Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
Gegner Reißaus genommen.
Ausgerechnet ich, der ich Nihal ein ums andere Mal erklärt habe, wie wichtig es ist, Ruhe zu bewahren, muss wie ein einfacher Soldat drauflosschlagen.
Viel stärker als die Wunde schmerzte ihn das letzte Wort, das ihm der Feind nachgerufen hatte: »Feigling.«
Ein paar Tage musste Ido das Lager hüten. Die Wunde hatte sich entzündet, und der Magier, der ihn behandelte, war unnachgiebig gewesen. Er hatte Ido in sein Zelt verbannt und ihm sogar den einzigen Trost, das Pfeifchen, untersagt.
So blieb dem Gnomen nichts anderes übrig, als wieder und wieder über das Geschehen und seinen Feind nachzugrübeln. Bald war er wie besessen davon.
Als unwürdig empfand er nun die Freude und die Erregung, die ihn während des Duells ergriffen hatten, ein Verhalten, das ihn an seine düstersten Zeiten im Dienste des Tyrannen erinnerte. Dann waren die Scham wegen der Niederlage und die Erinnerung an jene so verächtlich nachgerufene Beleidigung, die ihm immer noch in den Ohren widerhallte. Und nicht zuletzt die an ihre erste Begegnung auf dem Schlachtfeld, als der Ritter Nihal so grausam mitgespielt hatte. All das vermengte sich nun in seinem Kopf, wuchs sich im Fieber zu einem Wahn aus. Allein in seinem Zelt liegend, wurde Ido von seiner Vergangenheit eingeholt und gequält. Gewiss hatte er nicht vergessen, weswegen er sich vom Tyrannen abgewandt hatte und wofür er heute das Schwert führte. Dennoch ging ihm der scharlachrote Krieger nicht aus dem Kopf. In der Leere, die Nihal hinterlassen hatte, erhielt der Kampf für ihn so eine neue Bedeutung. Als Ido wieder gesund war, verflüchtigten sich viele der Albträume, die ihn auf dem Krankenlager gequält hatten, jedoch nicht seine Begierde, sich erneut mit dem Ritter auf dem Schwarzen Drachen zu messen. Als Erstes beschloss der Gnom, sein Schwert schlagkräftiger zu machen. Er hatte es satt, auf dem Schlachtfeld die meiste Zeit damit zuzubringen, auf Schatten einzustechen. Trotz der Zauber, mit denen die Magier die Waffen vor der Schlacht belegten, waren mindestens sechs oder sieben Hiebe nötig, um auch nur einen der vom Tyrannen wiedererweckten Toten aus dem Feld zu schlagen. Daher bat Ido um einen Tag Urlaub, um Soana zu treffen.
Die Zauberin, die auch Nihal in den magischen Künsten unterwiesen hatte, hielt sich gerade im Hauptlager im Land des Wassers auf, wo sie der Nymphe Theris bei der Aufstellung von Truppen zur Seite stand. Es war nicht weit bis dorthin, und binnen einer Stunde traf Ido bei ihr ein.
Sie wirkte geschäftig und faszinierend wie immer. Seit dem Tod ihres Geliebten Fen trug sie stets schwarze Gewänder, die ihre Blässe noch stärker hervorhoben. Sie war gealtert. In ihrem ebenholzfarbenen Haar erkannte Ido hier und da graue Strähnchen, und ein Netz feiner Fältchen fasste ihre dunklen Augen ein. Aber sie war immer noch wunderschön.
Die Magierin empfing den Gnomen wie einen alten Freund. Sie hatte eine etwas kühle, zerstreute Art, eine Aura, die sie unerreichbar erscheinen ließ, doch Ido schätzte gerade diese Distanz zwischen ihnen. Und darüber hinaus gab es da etwas, das sie über jede Verschiedenheit hinweg verband, und das war Nihal.
Sie unterhielten sich über die militärische Lage und den Frontverlauf, und Ido erklärte ihr die Situation.
Als der Gnom geendet hatte, blickte Soana ihn nachdenklich an. »Ich muss genau wissen, wozu dir das Schwert dienen soll, damit ich es mit dem passenden Zauber belegen kann. Die Formeln, die vor der Schlacht gesprochen werden, reichen dir wohl nicht?«
Ido seufzte. »Nein, die sind nicht effektiv genug. Zudem verfügen die Offiziere des Tyrannen über Waffen, deren Schlagkraft durch obskure Formeln vervielfacht wird. Und mit diesen muss ich mich messen können. Ich brauche ein Schwert, das es mit den Teufeleien des Tyrannen aufnehmen kann.«
Soana runzelte die Stirn. »Du bittest mich also, dir mit einem verbotenen Zauber zu helfen?«
»Du weißt genau, dass ich das nie tun würde.« »Was möchtest du dann?« Ido zögerte. »Mein Bruder besaß eine ganz besondere Rüstung. Sie war fast lebendig, denn wurde sie beschädigt, reparierte sie sich von ganz allein. Was lässt sich gegen eine solche Rüstung ausrichten?« Der Gnom brach ab und schlug die Augen nieder. Zum ersten Mal sprach er nun über seinen Bruder nach dessen Hinrichtung, die nach dessen Niederlage gegen Nihal vollzogen worden war.
Soana dachte lange nach. »Solchem Zauber ist nicht leicht beizukommen, vor
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