Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Luft. »Er bat mich, sein Gedächtnis auszulöschen.« Die anderen schwiegen.
»Habt Ihr diese Bitte erfüllt?«, fragte Rolana leise.
»Ja. Es war das Schwerste, das ich in meinem Leben als Magier der Familie tun musste, doch er ließ mir keine andere Wahl. Danach war er ein anderer. Er konnte sich nicht einmal mehr an seine Gemahlin und seinen verlorenen Sohn erinnern. Doch inzwischen glaube ich, er hat die richtige Entscheidung getroffen. Mykina ist nicht an ihr Ziel gelangt, bei ihm nicht und auch nicht bei mir.«
»Was könnte das sein?«, fragte Ibis und kaute auf ihrer Lippe. »Etwas, das zerschlagen ist und nur als Ganzes einen Wert hat, etwas, das jemand unbedingt besitzen will, etwas, das die Welt zerstören kann?«
Lahryn hob die Hände. »Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich einmal gewusst, worum es sich handelt, doch Mykina hat bei ihrem Angriff nicht nur einen großen Teil meines magischen Wissens zerstört. Viele Erinnerungen sind verschwunden. Vielleicht für immer.«
»Dann hat Mykina von Euch vielleicht doch etwas erfahren, und Ihr könnt Euch nur nicht mehr daran erinnern«, warf Ibis ein.
Der Magier überlegte und schüttelte dann den Kopf.
»Nein, das glaube ich nicht, sie war erfüllt von Wut und Enttäuschung, als ich sie das letzte Mal hier sah. Nein, ich denke, sie ist nicht an ihr Ziel gelangt.«
»Meint Ihr, Mykina ist allein auf der Suche nach diesen wertvollen Teilen?«, fragte Rolana.
Lahryn schüttelte wieder den Kopf. »Sie ist stärker, als ich es dachte, doch nicht in der Lage, eine ganze Burg unter ihren Bann zu bringen. Nein, ich glaube, sie arbeitet für jemanden, der sie mit seiner mächtigen Magie unterstützt. Anders kann ich mir das nicht erklären.«
Sie saßen zusammen, aßen und tranken Wein und grübelten darüber nach, ob es eine Möglichkeit gab, Burg Theron von ihrem Bann zu lösen und den Magier aus seinem Verlies zu befreien. Lahryn riet den Freunden, nach einem magischen Gegenstand Ausschau zu halten, über den Mykina ihre Kräfte bezog, und diesen dann zu zerstören, doch welche Form dieser Gegenstand hatte, konnte er nicht sagen. Über ein Pergament gebeugt, saßen sie da und ließen sich von dem alten Hofmagier die Räume in und unter dem Bergfried und dem Palas skizzieren.
Es wurde Zeit aufzubrechen. Sie mussten die Quelle der Kraft finden, bevor Mykina sie aufspürte. Cay und Thunin eilten noch einmal zur Vorratskammer zurück, um Lahryn für alle Fälle genug Proviant zurückzulassen, dann verabschiedeten sie sich herzlich von dem alten Mann und machten sich auf den Weg zur Burg hinauf. Erfüllt von neuer Hoffnung, blickte Lahryn den Freunden nach. Als Ibis durch die Öffnung verschwand, sah er das Erdhörnchen aus ihrem Bündel lugen.
»Treuloses Biest«, brummte er und ließ sich schwerfälligwieder auf seinen Stuhl sinken. »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.«
Rolana blieb stehen und strich das zerknitterte Pergament glatt.
»Cay, gib mir bitte mehr Licht.«
Der junge Mann hob die Lampe ein Stück höher, so dass der flackernde Feuerschein die eilig hingekritzelten Linien und Symbole erhellte. Rolana strich mit ihrem Finger den Korridor entlang, den sie gerade durchquert hatten.
»Hier ist die Eingangshalle mit dem großen Tor. Meint ihr, wir kommen trotz des Banns hinaus?«
Vlaros schüttelte den Kopf, die anderen zuckten nur die Schultern. Sie einigten sich darauf, es zumindest zu versuchen, und machten sich vorsichtig auf den Weg, doch waren, wie Vlaros gesagt hatte, nicht nur alle Türen magisch verschlossen, auch an den Fenstern scheiterten sie kläglich. So blieb ihnen nur der geheime Weg unter dem Keller, den Lahryn ihnen beschrieben hatte. Durch eine Falltür unter einem leeren Fass führte der feuchte Gang unter dem Wassergraben hindurch bis zur Familiengruft hinüber. Angespannt stiegen sie die Treppe wieder hinunter, passierten einige Kellerräume und traten dann in den nicht mehr benutzten Weinkeller unter dem Ostflügel. Ibis eilte zu dem Fass, klappte den Deckel hoch und beugte sich dann zu der Falltür hinunter. Alle hielten gespannt den Atem an.
Die Finger der Elbe schlossen sich um den eisernen Ring, und mit einem leisen Seufzer klappte die Falltür auf. Flink kletterte Ibis hinunter und kam bereits nach einigen Augenblicken wieder zurück.
»Der Weg ist frei«, meldete sie. »Ein bisschen eng und feucht vielleicht, aber es wird gehen.«
»Gut«, meinte Thunin, »unser Fluchtweg ist gesichert. Dann wollen wir
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