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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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denn der Boden war stellenweise mit Eis überzogen, und ein falscher Schritt hätte genügt, um sofort in die Tiefe zu stürzen. Immer weiter führte der Pfad um eine Bergflanke herum. Von Fammin war nichts zu sehen. Die Landschaft hatte sich nicht verändert, sodass sie sich durchaus noch im Land der Sonne hätten wähnen können. Doch sie befanden sich schon auf feindlichem Gebiet.
    Vier Tage brauchten sie für den Abstieg aus den Sershet-Bergen. Auf der dem Land der Tage zugewandten Seite war das Gebirge weniger steil, und am zweiten Tag hatte der Sturm sich gelegt.
    Nihal wusste, dass sie in den ersten Märztagen vom Hauptlager aufgebrochen waren, sie mussten sich also jetzt in der zweiten Monatshälfte befinden, doch der Kälte nach zu urteilen, war es noch tiefster Winter. Die Landschaft war nun völlig anders als im Land der Sonne, statt Wald wuchs hier spärliches Gras von kränklichem Gelb, und daneben gab es nichts anderes als Fels. Zersplittert, abgeschliffen von Wasser und Eis, rau und zernagt. In den vier Tagen des Abstiegs sahen sie kein einziges Mal die Sonne, ja, sie ahnten noch nicht einmal, wo sie hinter der dichten Wolkendecke stehen mochte. »Wenn sich das Wetter nicht bald bessert, sitzen wir in der Klemme«, bemerkte Sennar mit einem besorgten Blick zum Himmel.
    »Wieso? Können wir uns denn zur Orientierung nicht mit deiner Magie behelfen?« »Zaubern möchte ich hier lieber nicht, Magier bemerken sofort die Präsenz anderer Magier. Man könnte uns dadurch aufspüren.«
    Bevor sie weiter in das Tal hinabstiegen, zog sich Nihal ihren Umhang über den Kopf, und Sennar tat es ihr nach.
    So marschierten sie hintereinander her durch die Abenddämmerung, bis ihnen plötzlich hinter einer Biegung klar wurde, dass sie angekommen waren. Vor ihnen lag das Land der Tage.

11. Laios Abenteuer
    Am Morien, an dem Sennar und Nihal aufgebrochen waren, wachte Laio spät auf und dachte, dass seine Gefährten sich wohl irgendwo im Lager aufhielten. So drehte er sich auf die andere Seite und schlief weiter.
    Die Sonne stand schon hoch, als er endlich aufstand und aus dem Zelt trat. Nach einiger Zeit wunderte er sich, dass er Nihal und Sennar nirgendwo begegnete, und ihn beschlichen die ersten Zweifel. So groß war das Hauptlager nicht: Eigentlich hätte er ihnen über den Weg laufen müssen.
    Als er sie auch beim Mittagessen nicht erblickte, hielt er sich nicht erst mit Essen auf, sondern rannte sofort zu Nelgar.
    Die Miene des Generals verfinsterte sich, als Laio zu ihm hereinstürzte. »Was führt dich zu mir?«, fragte er.
    »Wisst Ihr vielleicht, wo ich Nihal finden kann? Sie ist jetzt nicht zum Essen gekommen, und den ganzen Morgen habe ich sie noch nicht gesehen.«
    Nelgar senkte den Blick. »Nach der Mittagspause lasse ich nach ihr und Sennar suchen«, erklärte er beiläufig.
    »Wisst Ihr denn nicht, wo sie sein könnten?«, ließ Laio nicht locker.
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    Für Laio klang das wenig überzeugend, und er wurde immer misstrauischer. »Was verheimlicht Ihr mir?«
    Schon bei diesem ersten Ansturm knickte Nelgar ein. Mit einer Hand fuhr er unter seinen Waffenrock, zog ein Pergament hervor und reichte es ihm ohne ein Wort. Laio entfaltete es und las.
    Es tut mir wirklich sehr, sehr leid. Lange habe ich gegrübelt und hin und her überlegt; glaub mir, der Entschluss ist mir nicht leichtgefallen. Aber jetzt weiß ich, dass es so am besten ist. Ich bin aufgebrochen. Wenn alles gut geht, bin ich, wenn Du diesen Brief liest, schon ein ordentliches Stück vorangekommen. Hoffentlich kannst Du mir verzeihen.
    Ich handele nicht so, weil ich vielleicht glaube, dass Du überflüssig bist, oder weil ich Dich nicht bei mir haben will. Im Gegenteil brauche ich Dich, und eben deswegen konnte ich es Dir nicht erlauben, mit uns zu kommen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Dir etwas zustößt.
    Bitte sei so klug und komm mir nicht nach. Bleib im Lager oder begib Dich zu Ido, das wird vielleicht das Beste sein. Unsere Armee braucht Dich, und Ido wäre mit einem tüchtigen Knappen gedient.
    Um Deine Aufgabe zu erfüllen, musst Du nicht bei mir sein. Deine Pflichten liegen in den Freien Ländern, und ich erwarte von Dir, dass Du sie erfüllst. Wenn ich zurückkomme, wird der Tag ganz nahe sein, auf den wir alle so sehnlich warten. Dazu wirst Du mir dann wieder die Rüstung anlegen und mein Schwert reichen. So wie immer.
    Pass gut auf Dich auf!
    Obwohl sein Gesicht Bände sprach, faltete Laio bemüht

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