Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
Lage wäre der Verlust eines weiteren Freien Landes wirklich katastrophal. Wir müssen das Risiko eingehen und einen Versuch wagen. Und sei es nur, um Zeit zu gewinnen und unsere Verteidigung besser zu organisieren.«
Schließlich kamen sie überein, einen Angriff zu wagen. Ido verband damit keine großen Hoffnungen. Das freie Land des Wassers war auf weniger als die Hälfte seiner Größe zusammengeschrumpft, und überall herrschten Not und Verzweiflung. Gallas Worten zum Trotz waren die Truppen, die das Land zur Verfügung stellen konnte, kaum der Rede wert und bestanden fast ausschließlich aus Männern, für die das Schlachtfeld fremdes Terrain war. Dieses Land vor dem Zugriff des Tyrannen zu bewahren, würde allenfalls dazu dienen, die Moral der Soldaten zu heben. Dennoch trug der Gnom der Versammlung seine Zweifel nicht offen vor. Es wäre zu grausam gewesen jenen gegenüber, die verzweifelt nach einem Fünkchen Hoffnung suchten, und auch den Feind um nur eine Meile zurückzudrängen, war immer noch besser als gar nichts. Die Offensive wurde für den folgenden Monat geplant.
Einige Tage später traf ein Kurier im Lager ein und fragte nach Ido. »Der Oberste General Raven wünscht Euch in der Akademie zu sehen«, erklärte er ohne lange Vorrede, nachdem man ihn in das Zelt des Gnomen geführt hatte.
Zunächst war Ido nur verblüfft, dann begann er sich zu ärgern. Wenn Raven ihn zu sich bestellte, konnte das mit Sicherheit nichts Gutes bedeuten. Das Verhältnis der beiden war erheblich gestört. Raven hatte sein Misstrauen dem Gnomen gegenüber nie ablegen wollen, und dieser seinerseits verübelte es dem General, dass der ihm seit seinem Übertritt in das Heer der Freien Länder unablässig Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte.
Dennoch, wenn der Oberste General etwas befahl, blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Daher bestieg Ido seinen Vesa und flog wieder einmal nach Makrat in die verhasste Akademie.
Auch jetzt musste er wieder die übliche Prozedur über sich ergehen lassen. Das hieß eine Stunde sinnlosen Wartens, bevor er in den Audienzsaal vorgelassen wurde und Raven sich dazu herabließ, ihn zu empfangen.
Wie üblich begnügte sich Ido mit einer flüchtigen Verneigung. Das Knie gebeugt hatte er nie vor diesem aufgeblasenen Kerl und hatte auch nicht vor, jetzt damit anzufangen. »Meinst du nicht, du solltest endlich mal mit diesen infantilen Gesten aufhören?«, begrüßte Raven ihn gereizt.
Eigenartigerweise war diesmal nicht sein geliebtes Hündchen bei ihm, und auch seine Rüstung wirkte an diesem Tag, anders als sonst, ungewöhnlich nüchtern. »Daran solltest du dich mittlerweile gewöhnt haben«, antwortete Ido.
»Auch du hast die Dienstgrade zu respektieren.«
Ido schnaubte. »Diese Unterredungen sind für uns beide keine Freude. Sehen wir doch zu, dass wir sie so rasch wie möglich hinter uns bringen.«
»Einverstanden. Also, die militärische Lage ist alles andere als rosig, das weißt du besser als ich. Wir haben zu wenige Soldaten, vor allem angesichts der ungeheuren Anzahl von Kriegern, die der Tyrann in die Schlacht werfen kann. Die Lage ist kritisch und verlangt drastische Maßnahmen.«
»Das ist mir nicht neu. Wenn ich mich nicht irre, haben wir doch gerade erst im Rat darüber debattiert.«
Es war nicht zu übersehen, dass Raven seinen Zorn nur mit Mühe zügeln konnte, und fast bereute es Ido, ihn so gereizt zu haben.
»Sehr gut, du willst also, dass ich gleich zur Sache komme... Ich habe mich mit den Lehrern dieser Akademie beraten, und wir haben einen Entschluss gefasst. Schüler, deren Ausbildung schon weiter fortgeschritten ist, sollen jetzt mit in die Schlacht ziehen.«
Unwillkürlich verdrehte Ido die Augen. »Du meinst die Jungen, die noch nicht persönlich von einem Drachenritter ausgebildet werden?«
»Ganz richtig.«
»Aber das sind doch noch Kinder, die nie ein Schlachtfeld aus der Nähe gesehen haben... Ich weiß wirklich nicht, was das bringen soll...«
»Erstens werden sie hier ordentlich ausgebildet, und zweitens sagte ich ja schon, dass die Situation dramatisch ist. Wir brauchen Soldaten, so viele wir auftreiben können. Ein Krieger mit unvollständiger Ausbildung ist immer noch besser als ein Bauer oder ein Schäfer, der zum ersten Mal ein Schwert zur Hand nimmt, wie wir sie in früheren Schlachten schon eingesetzt haben.«
»Schön und gut, aber was hat das alles mit mir zu tun?«, fragte Ido ungeduldig. Und bereits während er die Frage
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