Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
legte sich Laio erst spät zum Schlafen nieder, und Nihal und Sennar mussten den Aufbruch verschieben. Die Halbelfe lag wach auf ihrem Lager und wartete darauf, dass die Atemzüge ihres Knappen tief und regelmäßig klangen. Als sie merkte, dass er eingeschlafen war, stand sie auf. Sie warf noch einen letzten Blick auf den Freund, gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange und eilte hinaus, bevor sie ihren Entschluss bereuen konnte.
    Sennar wartete draußen auf sie. Nihal wich seinem Blick aus und lief zu den Stallungen. »Ich muss zu Oarf«, rief sie nur und eilte davon.
    Die Stallungen waren an diesem Abend mit vielen Drachen besetzt, aber nur einer war wach. Nihal näherte sich ihm, lächelte ihn an und streichelte seinen Kopf. Oarf blickte sie traurig und flehend an. Nihal schmerzte das Herz bei der Vorstellung, ihn zurücklassen zu müssen, aber sich mit einem Drachen auf feindlichem Gebiet aufzuhalten, wäre glatter Selbstmord.
    »Verzeih mir, Oarf. Du weißt, am liebsten hätte ich dich immer bei mir. Aber es geht nicht. Wir müssen in ein Gebiet, das von Feinden besetzt ist, und wir dürfen nicht entdeckt werden. Es tut mir so leid.«
    Der Drache schüttelte den Kopf, um Nihals Hand abzuschütteln.
    »Sei nicht so abweisend. Ich weiß, dass du mich verstehen kannst.«
    Zum ersten Mal brachte der stolze Blick des Tieres Nihal in Verlegenheit. »Ich komme bald zurück. Ehrenwort.«
    Oarf starrte sie aus seinen roten Augen an.
    »Lebwohl«, sagte Nihal, während sie sich erhob. Und ohne sich noch einmal umzublicken, verließ sie die Stallungen.

In Feindesland
    Jede Nacht durchläuft der Jäger den gesamten Himmelsbogen von Ost nach West. Er besteht aus zwanzig Sternen, von denen die ersten beiden auffallend hell funkeln. Der eine hat die Farbe des Meerwassers, der andere die rauchender Glut. Sie sind Zwillinge am Himmel und umtanzen einander in ewigen, vollkommenen Drehungen. Iresh habe ich sie genannt, die Tänzer.
    AUFZEICHNUNGEN DES KÖNIGLICHEN ASTRONOMEN, IM OBSERVATORIUM VON SEFERDI, FRAGMENT

10. Düstere Vorzeichen
    Zu Pferd verließen Sennar und Nihal das Hauptlager, entschlossen, rasch so viele Meilen wie möglich zwischen sich und Laio zu bringen. Während sie spornstreichs im Mondlicht davongaloppierten, lauschte Nihal angestrengt auf jeden Laut in ihrem Rücken: Rascheln, Rauschen, Hufgetrappel. Aber niemand schien ihnen zu folgen. Binnen acht Tagen erreichten sie wieder die Hänge der Sershet-Berge, und nach weiteren zwei Tagen gelangten sie in die Nähe des ersten Passes. In einem Dorf ließen sie die Pferde zurück und begannen mit dem Aufstieg. Zunächst ging es noch sanft bergauf, und erst im letzten Abschnitt wurde der Weg sehr steil. Am Morgen des dritten Tages standen sie am Pass.
    Früher einmal, bevor der Tyrann diese Gegend unterwarf, hatte es einen blühenden Handel zwischen dem Land der Sonne und dem Land der Tage gegeben, und Fleiß und Erfindungsgabe von Menschen und Halbelfen hatten viele Übergänge in diesem Gebirge geschaffen. Damals, in Friedenszeiten, waren diese Pässe häufig begangen worden, und obwohl unzugänglich, waren die Berge nie so verwaist gewesen. An den Wegen, die die beiden Länder verbanden, waren Gasthäuser und Märkte entstanden, wo sich die Kaufleute stärken und ihre Ware feilbieten konnten.
    Jetzt war das anders, keiner der Pässe wurde noch genutzt. Viele waren zerstört worden im Lauf der Schlachten, die auf das Massaker an den Halbelfen folgten, andere hatte man unpassierbar gemacht, um Grenzüberschreitungen zu verhindern, wieder andere waren einfach durch mangelnde Nutzung unwegsam geworden. Niemand wusste, welche noch gangbar waren. Nihal und Sennar hofften, dass sie beim ersten Versuch Glück haben würden, und zunächst schien es ihnen tatsächlich hold zu sein.
    Der Pass war in einem annehmbaren Zustand und das Wetter gut. Doch kaum hatten sie ihn überquert und blickten in das Tal hinunter, erkannten sie etwas, das ihr Unterfangen sehr erschweren sollte.
    »Das hätten wir uns ja auch denken können ...«, murmelte Sennar.
    Eine riesengroße Mauer baute sich, soweit das Auge reichte, vor ihnen auf, zog sich durch das Gebirge und versperrte ihnen einige hundert Ellen unterhalb den Weg. Diese Mauer aus Stein und Felsblöcken war gewaltig. Im Abstand von etwa dreihundert Ellen erkannten sie Wachtürme, zwischen denen Fammin hin und her patrouillierten. Bevor sie zu ihrer Mission aufgebrochen waren, hatten sich Nihal und Sennar mit Ido über die Lage

Weitere Kostenlose Bücher