen können. Nur du allein weißt dann, was du zu tun hast. Diese Reise ist nicht mehr als eine Etappe.« »Vielleicht hast du Recht«, antwortete Nihal. »Aber ich spüre, dass von dieser Mission nicht nur das Schicksal der Aufgetauchten Welt abhängt. Es gibt da noch etwas anderes, was ich noch herausfinden muss, wobei ich noch nicht einmal weiß, wo ich suchen soll.« Nihal seufzte. »Früher bin ich immer hierhergekommen, wenn ich mir den Sinn meines Lebens klarmachen wollte, meinen Hass auf den Tyrannen.« Sie deutete auf die düsteren, bedrohlichen Umrisse der Feste. »Heute ist das anders. Gewiss hasse ich den Tyrannen immer noch, aber ich weiß nicht mehr so richtig, was ich tun soll. Ich spüre ja, dass dieser Hass nicht der Sinn meines Lebens sein kann. Aber worin sonst könnte er bestehen?«, fragte sie resigniert, während sie sich zu Sennar umwandte.
    Der Magier antwortete nicht, und so saßen sie beide schweigend da und blickten auf das Domizil des Tyrannen, das sich so mächtig vor ihnen aufbaute.
    »Eins jedoch weiß ich sicher«, murmelte Nihal nach einigen Augenblicken. »Was du damals vor dem Rat gesagt hast, ist wahr. Ohne dich kann ich es nicht schaffen.« Sennar lächelte sie an, nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Nach einer Weile löste sich Nihal von ihm und erwiderte das Lächeln. Im Dunkeln machten sie sich gemeinsam auf den Weg zurück in das Gasthaus.
    Am folgenden Morgen war Sennar in Makrat unterwegs, um ein wenig über ihr nächstes Ziel herauszufinden. Um die Mittagszeit kehrte er zurück und erzählte, die Hochebene, die sie suchten, müsse weiter östlich in den Sershet-Bergen, an der Grenze zum Land der Tage, liegen. Wie er von einem alten Bettler am Stadttor erfahren hatte, war dort seit Jahrhunderten niemand mehr gewesen, weil es da außer Schnee und ewigem Eis absolut nichts gab.
    Nihal überlegte, dass dies ein eigenartiger Ort für das Heiligtum der Sonne war. Zudem herrschte jetzt gerade tiefster Winter, und kein Mensch wusste, was sie dort oben erwartete.
    »Wo liegt das Problem?«, fragte Laio ruhig. »Oarf hat sich doch gut erholt und wird uns eben hinfliegen. Ihr werdet sehen, das wird ein Kinderspiel.« Dann erstrahlten die Augen des Knappen. »Es wird das erste Mal sein, dass ich ein solches Heiligtum betrete.«
    »An deiner Stelle würde ich mich nicht so darüber freuen«, erwiderte Sennar. Leider lagen die Dinge bei Weitem nicht so einfach, wie Laio sich das vorgestellt hatte, und als sie nach einer Tagesreise an den Fuß der Sershet-Berge gelangten, war sofort klar, dass ihr Unternehmen kein Spaziergang werden würde.
    Vor ihnen erhob sich eine Wand aus nacktem Fels. Zwar stiegen die Berge zunächst noch mit grasbewachsenen Hängen sanft von der Ebene

Weitere Kostenlose Bücher