Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
ihr.
    Der Zwerg schüttelte resignierend den Kopf. »Das bildest du dir nur ein.«
    »Nein«, sagte Ibis fest und sah ihn streng an. »Ich rieche Weinfässer und«, sie verstummte und schnüffelte wieder, ihre Augen glitzerten plötzlich wie riesige Smaragde. Flink, als hätte sie nicht mehr als einen Spaziergang hinter sich, eilte sie auf eine unauffällige Holztür zu, öffnete sie und verschwand. Nur einen Augenblick später hörten sie sie kichern und jauchzen.
    »Jetzt ist sie übergeschnappt«, murmelte Thunin und schlurfte auf die Tür zu, doch Cay, der mit hängendem Kopf hinter ihm gestanden hatte, straffte sich plötzlich.
    »Riecht ihr das auch?«, keuchte er und drängte sich dann an dem Zwerg vorbei. Noch bevor der junge Schwertkämpfer die Tür erreichte, riss Ibis sie wieder auf und stand dann breit grinsend im Türrahmen, in der einen Hand eine geräucherte Wurst, in der anderen einen saftigen Schinken. Vlaros fiel auf die Knie. Ein lautloses Schluchzen schüttelte seine Schultern. Rolana stand nur da und starrte die Elbe mit weit aufgerissenen Augen an, doch Cay stürzte vor, brach ein großes Stück Wurst ab und stopfte es sich in den Mund.
    »Wir müssen vorsichtig sein. Ausgehungert, wie wir sind, dürfen wir nur wenig essen«, krächzte Thunin, zog jedoch mit glitzernden Augen sein Messer und schnitt sich eine dicke Scheibe Schinken ab.
    In der weitläufigen Vorratskammer fanden die Freunde nicht nur geräucherte Würste und Schinken. Es gab Fässer mit eingelegtem Fisch oder Kraut, Säcke voller Nüsse, getrocknete Früchte, alle Arten von Getreide, Honig und Sirup, Gewürze und große, runde Käselaibe, Fässer mit eingelegten Gurken und Zwiebeln und zu ihrer großen Erleichterung auch eine Zisterne mit frischem Wasser. Sie zwangen sich, langsam zu trinken und nicht zu viel zu essen, doch bei diesem Berg an Köstlichkeiten fiel ihnen das schwer. Alle wurden schon bald von Bauchgrimmen und Übelkeit geplagt, doch um ihre Herzen war es wieder viel leichter. Wenn Thunin sich nicht täuschte, dann waren sie weit zurück nach Osten gewandert und standen nun vielleicht in einem der Keller unter Burg Theron.
    Mit prallen Bündeln und vollen Bäuchen verließen sie das Vorratslager. Sie sahen in Räume mit alten Möbeln undsonstigem Gerümpel vergangener Tage und in einen Keller voll mit mannshohen Weinfässern. Thunin schnalzte mit der Zunge und ließ es sich nicht nehmen, einen Schluck aus dem einen oder anderen Fass zu kosten. Auch die anderen waren nicht abgeneigt, nur Rolana schüttelte den Kopf. Als sie den Weinkeller verließen, war es ihnen noch leichter ums Herz zumute. Erfrischt und angeheitert schritten sie voran, und beinahe hätten sie den Lichtschein übersehen, der ihnen von der nächsten Biegung her entgegenschimmerte, doch Ibis’ Sinne waren trotz des Weins geschärft.
    »Licht aus!«, zischte sie. Schnell ließ Thunin die Klappe der Laterne herunterfallen. Unschlüssig blieben sie stehen.
    »Ich sehe mal nach, was sich dort vorne tut«, wisperte Ibis und war verschwunden, bevor die anderen auch nur nicken konnten. Lautlos huschte die Elbe durch die Schatten, bis sie an eine offene Tür kam. Prüfend strich sie mit dem Zeigefinger an den Scharnieren entlang und fühlte den feinen, klebrigen Film.
    Frisch geölt!, dachte sie und schürzte die Lippen. Vor ihr lag ein kurzer Gang, der sich zu einem ungefähr zehn mal zehn Fuß großen Vorplatz öffnete. In der hinteren Wand war ein Torbogen, durch den warmes Licht in den Gang flutete. Die Elbe hörte leise Geräusche, die sie nicht deuten konnte. Neugierig kroch sie näher und lugte dann um die Ecke in einen hell erleuchteten Kellerraum. Fast hätte sie die magische Barriere übersehen. Erst im letzten Moment bemerkte sie das bläuliche Flirren in der Luft und fuhr mit einem lautlosen Seufzer zurück. Einige Augenblicke verharrte sie reglos in der Ecke kauernd, dann wagte sie es, ein Stück vorzurutschen und in den Raum zu spähen.
    Ihre grünen Augen ruhten eine Weile auf dem Rücken eines alten Mannes, der mit gebeugtem Rücken an einem Tisch saß. Sein Umhang war voller Brandlöcher, und auch das schüttere Haar sprach von einer Begegnung mit dem Feuer. Dann wanderte Ibis’ Blick weiter über die seltsame Apparatur, die auf dem Tisch stand, und über die zahlreichen Fläschchen und Tiegel. Ein kleines Erdhörnchen huschte aus einem Nebenraum herein, kletterte am Umhang des Alten hoch und setzte sich dann auf seine Schulter.

Weitere Kostenlose Bücher