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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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begannen mit den weiteren Auswahlverfahren. Zunächst ging es darum, sie gegeneinander kämpfen zu lassen, um weitere Kandidaten herauszusieben. Mindestens eine halbe Stunde dauerte die Prüfung für jeden Schüler, was die beiden Lehrer in Atem hielt und darüber hinaus die normalen Abläufe in der Akademie durcheinanderbrachte.
    Bald machte sich Unmut im gesamten Gebäude breit. Die anderen Lehrer murrten über die Störungen ihrer eigenen Arbeiten, und viele Schüler sträubten sich, die Beurteilungen der beiden Prüfer einfach so hinzunehmen. War er einmal nicht mit seiner Aufgabe beschäftigt, verließ Ido seine Kammer nicht. Diese bedrückende Atmosphäre nahm ihm jede Lust dazu.
    Aber auch der Auftrag selbst konnte ihn nicht begeistern. Von wegen neue Verantwortung, von wegen ein Beweis bisher unbekannter Wertschätzung vonseiten Ravens. Es war nur ein weiterer Reinfall. Und was die künftigen Krieger anging, so blickten sie ihn meist nur gleichgültig an. Es war offensichtlich, dass diese Jungen keinerlei Respekt vor ihm hatten. Dennoch bemühte sich Ido, ganz unparteiisch vorzugehen. Er studierte die Fechtkünste der Schüler, ignorierte, soweit möglich, Bemerkungen und genervte Blicke, verteilte sogar hier und da Ratschläge, die dann üblicherweise mit wenig überzeugt klingendem Gemurmel aufgenommen wurden.
    Sortierte er jemanden aus, erntete er dafür nicht selten hasserfüllte Blicke. Interessant, wie sehr sie darauf brennen, ins Gras tu beißen, solange sie noch nie gekämpft haben, und wie kleinlaut sie dann werden, sobald ihnen der Geruch der Schlacht in die Nase steigt. Von den hundertfünfzig Schülern, die Ido auf Herz und Nieren prüfte, blieben nach einer Woche noch sechzig übrig. Parsel hingegen hatte rund hundert ausgewählt, aber bei beiden Gruppen war das letzte Wort noch nicht gesprochen. Zum Schluss würden sie alle gegen ihre Prüfer kämpfen müssen, um zu zeigen, was wirklich in ihnen steckte. Als die ersten Entscheidungen gefallen waren, wurde die Atmosphäre in der Akademie noch frostiger. War Ido in den Fluren des Gebäudes unterwegs, sah er an jeder Ecke tuschelnde Jungen zusammenstehen. Der Gnom hatte die Kommentare und die überheblichen Blicke, mit denen man ihn hier bedachte, längst gründlich satt. Zudem ging man mit Parsel ganz anders um. Gewiss waren einige Jungen auch mit dessen Urteil oft nicht zufrieden, doch ließen sich alle Unstimmigkeiten stets durch ein paar freundliche Erklärungen beilegen, während Idos Entscheidungen jedes Mal lange, mühsame Auseinandersetzungen nach sich zogen.
    Der Gnom jedoch war kein Typ, der seinen Ärger lange in sich hineinfraß, drückte ihn ein Stein im Schuh, holte er ihn eben heraus. Und so kam es, dass die Lage sich eines Abends verschärfte. Ido saß im Speisesaal vor seiner Suppe und versuchte, das übliche Gemurmel um ihn herum von sich fernzuhalten. Er spürte, dass er eher unerfreuliche Dinge aufgeschnappt hätte, und hatte eigentlich nicht vor, seine Zeit mit Streiten zu vergeuden. Er wollte nur noch seinen Auftrag zu Ende bringen und dann schleunigst von dort verschwinden. Zwei Schüler jedoch unterhielten sich zu laut und zu nahe bei ihm. Er erinnerte sich an die beiden, er hatte sie am Vorabend geprüft. Einer von ihnen, ein spindeldürrer Junge mit Haaren so blond, dass er wie ein Albino aussah, war nicht weitergekommen.
    »Er hat mich rausgeschmissen ...«
    »Mach dir nichts draus, du wirst noch mehr Chancen bekommen.«
    »Der Krieg wartet aber nicht auf mich.«
    »Ach was, der Krieg ist noch lange nicht zu Ende.«
    »Das sagst du nur, weil du noch dabei bist. Der Zwerg hat ja keine Ahnung. Ich war immer der beste Fechter meiner Klasse ...«
    »Pst, nicht so laut, er könnte dich hören ...«
    »Soll er mich doch ..., dieser Hornochse. In Parsels Gruppe wäre mir das nicht passiert.« Ido legte den Löffel neben den Teller und drehte sich langsam zu dem Schüler um. »Wiederhole mal, was du gerade gesagt hast«, forderte er ihn in ruhigem Ton auf. Die beiden Jungen rührten sich nicht und aßen weiter.
    Da stand der Gnom auf, ging zu den beiden hin und tippte dem Schüler, den er aussortiert hatte, auf die Schulter.
    Ein Zittern durchlief den Körper des Jungen, der sich aber weiterhin gleichgültig gab. Seine Augen waren auffallend hell, seine Hände nervös, und sein Gesichtsausdruck wirkte aufreizend dreist.
    »He, dich meine ich. Jetzt wiederhole noch mal für mich, was du eben zu deinem Freund gesagt hast. Oder hast

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