Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
Ritter, stach, von einer unbändigen Wut erfüllt, auf ihn ein. Er sah ihm nicht ins Gesicht und achtete auch nicht auf seine Rüstung. Aber er hatte ihn getroffen, bevor sie dann im Verlauf der Schlacht getrennt wurden und Ido den Ritter aus den Augen verlor.
Jetzt spürte Ido wieder den gleichen Hass wie an jenem Tag in sich hochkochen. Heute würde niemand sie trennen, heute würde er den Ritter büßen lassen für das, was er Nihal angetan hatte. Der Gnom fühlte sich von neuer Kraft erfüllt. Er gab Vesa die Sporen, stürzte sich auf den Ritter vom Orden der Schwarzen Drachen, schlug kräftig gegen dessen Schwert und entfernte sich dann wieder ein Stück. »Dein Feind bin ich«, zischte er.
Der Ritter drehte sich zu ihm um. Er war sehr stattlich, die rote Rüstung schützte jeden Zoll seines Leibes, und auch sein Gesicht war verdeckt. Ein Dämon, so rot wie Blut. Sogar sein Schwert war rot, so scharlachrot wie Vesas Haut. Noch nicht einmal seine Augen konnte Ido erkennen. Als stehe er einer Kriegsmaschine gegenüber, so kam er sich vor.
Der Ritter zeigte sein Schwert als eine Art Gruß und warf sich dann sogleich auf ihn. Und schon entbrannte ein erbitterter Zweikampf. Der Fechtstil des Ritters war dem Idos recht ähnlich: Er bewegte sich nicht mehr als nötig und führte dafür die Schläge aus dem Handgelenk heraus. Dies hätte die Auseinandersetzung interessant machen können, hätte Ido sich nicht vom Zorn blenden lassen.
Ein Hieb erwischte den Gnomen an der Hand, und er zog sich auf Vesa zurück.
Nur die Ruhe, bleib ganz ruhig, verflucht noch mal!
Unter dem Visier seines Feindes drang höhnisches Lachen hervor:
»Du machst dich wohl noch warm ...«
Erneut warf sich Ido auf den Ritter und bedrängte ihn noch heftiger. In all den zurückliegenden Jahren hatte er sich in einem Kampf noch nie so aus der Fassung bringen lassen, hatte nie einen Feind dermaßen gehasst und nie die Ruhe verloren. So nahe wie möglich flog er an den Gegner heran und ließ Vesa die schwarze Bestie mit Krallen und Zähnen attackieren. Immer hektischer wurde der Kampf, doch der Ritter auf dem Schwarzen Drachen ließ sich nicht verunsichern und parierte jeden Schlag. Er war ein großartiger Fechter, wie Ido ihm zugestehen musste. Stark und mutig, aber auch gewitzt und gewandt. Ein außergewöhnlicher Gegner. Wie lange schon hatte er sich nicht mehr mit einem solchen Feind gemessen.
Eine winzige Unaufmerksamkeit, eine etwas unbesonnene Bewegung, ein kleiner Fehler in der Einschätzung: Jedenfalls traf der Stoß des Feindes sein Ziel, und Idos Helm flog davon. Der Gnom verlor das Gleichgewicht und musste sich an Vesa festklammern, um nicht abzustürzen. Als er sich wieder gefangen hatte, zeigte die Schwertspitze des Ritters direkt auf seine Kehle. Ido fand kaum die Zeit zu fluchen: Es ist aus.
»Das war's wohl für dich«, höhnte der Ritter, und mit einem blitzschnellen, präzisen Hieb durchschnitt sein Schwert die Luft.
Unwillkürlich schloss Ido die Augen und spürte, wie ihm die Klinge die Brust aufschlitzte.
Ihm blieb die Luft weg, und er merkte, wie er fortgerissen wurde. Als er die Augen wieder öffnete, stellte er fest, dass Mavern ihn auf seinen Drachen geladen hatte und mit ihm davonflog. Vesa war unterdessen damit beschäftigt, den Drachen des scharlachroten Ritters aufzuhalten.
»Wir sind noch nicht miteinander fertig, Feigling«, brüllte der Ritter Ido nach. Nur widerwillig ließ Ido sich behandeln. Er war wütend und hatte Mavern bereits heftige Vorhaltungen gemacht.
»Was zur Hölle fällt dir bloß ein, dich da einzumischen?«, hatte er ihm röchelnd vorgeworfen, als die Schlacht zu Ende war.
»Falls es dir entgangen sein sollte, ich hab dir das Leben gerettet«, antwortete der General.
»Ach was, ich kam ganz gut allein zurecht!«
»Deine aufgerissene Brust spricht eine andere Sprache.«
»Du hättest einfach nicht eingreifen dürfen. Schluss, aus!«
Mavern hatte keine Lust, das Streitgespräch fortzusetzen. »Dir ist offenbar nicht klar, was du da redest.«
So blieb Ido schließlich allein mit dem Magier, der ihn pflegte. Die Wunde war lang, aber nicht sehr tief.
Eigentlich war der Gnom wütend auf sich selbst. Wie ein Idiot hatte er sich verhalten. Vierzig Jahre tummelte er sich nun schon auf den Schlachtfeldern, aber niemals zuvor hatte er in einem Zweikampf so kläglich versagt, hatte sich wie ein Grünschnabel vorführen lassen. Vor allem aber hatte er bis zu dieser Stunde niemals vor einem
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