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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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gefasst den Brief zusammen und erklärte in für ihn ungewohnt ernstem Ton: »Ich bitte um ein Schwert und ein Pferd.«
    »Hast du alles gelesen?«, fragte Nelgar.
    »Natürlich«, antwortete Laio, immer noch todernst.
    »Wozu brauchst du dann ein Pferd und eine Waffe?«
    »Ihr kennt mich doch, das muss ich wohl nicht erklären.«
    Nelgar seufzte. »Ich habe versprochen, auf alle Fälle zu verhindern, dass du ihr folgst.« »Und ich meinerseits werde alles daran setzen, sie zu finden. Daher bitte ich Euch, eingedenk der langen Zeit, die ich hier meinen Dienst tat, erspart uns beiden ein großes Theater. Gebt mir ein Pferd und lasst mich ziehen!«
    »Das kann ich nicht.«
    Laio spürte in sich die gleiche Entschlossenheit, die ihn ein Jahr zuvor dazu befähigt hatte, sich gegen seinen Vater zu stellen und seinen eigenen Weg zu gehen. Und auch dieses Mal würde er sich nicht aufhalten lassen. »Gebt mir eine Waffe und ein Pferd!« »Jetzt gib endlich Ruhe, sonst lasse ich dich in Ketten legen.«
    »Auch davon ließe ich mich nicht aufhalten.«
    »Das ist doch der reinste Schwachsinn!«, verlor Nelgar die Geduld. »Du kannst dir doch wohl selbst vorstellen, welchen Gefahren du ausgesetzt wärest in einem feindlichen Land. Nihal ging es nur darum, dich zu schützen.«
    »Nihal hat über meinen Kopf hinweg entschieden. Aber ich bin kein Kind mehr, auch wenn ihr alle mich immer noch so behandelt. Ich weiß, dass sie mich mehr braucht als Ihr hier im Lager. Das ist kein Schwachsinn, sondern mein Entschluss«, erklärte er mit fester Stimme.
    »Wenn dies dein Entschluss ist, so lässt du mir keine andere Wahl.« Nelgar rief zwei Wachsoldaten herbei. »Sperrt ihn irgendwo ein und passt gut auf ihn auf.« Die beiden Männer blickten sich ratlos an; dann ergriff einer von ihnen das Wort: »Aber ... er ist doch einer von uns ...«
    »Ihr sollt hier nicht diskutieren, sondern gehorchen!«, machte Nelgar kurzen Prozess. Die Soldaten wandten sich Laio zu, der sich ein wenig wehrte, doch die beiden waren sehr viel stärker als er. Im Nu hatten sie ihn bewegungsunfähig gemacht. »Wenn Ihr glaubt, ich würde aufgeben, so habt Ihr Euch getäuscht«, rief der Knappe, während die Wachen ihn wegschleppten.
    Eingesperrt in einem dunklen, feuchten Raum, verbrachte Laio die Nacht. Anfangs standen ihm die Tränen in den Augen, so furchtbar machtlos fühlte er sich. Vor allem aber kam er sich wie ein Idiot vor. Ähnlich wie damals zu Zeiten seiner Ausbildung in der Akademie, als er von allen Schülern der Schwächste gewesen war und jedermann sich über ihn lustig gemacht hatte.
    Die ganze Nacht zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er aus dem Lager fliehen könnte. Mit ein wenig Glück, dachte er, dürfte das eigentlich nicht so schwierig sein. Er war kein Feind und wurde daher nicht übermäßig streng bewacht. Die Hände hatten sie ihm nicht gebunden und ihn auch nicht durchsucht, bevor sie ihn allein ließen. Er betrachtete die Wände des Raumes, sie waren aus großen quadratischen Blöcken gemauert, und einer davon wirkte ein wenig wacklig. Ein Tag Arbeit würde wohl genügen, um ihn ganz zu lösen und sich so einen Fluchtweg zu schaffen. Er suchte in seinen Taschen und fand noch das alte Messer, das er immer benutzt hatte, als er allein im Wald lebte, bevor er dann Idos, später Nihals Knappe wurde. Die Klinge war zwar stumpf, aber für sein Vorhaben durchaus zu gebrauchen. Er musste nur den Kalk herauskratzen, der den Quader mit den anderen Steinen verband.
    Den ganzen Tag über konnte sich Laio fast ohne Unterbrechungen an der Wand zu schaffen machen. Nur am Vormittag und am frühen Nachmittag kam eine Wache vorbei, um ihm etwas zu essen zu bringen und zu schauen, was er machte. Und bei diesen Gelegenheiten merkte Laio, wie sehr das lange Zusammensein mit Nihal und Sennar sein Wahrnehmungsvermögen geschärft hatte. Beide Male nämlich hörte er die Wachen rechtzeitig genug, um den Kalk am Boden in eine Ecke zu schieben und ein paar Decken darüberzuwerfen.
    Dann setzte er sich rasch so vor die Wand, dass der Hereinkommende nichts merken konnte.
    In der zweiten Nacht seiner Gefangenschaft war alles zur Flucht vorbereitet. Als es dunkel war, kroch Laio ins Freie. Und das Glück stand ihm zur Seite: Die Wache döste in einer Ecke. Auf Zehenspitzen schlich Laio auf den Soldaten zu und zog ihm das Schwert aus der Scheide. Dann hüllte er sich in einen schwarzen Umhang und hastete auf den Palisadenzaun zu, der das Lager umgab.
    Den

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